Dienstag, 10. November 2020

Öl-Förderung: Wir sind hier nicht in Texas

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Innerhalb des "Kreises" soll nach Öl gesucht werden.

Hirschberg, 13. Juli 2011. (red) Das Unternehmen „Rheinpetroleum GmbH“ aus Heidelberg, vertreten durch das Unternehmen „360plus Consult“, stellte den Antrag auf Zulassung des Hauptbetriebsplanes für die geophysikalische Aufsuchung von Kohlewasserstofflagerstätten im Gebiet „Heidelberg-Weinheim“. Dieser Antrag wurde vom Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) abgelehnt und zunächst eine Infoveranstaltung gefordert.

Von Sabine Prothmann

Konkret gehe es dabei um Erdöl, Erdgas oder Kohle, erklärte Bauamtsleiter Rolf Pflästerer, also um fossile Brennstoffe und zwar in Kleinstmengen.

Das Unternehmen hatte schon eine solche Erlaubnis, diese soll jetzt verlängert werden.

In erste Linie gehe es hierbei um Schallwellenuntersuchung. Durch eventuell durchgeführte Sprengungen müsse man keine Störungen fürchten. Die Sprengstoffmenge von 0,5 bis 1,5 Kilogramm seien vergleichbar mit dem Geräusch, den ein Sack Zement verursache, der vom LKW fällt, erläuterte Pflästerer.

Nach Aussagen des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau seien keine negativen Auswirkungen für Hirschberg zu erwarten.

Dementsprechend machte die Verwaltung zunächst den Vorschlag, diesem Antrag zuzustimmen.

Doch die Mitglieder des ATU sahen dies kritischer.

Birgit Knoblauch (GLH) warnte vor Lärm-Belästigungen durch schweres Gerät und Impulsarbeiten. Zudem tangiere diese Entscheidung die Eigentumsrechte der Bürger. Die Firma stehe in der Pflicht, die Bürgerinnen und Bürger zu informieren.

Die Firma habe versichert, dass bei eventuellen Schäden eine Rekultivierung beziehungsweise Entschädigungszahlung erfolge, erklärte Pflästerer.

„Dürfen die dann einfach so auf ein Gelände drauf, wenn wir die Erlaubnis erteilen““, wollte Werner Volk (FW) wissen. Dies erfolge in Abstimmung mit den Eigentümern, versicherte Manuel Just.

Kunz: „Ich habe ein ungutes Gefühl.“

Wir sollten den Antrag zunächst ablehnen und uns das genauer erklären lassen, meinte auch Karin Kunz (CDU). „Ich habe dabei ein ungutes Gefühl.“

„Mir fehlt hier die Information“, unterstrich Eva-Marie Pfefferle (SPD). Die Eigentumssituation müsse geklärt werden „und wem gehört, was darunter liegt“, wollte sie wissen.

Es handle sich hier um Kleinstvorkommen, beruhigte Pflästerer. „Wir sind hier nicht Texas“, es bestehe nicht die Gefahr von Bohrtürmen oder ähnlichem. Diese Kleinstmengen würden, wenn sie überhaupt gefunden würden, abtransportiert werden.

„Schon vor 40 Jahren wurde hier nach Öl gesucht und nichts gefunden“, erinnerte sich Fritz Bletzer (FW). Und dies werde auch diesmal so sein. Ein großer Schaden werde nicht entstehen.

„Viele haben ein ungutes Gefühl und einfach nicht genug Kenntnisse“, stellte Bürgermeister Just fest.

Dementsprechend formulierte er den Beschlussvorschlag, dem Antrag zunächst nicht zuzustimmen und eine Infoveranstaltung für den Gemeinderat und die Bürgerinnen und Bürger zu beantragen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

Über Hardy Prothmann

Hardy Prothmann (50) ist seit 1991 freier Journalist und Chefredakteur von Rheinneckarblog.de. Er ist Gründungsmitglied von Netzwerk Recherche. Er schreibt am liebsten Porträts und Reportagen oder macht investigative Stücke.