Mittwoch, 16. Dezember 2020

Offener Brief der GLH an die WN: „Wie viel Demokratie verträgt die Presse in Hirschberg?“


Angeblich interessiert sich die WN für die Meinung der Leser. Quelle: WN

Hirschberg/Rhein-Neckar, 22. März 2011. Der Sprecher der Grünen Liste Hirschberg (GLH), Arndt Weidler, ist äußerst unzufrieden mit „redaktioneller Linie“ und journalistischer Leistung der Weinheimer Nachrichten. Deshalb hat er einen offenen Brief verfasst, den er an die Hirschberger Parteien, den Bürgermeister und die örtliche Presse versendet hat. Wir dokumentieren den Brief.

Der Brief ist alles, nur nicht zimperlich: „vordemokratisches Konzept“, „schlecht ausgebildetes redaktionelles Selbstbewußtsein“, „peinliche Regularien“, „der journalistischen Freiheit beraubt, noch eigenständig und aus freien Stücken entscheiden zu können, was in Eurer Zeitung erscheint“, wirft GLH-Sprecher Weidler den Weinheimer Nachrichten vor.

Auch Bürgermeister Just wird kritisiert, wegen eines „wilhelminischen Verständnis von freier Meinungsäußerung“. Auch die RNZ und das hirschbergblog werden kritisiert, „alle diese Medien nutzen ihr Potenzial, qualitativ hochwertige und unabhängige politische Berichterstattung zu betreiben nicht aus“.

Arndt Weidler schlägt deshalb ein Symposium vor: „Ich schlage daher ein öffentliches Symposium zum Thema vor. „Was kann Lokaljournalismus leisten?“ „Wie viel Demokratie verträgt die Presse in Hirschberg?“ könnte der Titel lauten.“

Dokumentation:

Arndt Weidler schreibt an WN-Redakeur Hans-Peter Riethmüller

Lieber Hans-Peter Riethmüller,

den zurückliegenden, kleinen, schriftlichen Disput zwischen uns, möchte ich zum Anlass für einen „Offenen Brief“ zum Zustand der Lokalpresse nehmen. Verzeihe mir also bitte, dass ich den Kreis der Mitleser/innen, weil der Angesprochenen und Betroffenen, hiermit erweitere.

WN-Redakteur Riethmüller hatte zuvor geschrieben, dass die Parteien immer vor den Wahlen auf die WN zukämen und sich benachteiligt fühlten. Wegen eines „Konzepts“ habe man auf die Wahrnehmung von Terminen verzichtet, auch Termine wie das „Kulturfrühstück“ der GLH fielen darunter, denn „warum findet dieser sonst so unmittelbar vor dem Urnengang statt“? Man habe auch nicht zu traditionellen Aschermittwochsveranstaltungen anderer Parteien geschrieben.

Der offene Brief von GLH-Sprecher Weidler an WN-Redakteur Riethmüller

Ich beginne mit einer Antwort auf deine Replik von vorgestern: Es geht ja nicht einmal um Benachteiligung der GLH. Schlimm genug, dass ihr den anderen politischen Akteuren die Aufmerksamkeit ebenso verweigert.

Selbstverständlich kenne ich Euer so genanntes Konzept, das ich ehrlich gesagt für vordemokratisch halte und zudem aus meiner Sicht auch Ausdruck eines schlecht ausgebildeten redaktionellen Selbstbewußtseins zu sein scheint. Die RNZ geht mit der Situation aus meiner Sicht weitaus souveräner um.

Natürlich seid Ihr die „Bestimmer“ über die Inhalte in Eurer Zeitung: Es ist Euer Recht darüber zu entscheiden, ob eine Veranstaltung inhaltlich und qualitativ ausreichend hergibt, um in der Berichterstattung berücksichtigt zu werden. In Wirklichkeit tut Ihr das aber nicht.

Die WN verschanzt sich vielmehr hinter peinlichen Regularien. Ihr würdet meiner Meinung nach wesentlich glaubwürdiger und auch unabhängiger wirken, wenn ihr allein unter redaktionellen und inhaltlichen Gesichtspunkten entscheiden würdet worüber berichtet wird und nicht unter dem Diktum „jeder hat zwei Schuss frei“ – egal wie inhaltsarm der Beitrag dann auch sein mag.

Vielmehr glaube ich, dass Ihr Euch unnötigerweise mit diesem Vorgehen der eigenen journalistischen Freiheit beraubt, noch eigenständig und aus freien Stücken entscheiden zu können, was in Eurer Zeitung erscheint. Im Zweifelsfall (wäret Ihr denn konsequent) müsstet Ihr jeden Unsinn veröffentlichen, der verzapft wird – nach dem Motto: „die haben ja noch einen Artikel gut“.

Es ist Aufgabe der Parteien und der Wählervereinigungen an der politischen Willensbildung mitzuwirken. Der politische Wille des Volkes drückt sich in unserem demokratischen System durch Wahlen aus. Natürlich führt das zwangsläufig zu einer Häufung von Veranstaltungen vor den Wahlen – wo lebt ihr denn bei der WN? Aber es ist jedem politischen Wettbewerber doch selbst überlassen, wie viele öffentliche Termine oder Veranstaltungen er in der Wahlkampfzeit organisiert. Ihr seid so frei zu berichten – oder eben nicht. Unabhängig von vorab festgelegten Quoten.

Am Rande: Es mag Euch nicht immer transparent erscheinen – und vielleicht ist es auch eine Petitesse, die ihr gelegentlich überseht -, aber die GLH und die Bündnis-Grünen in Hirschberg sind organisatorisch zwei getrennte Entitäten.

Die GLH hat den Status einer freien Wählervereinigung, die mit eigenen Listen bei den Kommunalwahlen antritt und an der politischen Ausgestaltung des Wählerwillens in der Gemeinde Hirschberg aktiv mitwirkt. 70% der Mitglieder der GLH sind nicht gleichzeitig Mitglied von Bündnis90/Die Grünen.

Und würden die Statuten der anderen Parteien nicht dagegen stehen, könnten wir auch SPD- oder CDU-, sogar FDP-Mitglieder aufnehmen. Den Mitgliedern der GLH ist es freigestellt zu entscheiden welchen Kandidaten sie bei Wahlen unterstützen, die über die kommunale Ebene hinaus gehen. Im Falle Uli Sckerl haben wir als Vereinigung mehrheitlich in einer Mitgliederversammlung beschlossen, für unser ehemaliges Mitglied und seine Kandidatur zu werben. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist, dass ich keineswegs nachvollziehen kann, dass der GLH unterstellt wird, mit einer Informationsveranstaltung über die Nutzung von Solartechnik Wahlkampf zu machen. Diese Art Veranstaltung könnte und kann – und vor allem wird – bei der GLH immer wieder stattfinden.

Nicht einzusehen, warum nicht vierzehn Tage vor einer Landtagwahl. Das Werben für und die kritische Diskussion über erneuerbare Energien ist längst kein „grünes“ Alleinstellungsmerkmal mehr, sondern beschäftigt weite Teile der Gesellschaft durch alle Parteien und Wählergruppen. Die WN schließt sich in diesem Falle unnötigerweise aus der sehr aktuellen Diskussion aus, weil ihr die eigenen Regularien im Wege stehen. Das ist schon sehr bedauernswert.

Zum Schluss noch Folgendes: Hirschberg befindet sich in der ausgesprochen glücklichen und privilegierten Lage über zwei konkurrierende Lokalzeitungen zu verfügen.

Darüber hinaus gibt es für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines agilen und streitbaren HirschbergBlogs sowie eines ausgesprochen gut distribuierten Mitteilungsblattes über politische Ereignisse zu informieren. Aus ganz unterschiedlichen Gründen nutzen aus meiner Sicht alle diese Medien ihr Potenzial, qualitativ hochwertige und unabhängige politische Berichterstattung zu betreiben nicht aus.

Selbst die Gemeinde als redaktioneller „Wächter“ des Mitteilungsblatts, welches ja ein reines Veröffentlichungsorgan ist, zeichnet sich durch ein wilhelminisches Verständnis von freier Meinungsäußerung und politischer Betätigung aus, indem es politischen Gruppierungen inhaltliche Artikel in der Zeit sechs Wochen vor Wahlen verweigert (das ist als wolle man den Kirchen in der Adventszeit die Verkündigung der Frohen Borschaft verbieten).

Es ist höchste Zeit in Hirschberg diese Defizite öffentlich zu benennen und zu diskutieren. Die GLH wird sich daher bei Ihrer nächsten Mitgliederversammlung am 7. April zu diesem Thema Gedanken machen und dabei auch den Schulterschluss mit den anderen politischen Akteuren in Hirschberg suchen.

Wir wissen nicht immer alles besser und es steht uns überhaupt nicht zu, Euch vorzuschreiben was Ihr schreibt (ich bin gerne mal der Hase) und wie Ihr Eure Zeitung zu machen habt, aber wir alle, die im politischen Raum agieren, sind Gegenstand der Berichterstattung und Leser/innen gleichermaßen und somit durchaus in der Lage Anregungen und Ideen für Verbesserungen der momentan doch sehr unbefriedigenden Situation zu liefern.

Ich schlage daher ein öffentliches Symposium zum Thema vor. „Was kann Lokaljournalismus leisten?“ „Wie viel Demokratie verträgt die Presse in Hirschberg?“ könnte der Titel lauten.

In einem solchen Rahmen könnten sich alle Betroffenen, also auch die Presse, die Parteien und der Bürgermeister, als Verantwortlicher für das Mitteilungsblatt der Gemeinde, einbringen. Unter Beteiligung der Bürger/innen wäre dies ein denkbares Forum über diese evidenten Probleme zu sprechen.

Entschuldige bitte, dass ich ausgerechnet unsere Korrespondenz zum Anlass genommen habe, dieses Thema so ausführlich und vor allem öffentlich zu thematisieren. Ich hoffe, Du betrachtest dies nicht als Vertrauensbruch. Ich weiß, dass Deine ursprüngliche Antwort in Ton und Ausführung eigentlich nur für mich gedacht war. Aber ich denke, ich schädige damit nicht Deinem Ansehen, sondern verdeutliche damit nur umso mehr, wie dringend wir ein Überdenken der redaktionellen Grundsätze aller in Hirschberg vertretenen Medien benötigen. Unsere Auseinandersetzung, so hoffe ich, könnte Anlass sein, sich konstruktiv, zum Vorteil der Leser/innen, zum Vorteil einer echten demokratischen Streit- und Berichterstattungskultur und zum Vorteil der Akzeptanz der lokalen Medien, auseinanderzusetzen.

Mit hochachtungsvollen Grüßen
Arndt Weidler

P.S.: Für alle, die es interessiert noch mal meine ursprüngliche Mail an den Lokalredakteur der WN, Hans-Peter Riethmüller:

Erste email von GLH-Sprecher Weidler an WN-Redakteur Riethmüller

Von: Grüne Liste Hirschberg [mailto:news@gruene-liste-hirschberg.de]
Gesendet: Freitag, 18. März 2011 09:48
An: Riethmüller, Hans-Peter
Betreff: Fw: PM der GLH: Vortrag am 17. März 2011

Lieber Hans-Peter,

vielen Dank zunächst, dass ihr vorab nochmals auf die Veranstaltung gestern Abend hingewiesen habt. Dennoch fällt mir auf, dass sich die WN in den vergangenen Wochen bei Veranstaltungen der GLH extrem rar gemacht hat. Ich kenne ja Euren Codex für die Wahlkampfzeit, kann mir aber nicht erklären, warum nun auch schon seit längerem Veranstaltungen, zu denen ausdrücklich die Wählervereinigung GLH einlädt und die nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Landtagwahlen stehen, von der WN konsequent in der Nachberichterstattung ignoriert werden. Seit längerem ward auch niemand von Euch mehr bei einer Mitgliederveranstaltung gesehen, zu denen die RNZ regelmäßig, gelegentlich auch der Kollege Hirschbergblog, erscheinen und berichten. Die MV ist nicht immer prickelnd, das weiß ich, und wenn es inhaltliche redaktionelle Bedenken gibt, über die ein oder andere MV zu berichten, muss ich das akzeptieren. Und auch wenn ich Eure Restriktionen für die Wahlberichterstattung hinnehmen muss (obwohl ich diesen Formalismus, ehrlich gesagt, für vordemokratisch halte), ist mir nicht klar, warum sämtliche Veranstaltungen der GLH derzeit keine Berichterstattung mehr wert sind. Traurig insbesondere auch am vergangenen Sonntag beim Kulturfrühstück. Erzähl mir bitte nichts von Überlastung und kein Personal – Fasching ist längst vorbei.

Die Veranstaltung von Brinkmeier war übrigens ausgesprochen berichtenswert und der Vortrag ausnehmend gut. Schade nicht nur in diesem Fall, dass die WN das nicht mitbekommen hat. Wenn gewünscht und es dann auch veröffentlicht wird, schreibe ich Euch am WE ein paar Zeilen dazu – aber mal ganz deutlich: Das ist wirklich nicht mein Job, sondern Eurer – dem Ihr in letzter Zeit aus meiner Sicht nur sehr ungenügend nachkommt.

Mit grün-listigen Grüßen
Arndt

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog

Kamera überwacht Sportstätten

Guten Tag!

Hirschberg, 16. Juli 2010. Die Gemeinde Hirschberg hat wegen gehäufter Einbrüche beim Fußballverein und beim Tennisverein Leutershausen vor knapp sieben Wochen eine Videokamera installiert.

Drei Mal bekamen die Fußballer in der jüngsten Vergangenheit ungebetenen Besuch, zwei Mal die Tennisspieler – die Einbrüche sorgten für Ärger und Verunsicherung, eine nennenswerte „Beute“ hatten die Einbrecher nicht gemacht.

Bürgermeister Manuel Just reagierte mit einer Überwachung der Sportstätten per Videokamera. Darüber informierte er am Montag, den 12. Juli 2010, den Gemeinderat.

Die Kamera zeichnet 14 Stunden am Stück auf und überspielt dann das Band wieder, erklärte Just in der Verwaltungsausschusssitzung vom 14. Juli 2010 auf Anfrage von Arndt Weidler (GLH),“ was denn mit den Aufnahmen passiere“.

Just sagte: „Die Aufnahmen guckt sich niemand an, solange nichts passiert.“ Juristisch sei die Sache nicht geprüft. „Das werden wir tun, falls es dazu eine Eingabe gibt.“ Die Videoüberwachung öffentlicher Räume ist aus Datenschutzgründen rechtlich umstritten.

Die Polizeidirektion Heidelberg sagte auf Nachfrage, dass die Spurenauswertung noch nicht beendet sei. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte der Pressesprecher Harald Kurzer keine weiteren Angaben machen, ob beispielsweise die Streifen verstärkt oder andere Maßnahmen eingeleitet worden sind.

Link:
Landesdatenschutzbeauftragte Baden-Württemberg
Hintergrundbericht Niedersächsischer Landesdatenschützer kritisiert 99 Prozent der Kameraüberwachung

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog

Eine neue Homepage ist dringend nötig – ein redaktionelles Konzept noch mehr

Guten Tag!

Hirschberg, 15. Juli 2010. Bürgermeister Manuel Just findet den Internet-Auftritt der Gemeinde Hirschberg „ganz in Ordnung“. Das darf er meinen – schließlich herrscht in Deutschland Meinungsfreiheit. Das hirschbergblog findet den Auftritt grottenschlecht und nennt die Gründe. Wenn eintrifft, was zu befürchten ist, werden die 20.000 Euro für eine neue Homepage nicht teuer, sondern schlicht und einfach verschwendet sein.

Von Hardy Prothmann

Was die Gemeinde Hirschberg einen Internetauftritt nennt, ist nicht nur fast zehn Jahre, sondern 50 Jahre alt.

Moment, sagen Sie, vor 50 Jahren gabs doch noch gar kein Internet. Wie soll das gehen? Die Rechnung geht auf Thomas Middelhoff zurück, ehemals Chef des Bertelsmann-Konzerns. Der meinte vor langer Zeit schon, dass sich im Internet alles fünf Mal schneller entwickelt als im wirklichen Leben. Ein Menschenjahr bedeutet für das Internet also fünf Jahre.

Gepflegte Langeweile heißt auf der Gemeindeseite "Freizeit".

Die wichtigste Frage ist: Warum hat sich in den vergangenen zehn Jahren nichts auf der Hirschberger Homepage in Sachen Veränderung getan? Die Antwort ist einfach: Man muss programmieren können, um hier gestalterisch oder konzeptionell etwas verändern zu können. Kann man das nicht – bleibt alles, wie es ist oder man zahlt für eine Veränderung.

Fehler 2.0

Diesen Fehler wiederholt die Gemeinde gerade. Denn das neue System, in dem die neue Homepage erstellt wird, heißt TYPO3 und ist nur von sehr erfahrenen Anwendern veränderbar. Es handelt sich dabei um ein so genanntes CMS, ein Content-Management-System, das zwar kostenfrei ist und somit auch die Gemeinde nichts kosten müsste – man muss aber die spezielle Programmiersprache beherrschen.

Aktuelle Informationen? Kommt darauf an, was man unter "aktuell" versteht.

Das kann bestimmt die beauftragte Firma Komm.On.Line. Diese wird nach Vorgaben der Gemeinde eine Oberfläche erstellen, gewünschte Funktionen einbauen und dies dann der Gemeinde übereignen. Alles, was bis dahin nicht bedacht wurde oder technische Änderungen in der Zukunft, werden nur noch gegen „Extra“-Geld umsetzbar sein oder man wartet eben vier (20) lange Jahre, bis die nächste Veränderung kommt.

Auch das hirschbergblog basiert auf einem CMS names WordPress. Wie TYPO3 ist es Open-Source, also ein kostenfreies Programm. Der Unterschied: Während WordPress schon rund zehn Millionen Mal zum Einsatz kommt, wird TYPO3 weltweit gerade mal 300.000 Mal eingesetzt. Der Grund: WordPress ist viel einfacher in der Bedienung. Es gibt jede Menge frei erhältliche Zusatzfunktionen.

Keine einzige Funktion auf dem hirschbergblog wurde in „Auftrag“ gegeben – alles ist frei erhältlich. Trotzdem kann man natürlich auch hier alles mögliche programmieren lassen.

20.000 sind viel Geld, wenn wenig damit erreicht wird.

Die Einrichtung und Gestaltung hat die Redaktion selbst übernommen – kosten: Null Euro. Berechnet man die eigene Arbeitszeit, kommt man vielleicht auf 3.000 Euro. Hätte man einen Programmierer beauftragt, der aufgrund seiner Kenntnisse viel schneller arbeiten kann, wären vielleicht 1.000 Euro fällig geworden. Die monatlichen Kosten liegen unterhalb von 50 Euro.

Auch hier der Vergleich: Die Gemeinde Hirschberg zahlt in den kommenden vier Jahren 20.000 Euro für ein kaum veränderbares System. Wir zahlen im selben Zeitraum weniger als 2.400 Euro und können jederzeit Veränderungen vornehmen.

Bürgermeister Manuel Just hat recht, wenn er sagt, dass eine Homepage aktuell sein muss, um gut zu sein. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit und es hat Konsequenzen, nach denen sich der Gemeinderat Matthias Dallinger (CDU) und das Ausschussmitglied Arndt Weidler (GLH) erkundigt haben: Welche Inhalte wird es geben?

Service? Mal schauen.

Sicher wieder einen Veranstaltungskalender. Der jetzige ist eine Katastrophe, weil er zwar Anlass und auch Ort nennt, ob aber die Zeit dabei steht, ist fraglich. Die Adressen fehlen vollständig, ebenso Informationen zu den Veranstaltungen. Wir wissen, wovon wir reden, weil wir den Kalender oft anschauen und fluchen, weil er so unvollständig und damit unbrauchbar ist.

Hier kommt es auf den Blick an. Wer weiß, in welcher Straße die und die Einrichtung ist, der findet hin, jeder andere nicht. Wer über die Jahre weiß, wann welche Veranstaltung beginnt, richtet sich drauf ein – andere haben das Nachsehen.

Ein Verzeichnis, wie es liebloser und bürokratischer nicht geht.

Überall auf den Seiten werden kleine Bildchen verwendet, so als ob große Bilder teuer wären. Sind sie nicht, sie sind nur schöner, zeigen mehr und interessieren deshalb auch die BesucherInnen mehr.

Die Spaltenbreite richtet sich nach der Größe des Fensters. Zieht man das Fenster groß, hat man Zeilen mit weit über 100 Zeichen-Anschlägen. Ab 65-70 Zeichen die Zeile steigt man als Leser aus – das ist wissenschaftlich bewiesen.

Die Übersicht über die Vereine ist derart lieb- und seelenlos gestaltet, dass es überhaupt keinen Spaß macht, sich auf dieser Seite aufzuhalten.

Schon gar nicht bei „Neues aus Europa“ – hier stehen genau keine Informationen. Soviel zu „Neues aus Europa“.

Auf „Unsere Gemeinde“-„Verkehrslage“ suchen Anwender vergeblich nach Informationen zum aktuellen Verkehrschaos im Ort. Dafür gibt es einen Extrapunkt „OEG-Ausbau“ – wieso steht der nicht unter „Verkehrslage“?

Der Ton der gepflegten Langeweile.

Die allermeisten Informationen sind statischer Art – hier ändert sich nie etwas. Einmal erstellt dümpeln sie auf ewig hier vor sich hin. So gesehen hat der Bürgermeister recht, wenn er ganz zufrieden ist mit dem System. Hier muss man eigentlich nicht viel ändern, weil die gepflegte Langeweile den Ton angibt.

Das neue System, auch wenn es wahrscheinlich kaum angepasst werden kann, wird eine Vielzahl neuer Möglichkeiten bieten – wenn man diese nutzen will.

Beispielsweise unter „Aktuelle Informationen“ – hier tut sich meist so wenig, dass man insgesamt davon ausgehen kann, dass sich nur sehr wenige BesucherInnen für die Internetseite der Gemeinde interessieren dürften. So gesehen muss man sich fragen, was die 20.000 investierten Euro eigentlich bewirken sollen?

Nur ein hübscheres Aussagen? Ein so tun als ob? Oder soll die Homepage der Gemeinde eine Kommunikationszentrale sein – ein Ort des Austausches, eine zentrale Anlaufstelle wie die Auskunft im Rathaus?

Neues aus Europa - nix Neues in Europa.

Darüber gab es in der Verwaltungsausschusssitzung auch keinerlei Information – man muss vermuten, dass es dazu keine Informationen gibt.

e-Government? Hört sich toll an.

Bürgermeister Just nannte den Begriff „e-Government“ – ein schöner Begriff. Doch was verbirgt sich dahinter?

Ist etwa geplant, beispielsweise Sitzungsvorlagen online zu stellen? Planentwürfe? Oder Formen der Bürgerbeteiligung einzuführen?

Letzteres bestimmt nicht, denn ansonsten hätte man die Bürger fragen können, die die Homepage nutzen, was sie sich vorstellen, was sie gerne dort finden würden, was insgesamt ein praktischer Nutzen wäre.

Und die Verwaltung könnte überlegen, wie sie mit dem investierten Geld vielleicht Kosten sparen könnte – Ansätze und Beispiele dazu gibt es zuhauf in anderen Gemeinden.

Angeblich sei es schwer die Seite service-bw anzubinden – das darf man getrost für eine Behauptung halten. Man kann einfach einen Link setzen – schon ist dieser Service vorhanden. Vielleicht ist auch etwas anderes gemeint – das wurde aber nicht erklärt.

In der Verwaltungsvorlage wurde als Beispiel einer kürzlich von der beauftragten Firma umgesetztes Projekt die Homepage der Gemeinde Edingen-Neckarhausen genannt. Wenn das das Maß der Dinge sein soll – dann wird alles wahr, was hier im Artikel kritisiert wurde.

Edingen-Neckarhausen: Huch! Andere Farben, andere Schrift - aber irgendwie kennt man das schon von den "Europa-Nachrichten" aus Hirschberg.

Die Seite sieht definitiv schicker aus als die von Hirschberg. Tatsächlich ist sie aber nur aufgehübscht.

Elemente von „Barrierefreiheit“ – eigentlich ein Standard im Netz für Verwaltungen – gibt es nicht (bei uns auch noch nicht, aber wir sind ein kleiner Betrieb und arbeiten dran). e-Government-Funktionen? Fehlanzeige. Sitzungsunterlagen, Pläne, sonstige Dokumente, die Transparenz herstellen? Fehlanzeige.

Wer sich nicht von dem etwas besseren Layout täuschen lässt, erkennt, dass hier nur neu gestrichen wurde – darunter herrscht dieselbe gepflegte und gewollte Langeweile wie auf der Hirschberger-Internetseite.

So gesehen sind 20.000 Euro nicht „teuer“, wie Ausschussmitglied Arndt Weidler meinte, so gesehen sind 20.000 sauteuer, um nicht zu sagen, rausgeschmissenes Geld.

Auch ein frisch gestrichenes Dröge bleibt dröge.

Aufgehübschtes Vereinsverzeichnis - gucken Sie zum Vergleich oben auf die Darstellung auf der Hirschbergseite. Neues Design - gleich langweiliger Inhalt und Mehrwert.

Andersrum betrachtet ist die Gemeinde Hirschberg sogar gut dran mit der verstaubten Homepage – niemand erwartet von solch einer Seite tatsächlich einen innovativen Kommunikationsansatz, der sich auf der Höhe der Zeit befindet – was so dröge daherkommt, kann ruhig auch dröge Informationen haben.

Die Seite von Edingen-Neckarhausen hingegen ist ein Etikettenschwindel – zu Recht werden viele Bürger sich darüber ärgern und nie mehr wiederkommen. Wobei auch das egal ist, denn tatsächlich hat dort wohl niemand den Anspruch, die Leute wirklich auf die Seite locken zu wollen.

Tatsächlich muss man zu dem Urteil kommen, dass es sich um eine Schmuckseite handelt, mit der Bürgermeister, Verwaltung und Gemeinderat sich das gute Gefühl teilen, richtig „modern“ zu sein. Ob das einen Nutzen für den Bürger hat? Egal – auch wenn es mit Steuergeldern bezahlt wurde.

Übrigens: Die Gemeinde Heddesheim plant ebenfalls einen neuen Auftritt für den alle genannten Kritikpunkte auch gelten, da die Firma ISI, des Alt-Gemeinderats Martin Winkler (CDU) die beiden Gemeindeauftritte früher realisiert hatte. Die Kosten in Heddesheim: 12.000 Euro.

Homepage der Gemeinde wird erneuert

Guten Tag!

Hirschberg, 14. Juli 2010. Der Internetauftritt der Gemeinde Hirschberg soll bis November 2010 neu programmiert und inhaltlich strukturiert werden. Dafür werden rund 20.000 Euro ausgegeben.

Bürgermeister Manuel Just skizzierte kurze die Fakten. Die jetzige Homepage ist rund zehn Jahre alt. Seiner Meinung nach erfülle sie zwar die wichtigsten Funktionen, inzwischen habe es aber viele Fortschritte gegeben und in vielen Gemeinden seinen in den vergangenen Jahren die Internetauftritte der Gemeindeverwaltungen verbessert worden.

Homepage der Gemeinde Hirschberg. Soll bis November 2010 erneuert werden.

„Außerdem wollen und müssen wir das Serviceportal des Landes einbinden.“ Über diese Lösung können verwaltungstechnische Vorgänge einheitlich, automatisiert und papierlos abgewickelt werden. „Damit werden wir den Anforderungen des e-Governments Rechnung tragen“, sagte Just.

Die Kosten von rund 20.000 Euro sind einerseits 2.869 Euro pro Jahr für einen „Mietkauf“ der Programmierung. Die Gemeinde zahlt die Programmierung über vier Jahre hinweg, dafür wird ein Zinssatz von 2,27 Prozent fällig. Die jährlichen Wartungs- und Betriebskosten betragen 2.165 Euro im Jahr, in der Summe also rund 5.000 Euro pro Jahr, über vier Jahre also 20.000 Euro.

Matthias Dallinger wollte wissen, ob und wie der Auftritt inhaltlich aufgewertet werde und ob dafür zusätzlicher Verwaltungsaufwand entstehe. Michael Frank, stellvertretender Hauptamtsleiter und Koordinator des Projekts sagte: „Das hängt vom Anspruch ab, welche Inhalte man einstellen möchte.“

Der Server wird bei der Firma Komm.On.Line GmbH in Bühlerzell stehen, die auch die Programmierung übernimmt und für einige Kommunen tätig sei.

Ausschussmitglied Arndt Weidler erkundigte sich zu den Kosten und sagte: „Das ist ein stolzer Preis für eine solche Dienstleistung.“ Außerdem wollte er wissen, welche Kosten nach den vier Jahren entstehen würden. Bürgermeister Just sagte, dass müsse neu verhandelt werden.

Auch Herr Weidler wollte mehr zum redaktionellen Konzept wissen. Michael Frank sagte: „Die Redaktion findet im Haus statt.“ Herr Weidler sah einige Lücken im jetzigen Angebot, vor allem im Servicebereich. Herr Frank meinte, er wüsste, was Herr Weidler meine und sei mit ihm einer Meinung.

Bürgermeister Just sagte, dass eine Homepage nur dann gut sei, wenn sie aktuell sei: „Desto größer ist aber der Aufwand. Ich halte unsere Homepage für gar nicht so schlecht – sie könnte mehr links bieten.“

Der Ausschuss stimmte der Auftragsvergabe zu.

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Das hirschbergblog

Grüne 30-Jahr-Feier am Samstag

Guten Tag!

Hirschberg, 09. Juni 2010. Selbst „Revoluzzer“ feiern irgendwann mal ein Jubiläum, wenn sie die Revolution überlebt haben. Bei der Grünen Liste Hirschberg ist das der Fall. Am Samstag, den 12. Juni 2010 lädt die Grüne Liste zur 30-Jahr-Feier in die Alte Synagoge ein.

Seit 30 Jahren aktiv: v.l.n.r. Jürgen Glökler, Ingrid Stephan, Gerda Merkel und Uli Sckerl als GLH-Kandidaten für den Gemeinderat in früheren Zeiten. Bild: privat

Am Samstag gibt es zwei Stunden Programm von und mit der Grünen Liste in Hirschberg in der Alten Synagoge.

Mit dabei: Jens Schlichting und Jenny Robinson-Haigh sowie Madeleine Sauveuer und Clemens Maria Kitschen als musikalische Begleitung und Hans-Peter Schwöbel als Kabarettist.

Mitglieder der Grünen Liste wie Arndt Weidler und Jürgen Glöckler sowie der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl und Bürgermeister Manuel Just werden Grußworte und Rückblicke bieten.

Die Hirschberger BürgerInnen sind herzlich eingeladen.

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog