Donnerstag, 29. Oktober 2020

Vergurkte Berichterstattung – Panikmache made by „Qualitätsjournalismus“


Mannheim/Weinheim/Heidelberg/Rhein-Neckar, 28. Mai 2011. (red) Die Erregung über Erreger hat zwei Ursachen – einerseits ein Qualitätsproblem bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln. Andererseits ein Qualitätsproblem bei der Erzeugung von Nachrichten. Die Verbraucher sind verunsichert – als Konsumenten von Nahrungsmitteln. Dabei sollten sie als Konsumenten von Informationen viel vorsichtiger sein. Während man dem Darmkeim auf der Spur ist und erkrankte Patienten behandelt, zeigt sich, dass der Journalismus als Massenprodukt chronisch krank ist und vielleicht auch chronisch krank macht.

Von Hardy Prothmann

Bildblog.de listet die millionenfach gelesenen falschen Schlagzeilen auf. Quelle: bildblog.de

Viele Spiegel-Leser fangen hinten an: „Dem Rücken die Stirn bieten“ (Öffentlicher Anzeiger Bad Kreuznach), „Ehrliche Personen gesucht, auch Akademiker“ (Kleinanzeige Rheinpfalz), „Senioren sind mit 35 noch sehr rüstig“ (Rhein-Zeitung) und andere Kuriositäten gibt es im „Hohlspiegel“ zu lesen. Die Patzer, ob im Redaktionellen oder im Anzeigenteil sind teils wirklich amüsant bis saukomisch.

Gar nicht amüsiert sind die Verbraucher über kontaminiertes Gemüse, das beim Verzehr zur Infektion mit dem EHEC-Keim führen kann, woraus sich ein lebensbedrohliches hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) ergeben kann.

Ebenfalls nicht amüsiert, sondern stinksauer sind Landwirte und Handel.

Kaninchen, Kommunalpolitik, Killerkeime

In den meisten Redaktionen arbeiten keine kenntnisreichen Mediziner, die alles über EHEC und HUS wissen. Vor allem in Lokal- und Regionalmedien arbeiten überwiegend Journalisten, die von der Kaninchenzüchterschau bis zur Kommunalpolitik über alle möglichen Themen berichten müssen. Sie sind aber meist auch keine kenntnisreichen Kaninchenzüchter oder Kommunalpolitiker.

Das müssen sie auch nicht sein. Die einfache Lösung, um die Welt zu verstehen, ist der gesunde Menschenverstand. Und den kann man durch Recherche erweitern, wenn es um Spezialwissen geht. Eine einfache Regel lautet: Informationen immer durch eine zweite Quelle überprüfen.

Die Weinheimer Nachrichten warnen vor Salat und Tomaten "aus" Norddeutschland - wer warnt die Leser vor falschen Informationen? Quelle: WNOZ

Es gibt aber noch eine andere Lösung und die führt zum Dauerdünnpfiff vieler Redaktionen: Man lässt das mit dem überprüfen weg und verlässt sich lieber auf andere. Im „großen“ Teil der Zeitung, also Politik, Wirtschaft und Sport werden Informationen der Nachrichtenagenturen ungeprüft übernommen. Der Glaube an die Korrektheit dieser Informationen ist immer noch sehr hoch. Dazu kommen Zeit- und Arbeitsdruck – eine Überprüfungsrecherche findet nicht mehr statt.

Krankheitsverlauf einer Meldung

Am Mittwochabend, den 25. Mai 2011, schickt die Deutsche Presseagentur eine Meldung zu EHEC an die Redaktionen. Diese Meldung wird am nächsten Tag landauf, landab in millionenfach verteilten Zeitungen stehen. Darin werden die Experten vom Robert-Koch-Institut (RPI) (angeblich) zitiert:

„Vorsorglich sollte man auf rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate aus Norddeutschland komplett verzichten.“

Tatsächlich ist das Zitat falsch. Nicht vor dem Verzehr von Gemüse „aus Norddeutschland“, sondern vor dem Verzehr „in Norddeutschland“ wurde in der Pressemitteilung des RKI gewarnt:

(…) empfehlen RKI und BfR über die üblichen Hygieneregeln im Umgang mit Obst und Gemüse hinaus, vorsorglich bis auf weiteres Tomaten, Salatgurken und Blattsalate insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu verzehren.

Millionenfach verbreitete "Dünnpfiff"-Meldung - auch der MM warnt vor Gemüse "aus" Norddeutschland. Quelle: MM

Die Worte „in“ und „aus“ sind klein. Man könnte jetzt sagen: „Darum so ein Aufheben zu machen, ist doch dibbelschisserig.“ Tatsächlich ist der vom Mediensystem erzeugte Schaden aber maximal. Verbraucher in ganz Deutschland sind verunsichert und die deutsche Landwirtschaft sowie der Handel haben einen massiven ökonomischen Schaden, weil Tomaten, Salat und Gurken kaum noch gekauft werden. Diese Produkte sind frisch und verderblich – was nicht verkauft wurde, muss entsorgt werden.

Vergurkte Berichterstattung

Auch in der Metropolregion veröffentlichen Mannheimer Morgen, Weinheimer Nachrichten und Rhein-Neckar-Zeitung die verseuchte inhaltlich falsche dpa-Meldung ohne Qualitätskontrolle. Dabei wäre die denkbar einfach: Ein Klick auf Robert-Koch-Institut führt direkt zur Quelle.

Doch dafür muss man wachsam sein und Informationen aufmerksam „verarbeiten“. Bei einem Redakteur muss die Alarmglocke anspringen, wenn er „rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate aus Norddeutschland“ liest. Kann das sein? Denn die Konsequenz ist weitreichend. Dieses Gemüse wird sich nicht mehr verkaufen lassen. Auch andernorts wird sich Gemüse nicht mehr verkaufen lassen, wenn nicht klipp und klar feststeht „woher“ dieses stammt.

Kaum Herkunftsnachweise – kaum Kennzeichnungen

Leider nutzen viele Menschen das „geistige Nahrungsmittel“ Zeitung nicht mit derselben Aufmerksamkeit. Sie würden dann nämlich viel häufiger fragen, „woher“ die Informationen stammen, die ihnen da vorgesetzt werden.

Aufmerksame Leser wissen längst, dass große Teile im „großen Teil“ der Zeitung nicht gegenrecherchierte Agentur- oder PR-Meldungen sind. Und selbst wenn es eigenständig verfasste Artikel sind, gibt es häufig nur eine Quelle und die ist ebenfalls häufig auch noch tendenziös.

Auch die Lokal- und Regionalteile der Zeitungen sind voll von Informationen unbekannter Herkunft. Oft werden sie gar nicht angegeben oder verschleiert. Das Kürzel „zg“ beispielsweise steht für „zugeschickt“.

Zeitungsartikel als „C“-Ware

Was die Zeitungen gerne als „1A-Ware“ verkaufen, ist in wirklich nur „B“- oder „C“-Ware, ein wenig umverpackt und aufgehübscht, aber im Kern einfach nur ein Massenprodukt nicht lokaler oder regionaler Herkunft. Die Zeitungen können diese Agenturmeldungen billiger einkaufen, als wenn sie selbst Redakteure recherchieren ließen oder sogar ganz umsonst, wenn sie Pressemitteilungen veröffentlichen. Oder sogar noch etwas verdienen, wenn sie als Artikel getarnte „PR-„Meldungen abdrucken.

Teuer bezahlen muss das der Kunde.

Die medienkritische und immer wieder lesenswerte Internetseite „Bildblog“ berichtete, dass die dpa und andere Agenturen klammheimlich in weiteren Meldungen das Wort „aus“ durch die korrekte Zitierung „in“ ersetzt haben. Ein deutlicher Hinweis an die Leserinnen und Leser fehlt im Mannheimer Morgen, in den Weinheimer Nachrichten und der Rhein-Neckar-Zeitung sowie vermutlich in allen deutschen Zeitungen.

Denn im „Fehler unterstellen“ sind deutsche Medien führend – im Fehler eingestehen sind sie Schlusslicht. Qualität geht anders. Doch vor einer Darmspiegelung hat das System Angst – man spürt die Geschwüre und will gar nicht genau wissen, wie schlimm es um den Patienten Zeitung schon steht.

Der Gurkenskandal wird vorübergehen, der mediale Dünnpfiff wird bleiben. Die Ansteckungsgefahr innerhalb des Mediensystems ist enorm hoch.

Die RNZ berichtet am 26. Mai 2011 die falsche Information "aus Norddeutschland". Quelle: RNZ

Einen Tag später heißt es korrekt "in" - eine Klarstellung an die Leser fehlt. Quelle: RNZ

Von außen betrachtet hat die DRK-„Fusion“ noch nicht stattgefunden


Guten Tag!

Hirschberg, 15. April 2011. (red) Die DRK-Ortsvereine Großsachsen und Leutershausen „haben“ demnächst fusioniert. Im Ort hat der Termin bereits stattgefunden, der Kreisvorstand muss das noch am 09. Juni 2011 bestätigen. Reine Formsache. Rhein-Neckar-Zeitung und Weinheimer Nachrichten haben wie üblich gleichtönend über „Harmonie“ und „alles bestens“ berichtet. So muss das sein, in der Zeitungswelt und aus Sicht von „Vorständen“. Die große Frage bleibt: Wann ist es mal mit „sektseeligen Sichtweisen“ vorbei? Antwort: Spätestens dann, wenn man nüchtern hinguckt. Und dann gibt es auch unangehme Fragen.

Von Hardy Prothmann

„Um 21.35 Uhr war dann letztendlich alles in trockenen Tüchern, der neue Vorstand gewählt, die Satzung bestätigt und der Sekt in den Gläsern. Einstimmig wurden dabei alle Entscheidungen gefasst – „ein Zeichen für die hervorragende Vorarbeit.“

Das klingt doch super. Alles „easy“. Keine Probleme. Hoch die Tassen.

Das klingt alles super, bis man ein wenig nachdenkt.

Laut Tabelle hat das fusionierte DRK Hirschberg nun 685 Mitglieder. Laut WN und RNZ sind gerade mal 33 stimmberechtige Mitglieder anwesend – gerade mal fünf Prozent. Die wählen den Vorstand, Michael Frank, einstimmig. Darauf „hoch die Tassen“ – eine solch dramatisch schlechte Wahlbeteiligung von unter fünf Prozent kann man sich nur wegsaufen. Oder, wie Herr Frank zitiert wird: „Pack ma-€™s an!“

Die Frage, was es „anzupacken“ gilt, stellen weder die Weinheimer Nachrichten, noch die Rhein-Neckar-Zeitung. Wenn es nach deren Berichten geht, war alles immer in Ordnung und harmonisch undsoweiter. Sowohl beim DRK Großsachsen als auch beim DRK Leutershausen.

Wozu also die Aufregung? Was ist eigentlich aufregend? Dass aus zwei Vorständen einer wird? Dass die Fusion geplant worden ist? Dass gekommen ist, was „gewollt“ wurde?

Kam das von Heut auf Morgen? Irgendwie braschend? Dschuldischung, der Sekt, ü-b-e-r-raschend?

Wohl kaum.

Überraschend ist hingegen die „Öffentlichkeitsarbeit“ der DRK-Ortsvereine und des neuen „Gesamtortsvereins“. Eingeladen wurden nur die „Hausmedien“.

Und im Internet gibt es immer noch das DRK Leutershausen und das DRK Großsachsen mit eigenen Auftritten. Welcher von beiden öder, schlechter, langweiliger ist – der Wettbewerb ist kaum zu entscheiden, weil beide Angebote miserabel, nicht aktuell und wenig informativ sind.

(Die Behandlung des DRK Leutershausen zur „Geschichte“ des DRK unter Hitler hätte eine eigene Betrachtung verdient.)

Angeblich soll es demnächst unter „DRK-Hirschberg.de“ einen gemeinsamen Auftritt im Internet geben. Mal abgesehen davon, dass mit der Adresse „drk-hirschberg.de“ kein Geld zu machen ist, bleibt trotzdem die Frage, wieso sich das DRK Hirschberg diese Adresse trotz Ankündigung noch nicht gesichert hat?

Vermutlich aus dilletantischen Gründen. So mies, wie die bisherigen Internetauftritte gestaltet und „befüllt“ sind, darf man vermuten, dass hier nur Dilletanten am Werk sind.

Die nennen sich intern wahrscheinlich „Beauftragte“ – nach außen liefern sie eine unterirdische Leistung ab.

Die Kritik geht nicht gegen das „Design“ – das ist schlecht. Letztlich kommt es aber auf die Inhalte an.

Und die sind… Ja, wie sagt man da, um nicht das „sch“-Wort zu benutzen?

"Aktuell", "attraktiv" - wohl kaum. Quelle: DRK Leutershausen

Also, die Inhalte sind bescheiden, veraltet und man fragt sich, ob sich jemand für diese „Visitenkarte“ im Netz überhaupt interessiert, wenn im April 2011 im „Nachrichtenticker“ immer noch Termine vom-  29. Januar 2010 durchlaufen…

Verantwortlich für den „29. Januar 2010“ am 15. April 2011 ist Michael Frank – der neue Vorstand des fusionierten DRK Hirschberg. Der stellvertretende Hauptamtsleiter der Gemeinde Hirschberg ist der dortige „Internet-Experte“, der auch für das neue Internet-Angebot der Gemeinde verantwortlich zeichnet.

Unsere Nachfrage, zum desolten Zustand dieser „Präsentation“ hat der Vorstand des DRK Hirschberg als „Unverschämtheit“ zurückgewiesen.

Fragt sich nur, wer sich für was zu „schämen“ hat.

Oder anders gefragt:

Wie kann es sein, dass zwei Ortsvereine des DRK fusionieren und das neue Medium Internet, über das man junge Menschen und potenzielle Mitglieder ansprechen kann, sträflich vernachlässigt wird?

Wie kann es sein, dass das DRK Hirschberg offiziell verkündet, „demnächst“ unter drk-hirschberg.de auftreten zu wollen und noch nicht einmal die Adresse gesichert hat?

Wer ist dafür verantwortlich, dass das entscheidende Medium Internet – vor allem, was die Jugend angeht – so sträflich vernachlässigt wird?

Ist ein „Vorstand“ tragbar, der aktiv und unmissverständlich klar macht, dass „man“ auf eine Berichterstattung „bewusst verzichtet“?

Ist einem „Vorstand“, der sich so „bewusst“ äußert, ein „Bewusstsein“ zu attestieren?

Und wenn ja, für was? Für die „eigene Wichtigkeit“ oder für die „Sache“?

Herr Thomas Kurz und der „Vorstand“ sollten sich dringend die Frage stellen lassen, ob sie im Dienste der Idee des Deutschen Roten Kreuzes auch nur im Ansatz tragbar sind oder nicht sofort und kompromisslos ihre Ämter niederlegen sollten.

Und wem die „Relevanz“ nicht klar ist: Heute wird der Spatenstich des neuen Hilfeleistungszentrums getätigt. Ein Termin, der nicht nur das DRK betrifft – aber auch.

Wir berichten darüber: Sollen wir „wunschgemäß“ das DRK ausklammern?

Wenn es nach Thomas Kurz und dem „Vorstand“ geht…

Offener Brief der GLH an die WN: „Wie viel Demokratie verträgt die Presse in Hirschberg?“


Angeblich interessiert sich die WN für die Meinung der Leser. Quelle: WN

Hirschberg/Rhein-Neckar, 22. März 2011. Der Sprecher der Grünen Liste Hirschberg (GLH), Arndt Weidler, ist äußerst unzufrieden mit „redaktioneller Linie“ und journalistischer Leistung der Weinheimer Nachrichten. Deshalb hat er einen offenen Brief verfasst, den er an die Hirschberger Parteien, den Bürgermeister und die örtliche Presse versendet hat. Wir dokumentieren den Brief.

Der Brief ist alles, nur nicht zimperlich: „vordemokratisches Konzept“, „schlecht ausgebildetes redaktionelles Selbstbewußtsein“, „peinliche Regularien“, „der journalistischen Freiheit beraubt, noch eigenständig und aus freien Stücken entscheiden zu können, was in Eurer Zeitung erscheint“, wirft GLH-Sprecher Weidler den Weinheimer Nachrichten vor.

Auch Bürgermeister Just wird kritisiert, wegen eines „wilhelminischen Verständnis von freier Meinungsäußerung“. Auch die RNZ und das hirschbergblog werden kritisiert, „alle diese Medien nutzen ihr Potenzial, qualitativ hochwertige und unabhängige politische Berichterstattung zu betreiben nicht aus“.

Arndt Weidler schlägt deshalb ein Symposium vor: „Ich schlage daher ein öffentliches Symposium zum Thema vor. „Was kann Lokaljournalismus leisten?“ „Wie viel Demokratie verträgt die Presse in Hirschberg?“ könnte der Titel lauten.“

Dokumentation:

Arndt Weidler schreibt an WN-Redakeur Hans-Peter Riethmüller

Lieber Hans-Peter Riethmüller,

den zurückliegenden, kleinen, schriftlichen Disput zwischen uns, möchte ich zum Anlass für einen „Offenen Brief“ zum Zustand der Lokalpresse nehmen. Verzeihe mir also bitte, dass ich den Kreis der Mitleser/innen, weil der Angesprochenen und Betroffenen, hiermit erweitere.

WN-Redakteur Riethmüller hatte zuvor geschrieben, dass die Parteien immer vor den Wahlen auf die WN zukämen und sich benachteiligt fühlten. Wegen eines „Konzepts“ habe man auf die Wahrnehmung von Terminen verzichtet, auch Termine wie das „Kulturfrühstück“ der GLH fielen darunter, denn „warum findet dieser sonst so unmittelbar vor dem Urnengang statt“? Man habe auch nicht zu traditionellen Aschermittwochsveranstaltungen anderer Parteien geschrieben.

Der offene Brief von GLH-Sprecher Weidler an WN-Redakteur Riethmüller

Ich beginne mit einer Antwort auf deine Replik von vorgestern: Es geht ja nicht einmal um Benachteiligung der GLH. Schlimm genug, dass ihr den anderen politischen Akteuren die Aufmerksamkeit ebenso verweigert.

Selbstverständlich kenne ich Euer so genanntes Konzept, das ich ehrlich gesagt für vordemokratisch halte und zudem aus meiner Sicht auch Ausdruck eines schlecht ausgebildeten redaktionellen Selbstbewußtseins zu sein scheint. Die RNZ geht mit der Situation aus meiner Sicht weitaus souveräner um.

Natürlich seid Ihr die „Bestimmer“ über die Inhalte in Eurer Zeitung: Es ist Euer Recht darüber zu entscheiden, ob eine Veranstaltung inhaltlich und qualitativ ausreichend hergibt, um in der Berichterstattung berücksichtigt zu werden. In Wirklichkeit tut Ihr das aber nicht.

Die WN verschanzt sich vielmehr hinter peinlichen Regularien. Ihr würdet meiner Meinung nach wesentlich glaubwürdiger und auch unabhängiger wirken, wenn ihr allein unter redaktionellen und inhaltlichen Gesichtspunkten entscheiden würdet worüber berichtet wird und nicht unter dem Diktum „jeder hat zwei Schuss frei“ – egal wie inhaltsarm der Beitrag dann auch sein mag.

Vielmehr glaube ich, dass Ihr Euch unnötigerweise mit diesem Vorgehen der eigenen journalistischen Freiheit beraubt, noch eigenständig und aus freien Stücken entscheiden zu können, was in Eurer Zeitung erscheint. Im Zweifelsfall (wäret Ihr denn konsequent) müsstet Ihr jeden Unsinn veröffentlichen, der verzapft wird – nach dem Motto: „die haben ja noch einen Artikel gut“.

Es ist Aufgabe der Parteien und der Wählervereinigungen an der politischen Willensbildung mitzuwirken. Der politische Wille des Volkes drückt sich in unserem demokratischen System durch Wahlen aus. Natürlich führt das zwangsläufig zu einer Häufung von Veranstaltungen vor den Wahlen – wo lebt ihr denn bei der WN? Aber es ist jedem politischen Wettbewerber doch selbst überlassen, wie viele öffentliche Termine oder Veranstaltungen er in der Wahlkampfzeit organisiert. Ihr seid so frei zu berichten – oder eben nicht. Unabhängig von vorab festgelegten Quoten.

Am Rande: Es mag Euch nicht immer transparent erscheinen – und vielleicht ist es auch eine Petitesse, die ihr gelegentlich überseht -, aber die GLH und die Bündnis-Grünen in Hirschberg sind organisatorisch zwei getrennte Entitäten.

Die GLH hat den Status einer freien Wählervereinigung, die mit eigenen Listen bei den Kommunalwahlen antritt und an der politischen Ausgestaltung des Wählerwillens in der Gemeinde Hirschberg aktiv mitwirkt. 70% der Mitglieder der GLH sind nicht gleichzeitig Mitglied von Bündnis90/Die Grünen.

Und würden die Statuten der anderen Parteien nicht dagegen stehen, könnten wir auch SPD- oder CDU-, sogar FDP-Mitglieder aufnehmen. Den Mitgliedern der GLH ist es freigestellt zu entscheiden welchen Kandidaten sie bei Wahlen unterstützen, die über die kommunale Ebene hinaus gehen. Im Falle Uli Sckerl haben wir als Vereinigung mehrheitlich in einer Mitgliederversammlung beschlossen, für unser ehemaliges Mitglied und seine Kandidatur zu werben. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist, dass ich keineswegs nachvollziehen kann, dass der GLH unterstellt wird, mit einer Informationsveranstaltung über die Nutzung von Solartechnik Wahlkampf zu machen. Diese Art Veranstaltung könnte und kann – und vor allem wird – bei der GLH immer wieder stattfinden.

Nicht einzusehen, warum nicht vierzehn Tage vor einer Landtagwahl. Das Werben für und die kritische Diskussion über erneuerbare Energien ist längst kein „grünes“ Alleinstellungsmerkmal mehr, sondern beschäftigt weite Teile der Gesellschaft durch alle Parteien und Wählergruppen. Die WN schließt sich in diesem Falle unnötigerweise aus der sehr aktuellen Diskussion aus, weil ihr die eigenen Regularien im Wege stehen. Das ist schon sehr bedauernswert.

Zum Schluss noch Folgendes: Hirschberg befindet sich in der ausgesprochen glücklichen und privilegierten Lage über zwei konkurrierende Lokalzeitungen zu verfügen.

Darüber hinaus gibt es für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines agilen und streitbaren HirschbergBlogs sowie eines ausgesprochen gut distribuierten Mitteilungsblattes über politische Ereignisse zu informieren. Aus ganz unterschiedlichen Gründen nutzen aus meiner Sicht alle diese Medien ihr Potenzial, qualitativ hochwertige und unabhängige politische Berichterstattung zu betreiben nicht aus.

Selbst die Gemeinde als redaktioneller „Wächter“ des Mitteilungsblatts, welches ja ein reines Veröffentlichungsorgan ist, zeichnet sich durch ein wilhelminisches Verständnis von freier Meinungsäußerung und politischer Betätigung aus, indem es politischen Gruppierungen inhaltliche Artikel in der Zeit sechs Wochen vor Wahlen verweigert (das ist als wolle man den Kirchen in der Adventszeit die Verkündigung der Frohen Borschaft verbieten).

Es ist höchste Zeit in Hirschberg diese Defizite öffentlich zu benennen und zu diskutieren. Die GLH wird sich daher bei Ihrer nächsten Mitgliederversammlung am 7. April zu diesem Thema Gedanken machen und dabei auch den Schulterschluss mit den anderen politischen Akteuren in Hirschberg suchen.

Wir wissen nicht immer alles besser und es steht uns überhaupt nicht zu, Euch vorzuschreiben was Ihr schreibt (ich bin gerne mal der Hase) und wie Ihr Eure Zeitung zu machen habt, aber wir alle, die im politischen Raum agieren, sind Gegenstand der Berichterstattung und Leser/innen gleichermaßen und somit durchaus in der Lage Anregungen und Ideen für Verbesserungen der momentan doch sehr unbefriedigenden Situation zu liefern.

Ich schlage daher ein öffentliches Symposium zum Thema vor. „Was kann Lokaljournalismus leisten?“ „Wie viel Demokratie verträgt die Presse in Hirschberg?“ könnte der Titel lauten.

In einem solchen Rahmen könnten sich alle Betroffenen, also auch die Presse, die Parteien und der Bürgermeister, als Verantwortlicher für das Mitteilungsblatt der Gemeinde, einbringen. Unter Beteiligung der Bürger/innen wäre dies ein denkbares Forum über diese evidenten Probleme zu sprechen.

Entschuldige bitte, dass ich ausgerechnet unsere Korrespondenz zum Anlass genommen habe, dieses Thema so ausführlich und vor allem öffentlich zu thematisieren. Ich hoffe, Du betrachtest dies nicht als Vertrauensbruch. Ich weiß, dass Deine ursprüngliche Antwort in Ton und Ausführung eigentlich nur für mich gedacht war. Aber ich denke, ich schädige damit nicht Deinem Ansehen, sondern verdeutliche damit nur umso mehr, wie dringend wir ein Überdenken der redaktionellen Grundsätze aller in Hirschberg vertretenen Medien benötigen. Unsere Auseinandersetzung, so hoffe ich, könnte Anlass sein, sich konstruktiv, zum Vorteil der Leser/innen, zum Vorteil einer echten demokratischen Streit- und Berichterstattungskultur und zum Vorteil der Akzeptanz der lokalen Medien, auseinanderzusetzen.

Mit hochachtungsvollen Grüßen
Arndt Weidler

P.S.: Für alle, die es interessiert noch mal meine ursprüngliche Mail an den Lokalredakteur der WN, Hans-Peter Riethmüller:

Erste email von GLH-Sprecher Weidler an WN-Redakteur Riethmüller

Von: Grüne Liste Hirschberg [mailto:news@gruene-liste-hirschberg.de]
Gesendet: Freitag, 18. März 2011 09:48
An: Riethmüller, Hans-Peter
Betreff: Fw: PM der GLH: Vortrag am 17. März 2011

Lieber Hans-Peter,

vielen Dank zunächst, dass ihr vorab nochmals auf die Veranstaltung gestern Abend hingewiesen habt. Dennoch fällt mir auf, dass sich die WN in den vergangenen Wochen bei Veranstaltungen der GLH extrem rar gemacht hat. Ich kenne ja Euren Codex für die Wahlkampfzeit, kann mir aber nicht erklären, warum nun auch schon seit längerem Veranstaltungen, zu denen ausdrücklich die Wählervereinigung GLH einlädt und die nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Landtagwahlen stehen, von der WN konsequent in der Nachberichterstattung ignoriert werden. Seit längerem ward auch niemand von Euch mehr bei einer Mitgliederveranstaltung gesehen, zu denen die RNZ regelmäßig, gelegentlich auch der Kollege Hirschbergblog, erscheinen und berichten. Die MV ist nicht immer prickelnd, das weiß ich, und wenn es inhaltliche redaktionelle Bedenken gibt, über die ein oder andere MV zu berichten, muss ich das akzeptieren. Und auch wenn ich Eure Restriktionen für die Wahlberichterstattung hinnehmen muss (obwohl ich diesen Formalismus, ehrlich gesagt, für vordemokratisch halte), ist mir nicht klar, warum sämtliche Veranstaltungen der GLH derzeit keine Berichterstattung mehr wert sind. Traurig insbesondere auch am vergangenen Sonntag beim Kulturfrühstück. Erzähl mir bitte nichts von Überlastung und kein Personal – Fasching ist längst vorbei.

Die Veranstaltung von Brinkmeier war übrigens ausgesprochen berichtenswert und der Vortrag ausnehmend gut. Schade nicht nur in diesem Fall, dass die WN das nicht mitbekommen hat. Wenn gewünscht und es dann auch veröffentlicht wird, schreibe ich Euch am WE ein paar Zeilen dazu – aber mal ganz deutlich: Das ist wirklich nicht mein Job, sondern Eurer – dem Ihr in letzter Zeit aus meiner Sicht nur sehr ungenügend nachkommt.

Mit grün-listigen Grüßen
Arndt

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog

Bürgermeister Just ist „not amused“ über Bauplatzpreis-Diskussion


Guten Tag!

Hirschberg, 28. Februar 2011. Bei der „Eröffnung“ des Baugebiets „Sterzwinkel“ fand Bürgermeister Manuel Just noch ein paar Worte in Richtung Weinheim – die Debatte über die „höheren Preise“ im Sterzwinkel gegenüber denen in „Lützelsachsen Ebene“ habe „gute Gründe“.

Von Hardy Prothmann

Wer Bürgermeister Manuel Just ein wenig kennt, weiß, dass der Mann ein sportliches Gemüt hat.

Die Diskussion der vergangenen Tage über die „höhere Attraktivität“ des Baugebiets „Lützelsachsen Eben“ in Weinheim gegenüber dem „Sterzwinkel“ in Hirschberg wurde vor allem durch die „Weinheimer Nachrichten“ vorangetrieben – befeuert durch „Zitate“ aus dem Weinheimer Rathaus.

Das scheint Herrn Just nicht gerade geärgert, aber doch ein wenig herausgefordert zu haben. Und Herausforderungen nimmt der dynamische Jungbürgermeister an.

Bürgermeister Just wendete sich zu Eröffnung des Sterzwinkels an die Besucher, darunter Familien, die hier Bauplätze erworben haben, um ein paar deutliche Worte zu finden. „Nicht als Kampfansage“, wie er sagte: „Viele haben darauf hingewiesen, dass in Weinheim deutlich günstigere Baupreise angeboten werden als im Sterzwinkel. Als Bürgermeister bin ich selbstbewusst genug, um zu sagen, das hat auch seinen Grund.“

Die Gründe nennt Herr Just in unserer Videodokumentation:

Was die CDU Hirschberg, Peter Hauk und das Mitteilungsblatt gemein haben

Guten Tag!

Hirschberg, 04. November 2010. Unser Bericht über den Besuch des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stuttgarter Landtag, Peter Hauk, hat die bislang größten Zugriffszahlen auf dem hirschbergblog ausgelöst.

Gut 80 teils sehr differenzierte Kommentare wurden veröffentlicht.

Die Weinheimer Nachrichten und die Rhein-Neckar-Zeitung beschränkten sich auf unterwürfige Hofberichterstattung – die der CDU Hirschberg so gut gefallen hat, diese im Mitteilungsblatt nachzudrucken.

Von Hardy Prothmann

Soviel steht fest: Das Mitteilungsblatt der Gemeinde Hirschberg ist alles andere als ein journalistisches Medium. Hier werden Artikel und Darstellungen abgedruckt, die den jeweiligen Verfassern gefallen. Eine redaktionell-verantwortliche Kontrolle findet nicht statt. Das ist typisch für die Mitteilungsblätter aus dem Hause Nussbaum-Medien.

Grinse-Frakton - In der Summe verliert die Wahrheit. Quelle: CDU Hirschberg

Zur Not oder nach Belieben werden auch Lügen verbreitet. Beide Zeitungen vor Ort haben glatt und klar gelogen, als sie von „50“ Besuchern beim Besuch des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stuttgarter Landtag, Peter Hauk, vor Ort in Hirschberg berichteten. Nussbaum-Medien trägt diese Lüge nun erwartungsgemäß weiter.

Sowohl Hans-Peter Riethmüller (WN), als auch Annette Schröder (RNZ) waren vor Ort und haben zumindest die erste Hälfte der Veranstaltung „begleitet“.

Beiden ist zuzutrauen, dass sie bis 50 zählen können. Beide haben unwahr berichtet, dass 50 Gäste an der Veranstaltung teilgenommen haben. Es waren genau 28 Menschen, die sich im „Zuschauerraum“ hingesetzt hatten.

Die CDU Hirschberg hat den Artikel der RNZ von Annette Schröder mit Quellenangabe im Mitteilungsblatt nachdrucken lassen. Wurde Frau Schröder dazu befragt?

Nach geltendem Recht kann man auszugsweise rechtlich geschützte Texte zitieren. Ein Nachdruck setzt das Einverständnis des Autoren oder der Autorin voraus.

Darf man also davon ausgehen, dass Frau Schröder erstens ihre unwahren Behauptungen weiter verbreiten und diese zweitens gerne auf dem „Ticket“ der CDU gerne weiterverbreiten möchte?

Davon muss man ausgehen, weil ein „Einspruch“ von Frau Schröder nicht bekannt ist. Eher eine stillschweigende Duldung. Ebenso duldet die CDU Hirschberg stillschweigend, dass einige der Informationen in Frau Schröders Artikel definitiv falsch sind.

Und hier wird es sowohl für Frau Schröder als auch für die CDU Hirschberg problematisch.

Die CDU Hirschberg muss sich fortan den Vorwurf gefallen lassen, unkritisch falsche Informationen zu verbreiten und Frau Schröder muss sich gefallen lassen, mit ihren Falschinformationen durch die CDU unterstützt zu werden und sich fragen lassen, wie es denn so bei ihr bestellt ist, mit einer „objektiven Berichterstattung“?

Vermutlich darf man davon ausgehen, dass Frau Schröder so eine Art „Presseorgan“ der CDU ist und die RNZ-Redaktion dies unterstützt.

In solchen Fällen muss man immer nachfragen, ob es sich ausschließlich um eine Fehlleistung des jeweiligen Journalisten handelt oder eine der Redaktion. Solange das nicht geklärt ist, darf man getrost annehmen, dass auch die Redaktionsleitung der RNZ die Lügen und Fehlleistungen der Journalistin Annette Schröder stützt – denn unser Artikel in gleicher Sache dürfte der RNZ-Leitung angesichts von 26.000 Zugriffen in Deutschland und im Ausland nicht unbekannt sein – wenn doch, wäre das mehr als peinlich für die Redaktionsleitung der RNZ.

Es ist auch mehr als peinlich für die CDU Hirschberg, wenn diese so tut, als gäbe es den Artikel auf dem hirschbergblog nicht. Es ist beschämend, dass es von Seiten der CDU keinerlei Reaktionen dazu gab. Stimmt nicht ganz: Der „Schön-schreib-alles-toll-und-souverän-Artikel“ von Frau Schröder ist prominent auf der CDU-homepage platziert.

Warum? Die Antwort ist klar. Weil er gefällt. Weil es sich um gefälliges, unkritisches und hofberichterstattendes Geblubber handelt, das den Namen Journalismus nicht verdient hat.

Frau Schröder wird sich von diesem Artikel vermutlich ebensowenig wie die CDU Hirschberg „irritieren“ lassen. Das sitzt man aus. Das nimmt man nicht zur Kenntnis. Das hält man für „blöd, bösartig“ oder sonstwas.

Das mag so sein – aber es werden sich sowohl für Frau Schröder, als auch für die CDU, die sich das aussucht, was ihr gefällt, anstatt sich mit der Realität auseinanderzusetzen, die Zeiten ändern.

Die Menschen werden Informationen vergleichen, Behauptungen wahrnehmen und sich ihre Meinung bilden. Unabhängig davon, ob Zeitungen Hofberichterstattung betreiben oder nicht.

Frau Schröder, Redakteurin der RNZ, muss damit leben, dass man ihr vorwirft, faktisch falsch und tendensiös berichtet zu haben. Sie darf getrost als „CDU-nah“ eingestuft werden, was noch nicht mal „schlimm“ wäre. „Schlimm“ ist, dass Frau Schröder und die RNZ so tun, als wären sie „unabhängig“.

Die CDU Hirschberg muss sich gefallen lassen, diese falsche Berichterstattung der Bevölkerung zu unterstützen. Ob sich die CDU Hirschberg eher falschen Artikeln „nah“ fühlt oder sich „kritisch“ gibt, muss sie selbst wissen.

Spannend wird sein, was die Zukunft bringt.

Ach ja, die Überschrift fragte: „Was die CDU Hirschberg, Peter Hauk und das Mitteilungsblatt gemein haben?“ Die Antwort ist offensichtlich.

Stuttgart 21 Top-Thema auf dem hirschbergblog

Guten Tag!

Hirschberg, 26. Oktober 2010. Unser Artikel über den „Informationsabend“ der Hirschberger CDU mit dem Gast Peter Hauk, Fraktionschef der Landes-CDU, hat für einen Zugriffsrekord gesorgt: 4.708 14.738 Mal wurde der Text gestern aufgerufen. Nicht der Artikel an sich sorgte für den Rekord, sondern der Inhalt und hier vor allem die Aussage von Hauk, dass es „wurscht ist, ob Stuttgart 21 zehn oder fünfzehn Milliarden Euro kostet.“

Von Hardy Prothmann

Mit ziemlicher Sicherheit gibt es in Hirschberg viele Menschen, die das „hirschbergblog“ noch nicht kennen – und es vielleicht auch nicht kennen wollen. Ist ja nur Internet und nichts „Handfestes, Gedrucktes“.

Tatsächlich kennen mindestens 4.708 Menschen seit gestern das hirschbergblog – denn soviele LeserInnen haben den Artikel „CDU-Spitzenpolitiker Peter Hauk: “Ob das 10 oder 15 Milliarden kostet, kann Baden-Württemberg wurscht sein“ innerhalb eines Tages aufgerufen.

Das ist ist ein absoluter Rekord – verzeichnen wir sonst im Schnitt rund 800-1000 Besucher am Tag.

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Lächeln für die Fotografen.

Das Interesse ist klar: Es gilt Stuttgart 21, einem der brisantesten Politikthemen überhaupt zur Zeit. Und Stuttgart 21 ist kein lokales Thema, es beschäftigt die gesamte Republik.

Auf der Suche nach kritischen Informationen.

Viele der abgegebenen Kommentare kommen weder aus Stuttgart, noch aus Nordbaden oder Hirschberg, sondern aus ganz Deutschland – weil überall in Deutschland Menschen auf der Suche nach Informationen zu Stuttgart 21 sind.

Vor allem auf der Suche nach kritischen Informationen, die nichts verlautbaren, sondern Fakten liefern und Stellung beziehen.

Alle „großen“ Medien wie Süddeutsche Zeitung, FAZ, Spiegel, Bild, ARD und andere berichten darüber, auch lokale Medien wie die Stuttgarter Zeitung. Warum interessieren sich so viele Menschen für eine klitzekleine, lokaljournalistische Internetseite wie das hirschbergblog?

Weil der Artikel und sein Inhalt offensichtlich interessant sind. Denn die „große“ Landespolitik ist mit dem CDU-Fraktionschef Peter Hauk ins Lokale gekommen.

Alles super?

Das hätte niemanden weiter interessiert, wäre es bei der gewohnten Berichterstattung der „traditionellen“ Lokalmedien geblieben. Weinheimer Nachrichten und Rhein-Neckar-Zeitung haben brav-freundlich berichtet. Alles super, alles souverän. Lächelnde Politiker – Gruppenbild mit Dame. Nächster Termin. Schule, Kaninchenzüchter, Baugebiet.

Um dem ganzen ein wenig mehr Bedeutung zu geben, verdoppeln die Zeitungen einfach mal die Besucherzahl und lügen dabei „wie gedruckt“. Zwischen tatsächlich 28 anwesenden Gästen und angeblichen 50 ist ein deutlicher Unterschied – so verschätzen kann man sich gar nicht unabsichtlich. Selbst wenn man das Podium und die Journalisten und die Fotografen hinzuzählt, käme man gerade mal auf 38 Personen.

Die Fotografen machen gut 30-50 Bilder von strahlenden Politikern, die dauerlächeln und Anweisungen befolgen: „Ja, bitte so nochmal, mehr lächeln, ja gut, jetzt näher zusammen…“

Ich habe auf ein solches Foto verzichtet und die Fotografen beim Fotografieren fotografiert. Denn was sich hier in der Provinz abspielt, ist symptomatisch fürs ganze Land. Eine mediale Politikinszenierung, die nichts mit dem zu tun hat, was tatsächlich geschieht.

Große Verunsicherung.

Tatsächlich geschieht eine große Verunsicherung. Bei den Menschen, die nicht mehr verstehen, was Stuttgart 21 eigentlich sein soll. Die nicht verstehen, wie brave Bürger zusammengeknüppelt werden. Rentner und Schüler. In Hirschberg sitzen an diesem Abend fast nur Rentner, die sich von Peter Hauk anhören: „Es gab auch gewaltbereite Demonstranten.“

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Planlos auf der Suche nach Orientierung: Peter Hauk.

Selbst diese treuen CDU-Anhänger sind verunsichert. Hauk redet auf sie ein und ein und ein. Auch ich bin verunsichert, das gebe ich offen zu. Verunsichert, weil Herr Hauk „seiner ausladenden Rede von Car-Sharing über Stromkabel bis Gorleben“ (RNZ) so viele Themen anschneidet, dass kein Bericht möglich ist, der das einigermaßen wiedergeben kann.

Verunsichert, weil ich befürchte, nicht kompetent genug über Stuttgart 21 berichten zu können, ein Projekt, dass 1988 erdacht wurde (ich habe 1991 als freier Journalist meine Arbeit begonnen) und seit 1995 verhandelt wird und das so viele Berichte erzeugt, die kein Mensch mehr lesen kann.

Ich konzentriere mich also auf das, was ich als einigermaßen informierter Mensch darüber weiß und was ich vor Ort erlebe und schreibe mit. Details recherchiere ich in den Tagen nach dem Termin nach.

Und ich spüre die Verunsicherung der Gäste vor Ort. Ich registriere die selbstgefällige Haltung von Herrn Hauk, die verunsicherten Blicke der lokalen CDU-Prominenz vorne auf dem Podium, die schon längst den Anschluss an das verloren hat, was Hauk von sich gibt, ich sehe den Bundestagsabgeordneten Karl A. Lamers, der ständig nervös zwinkert und den Staatssekretär Georg Wacker, der irgendwelche SMS in seinem Handy „checkt“, während Hauk redet und redet und redet.

Gewinner und Verlierer.

Das schreibe ich auf. Vor allem einen Satz, der irgendwie alles zusammenfasst, was Herr Hauk vorher geredet hat: „Ob das 10 oder 15 Milliarden kostet, kann Baden-Württemberg egal sein.“

Zu diesem Zeitpunkt sind die „Kollegen“ von der Zeitung schon weg. Annette Schröder titelt für die RNZ: „Das Land in der Summe gewinnt“. Das ist, mit Verlaub, ein Schwachsinnssatz, einige der Angaben im Artikel sind glatt gelogen, die allermeisten beschönigend dargestellt.

Die Weinheimer Nachrichten haben die Überschrift: „Keine Stimmungsdemokratie“ – die übernommene Argumentation von Redakteur Hans-Peter Riethmüller ist einfach: Wenn Stuttgart 21 nicht kommt, hat Baden-Württemberg immer nur gezahlt, aber nichts zurückbekommen. Der Artikel endet mit einem Zitat von Hauk: „Das ist nicht einzusehen.“

Ich glaube vielmehr, dass nicht einzusehen ist, dass die Öffentlichkeit von solchen Medien und Journalisten vollständig verantwortungslos manipuliert wird. Es ist nicht einzusehen, dass man irgendwelche Abschriften gereicht bekommt, deren Verfasser sich unwohlig auf ihren Stuhlen herumdrückten, um dann gefällige Artikel drucken zu lassen, die nichts mit dem zu tun haben, was sie selbst erlebt haben.

Wahrheit und Lügen.

Durch das Internet lassen sich solche Lügenmärchen schnell enttarnen. Herzig ist, dass die, die dadurch in die Kritik geraten, gerne das Internet als „Lügenmaschine“ diffamieren.

Denn sie haben Angst vor diesem Medium, dass sie nicht so einfach kontrollieren können wie die Zeitungsbranche und den Rundfunk.

Und sie wissen, dass man zentrale Medien noch ganz gut beherrscht, aber das dezentrale Internet nicht beherrschen kann, das überall ist, aber irgendwie auch nirgends und mit Angeboten wie dem hirschbergblog plötzlich vor Ort eine Bedeutung erhält.

Das betrifft nicht nur Machtmenschen wie Peter Hauk, auch der örtliche Sprecher der Grüne-Liste-Hirschberg-Fraktion, Jürgen Steinle, musste vor kurzem erleben, dass nicht alles so läuft, wie er sich das vorstellt. Auch hier gibt es offensichtlich Verständnisprobleme, was ein unabhängiges Medium ist.

Haltung.

Als verantwortlicher Journalist für das hirschbergblog werde ich diese Haltung weiter bewahren: unabhängig, überparteilich und kritisch zu berichten.

Am 25. Oktober 2010 haben 4.708 LeserInnen die Möglichkeit wahrgenommen, sich hier über den Auftritt von Peter Hauk zu informieren und sich eine Meinung zu bilden. Wir haben auf die „Konkurrenz“-Angebote in den Zeitungen hingewiesen, um uns mit anderen Medien-Angeboten vergleichbar zu machen, weil wir Wettbewerb nicht scheuen.

Wir können noch nicht so viele Themen abdecken, wie wir das gerne wollten. Aber die Themen, die wir berichten, sind offen und ehrlich und ohne „Rücksichtnahmen“ kostenlos für alle nachzulesen.

Und zu kommentieren – auch das trägt zur Meinungsbildung bei.

Im Namen des gesamten Teams bedanke ich mich für das Interesse und die Kommentare.

Wie aus einer Pressemeldung ein „Artikel“ wird und wer hinter dem Kürzel „zg“ steckt

Guten Tag!

Hirschberg, 03. April 2010. Aufmerksame Zeitungsleser wundern sich über einen sehr fleißigen Autoren, der anscheinend für den Mannheimer Morgen, die Weinheimer Nachrichten, die Rhein-Neckar-Zeitung und viele andere Zeitungen arbeitet. Sein Kürzel: zg.

Von Hardy Prothmann

Kein Journalist hat für diesen Artikel nennenswert recherchiert - eine Pressemitteilung wurde ein wenig umgeschrieben und fertig ist ein "redaktioneller Artikel" im Mannheimer Morgen, der so tut als ob. Die durchgestrichenen Passagen fallen weg, die unterstrichenen Stellen sind Einfügungen oder Umstellungen. Klicken Sie, um das gesamte Dokument und die Veränderungen zu sehen."

Es gibt in Deutschland einen Vielschreiber, der niemals unter seinem Namen auftritt, sondern nur mit dem Kürzel „zg“.

„zg“ ist vielseitiger Schreiber: Vereine, Sport, Politik, Kultur, Wirtschaft, Verbände – kein Thema ist vor ihm sicher. Er berichtet einfach zu allem und jedem.

Noch verwunderlicher ist: „zg“ schreibt für jede Menge Zeitungen – auch für solche, die miteinander „konkurrieren“, wobei die Konkurrenz meist nur in den Außenbezirken an den Rändern der Erscheinungsgebiete stattfindet.

Und „zg“ ist meistens bestens informiert und liefert immer Informationen „aus erster Hand“.

So auch heute wieder im Mannheimer Morgen. Hier berichtet „zg“ über den genehmigten Antrag zur gemeinsamen Werkrealschule von Hirschberg und Heddesheim.

Wer genau hinschaut und die Pressemitteilung der Gemeinden zum Thema kennt, stellt fest: So fleißig ist „zg“ gar nicht. Mit ein paar Kürzungen, Umstellungen und marginalen Einfügungen macht „zg“ flugs aus einer Pressemitteilung einen „eigenen“ Artikel.

„zg“ ist das Kürzel für „zugesandte“ Texte.

Das Rätsel um den Vielschreiber „zg“ ist schnell gelöst. Es gibt ihn nicht. Das Kürzel „zg“ steht für „zugeschickt“ oder „zugesandt“.

Das bedeutet: Alle „Artikel“ (und das sind jede Menge), die das Kürzel „zg“ tragen, sind nicht von Journalisten der jeweiligen Redaktion verfasst worden, sondern in den meisten Fällen Pressemitteilungen oder Vereinsnachrichten, die ein wenig „aufgehübscht“ werden und dann so tun, als seien sie eigenständige redaktionelle Leistungen der Zeitung.

Könnte man auch sagen, hier täusche jemand eine eigene redaktionelle Leistung vor? So weit will ich nicht gehen (in Zeiten, in denen man ganz schnell für Meinungsäußerungen abgemahnt wird, muss man vorsichtig sein). Immerhin werden die „zg“-Texte ja ein bisschen bearbeitet, was aus Sicht von Zeitungen dann doch eine redaktionelle „Leistung“ darstellt. Das ist eben Ansichtssache.

Der Schein der Vielfalt.

Leider, leider, werden aber die Leserinnen und Leser nicht über dieses Verfahren aufgeklärt und können nicht erkennen, ob sie einen eigenständig recherchierten Artikel oder eine umgeschriebene Pressemitteilung vor sich haben.

Das wollen die Zeitungen nicht. Sie wollen etwas anderes erreichen: Sie suggerieren eine große Vielfalt von „eigenen“ Autoren, die aber keine eigenen sind. Es sind „als ob“-Autoren.

So auch im Text über die Werkrealschule, in den die Redaktion besonders dreist noch eingefügt hat: „…in einer Pressemitteilung“, obwohl der Text selbst zu geschätzten 90 Prozent aus eben dieser Pressemitteilung besteht. (Klicken Sie auf das Bild, um sich selbst ein Bild zu machen.)

Korrekt wäre, wenn die Zeitungen einfach drüber oder drunter „Pressemitteilung von xy“ schreiben würden – dann wüssten die Leser Bescheid, wie sie den Text einzuordnen haben.

Zeitungen tauschen aber auch gerne Artikel untereinander aus. Beispielsweise schreibt im Mannheimer Morgen über Hirschberg häufiger ein Autor, der mit „hr“ zeichnet.

Ausgeschrieben ist das Hans-Peter Riethmüller, Redakteur bei den Weinheimer Nachrichten. Umgekehrt erscheint in den Weinheimer Nachrichten auch mal „agö“, richtig Anja Görlitz vom Mannheimer Morgen.

Und im Mannheimer Morgen gibt es auch mal die Kombination WN/agö – das ist dann eine Textübernahme der Weinheimer Nachrichten mit „redaktioneller Bearbeitung“ durch agö.

Auch durch diese Praxis wird so getan als ob. Korrekt wäre ein Hinweis, dass hier Artikel aus anderen Zeitungen übernommen wurden. Wie Redaktionen ihre Leserinnen und Leser über die Inhaltsstoffe informiert, die im Produkt Zeitung drin sind, entscheiden die Redaktionen selbst.

Umgeschriebene Pressemitteilungen sind gängige Praxis.

Für Recherche bleibt keine Zeit – schließlich muss „zg“ jede Menge „Artikel schreiben“. Diese Praxis, umgeschriebene Pressemitteilungen als eigene Artikel zu verkaufen, ist Gang und Gäbe in deutschen Zeitungsredaktionen. Journalisten, die eigentlich bei einer Nachrichtenagentur angestellt sind, werden so schnell auch mal zu „Von unserem Mitarbeiter xy“.

Das hirschbergblog arbeitet anders: Natürlich übernehmen wir wie jede Redaktion manchmal Informationen aus Pressemitteilungen und anderen Informationsquellen. Das machen wir in den allermeisten Fällen durch die Nennung der Quelle deutlich. Die Informationen fügen wir neu und eigenständig zusammen und ergänzen sie durch eigene Recherche. Das Ergebnis ist ein echter redaktioneller Artikel und nicht eine Mogelpackung, die so tut als ob.

Darüber hinaus verlinken wir zu Informationsquellen oder dokumentieren die Originalpressemitteilungen – dadurch ermöglichen wir eine große Transparenz für unsere Leserinnen und Leser.

„Vom Versagen der Lokalpresse“

Guten Tag!

Hirschberg, 08. März 2010. Der Medienjournalist Stefan Winterbauer ärgert sich heute in einem Artikel über die Odenwälder Zeitung, bei der er selbst volontiert hat. Sein Fazit: Die Lokalpresse versagt.

Stefan Winterbauer ist Journalist und berichtet seit Jahren als Fachautor über Medienthemen. Unter anderem bei „meedia“, einem führenden Portal, das über Medien berichtet. Die Welt der Medien ist spannend: Hier finden sich Konzerne mit Marktmacht, hier finden sich politische, kulturelle, sportliche, gesellschaftliche Themen.

Winterbauer wollte sich bei „seiner“ Zeitung, Weinheimer Nachrichten/Odenwälder Zeitung, über den Kindesmissbrauch an der Odenwaldschule informieren. Aus erster Hand. Was Winterbauer bleibt, ist die ernüchternde Erkenntnis, dass der Lokaljournalismus kläglich versagt.

Update:
Mittlerweile gibt es einen kurzen Text mit Material der dpa.

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog

Verkehrte Welt

Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 30. Januar 2010. Als Träger öffentlicher Belange stellt die Gemeinde Hirschberg Forderungen in Sachen geplanter „Pfenning“-Ansiedlung in Heddesheim. „Pfenning“ zeigt sich davon unbeeindruckt und erwartet von Bürgermeister Just, dass er vorstellig wird. Diese Haltung ist mehr als erstaunlich – sie ist arrogant.

Kommentar: Hardy Prothmann

In Heddesheim hat die Unternehmensgruppe „Pfenning“ irgendwann betont, dass sie ein „guter Nachbar“ sein wolle. Irgendwann heißt: Nachdem sie festgestellt hat, dass viele Heddesheimer den neuen Nachbarn nicht wollen.

Plötzlich präsentierten sich „Pfenning“-Vertreter mit einem Stand im Ort und verteilten Flyer. Es wurden Anzeigen geschaltet. Man nahm brav am so genannten Dialogkreis teil und schaltete eine Seite „Pro-Heddesheim“ im Internet frei.

Der Aufwand hatte ein Ziel: Möglichst viel gute Stimmung zu machen, denn die Bürger sollten befragt werden, ob sie den neuen Nachbarn wollen oder nicht. 50,35 Prozent stimmten dafür 49,65 Prozent stimmten dagegen. Diese 0,7 Prozentpunkte oder 40 Stimmen mehr für „Pfenning“ reichen dem Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler und seinen Unterstützern bei CDU, SPD und FDP, um zu argumentieren, die Heddesheimer wollten „Pfenning“.

Die Abstimmung war am 27. September 2009. Seitdem hat man vom guten Nachbarn „Pfenning“ in Heddesheim nichts mehr gesehen. Warum auch? Das Unternehmen hat sein Ziel erreicht, das Bebauungsplanverfahren läuft weiter.

Innerhalb dieses Verfahrens können nun Träger öffentlicher Belange zum Vorentwurf des Bebauungsplans ihre Stellungnahmen abgeben. Hirschberg fordert ein Gutachten, dass der Kreisel im Gewerbegebiet die bis zu 1000 zusätzlichen Lkw-Bewegungen sowie den zusätzlichen Pkw-Berufsverkehr wird aufnehmen können.

Denn der Bauamtschef Rolf Pflästerer sieht Probleme: „Wir bezweifeln, dass der Kreisel ausreichend dimensioniert ist. Eventuell muss hier ein Bypass her“, sagte er dem hirschbergblog.

Darüber hinaus besteht die Gemeinde Hirschberg auf einem „Verkehrslenkungsvertrag„. Der soll sicherstellen, dass keine „Pfenning“-Lkw ab 18 Tonnen über die B3 fahren.

Wer will hier was von wem?

Darüber haben auch der Mannheimer Morgen und die Weinheimer Nachrichten bereits berichtet – mit einem wortgleichen Artikel. Denn die beiden Zeitungen sind sich keine Konkurrenz – sie tauschen ihre Artikel aus.

Und die Hirschberger brauchen von den Zeitungen keine kritische Berichterstattung erwarten. Der Mannheimer Morgen hat es bis heute nicht geschafft, auch nur einmal kritischen Fragen nachzugehen und das Ergebnis einer solchen Recherche zu veröffentlichen.

Die Zeitung informiert klar im Sinne der Befürworter der geplanten Ansiedlung:

„Zur Frage eines Verkehrslenkungsvertrags mit Hirschberg sagte Pfenning-Pressesprecherin Pélagie Mepin, man stehe auch einem Gespräch mit Bürgermeister Just offen gegenüber, wolle aber zunächst abwarten, womit dieser konkret auf das Unternehmen zukomme.“

Wer einen solchen Satz aufschreibt, muss sofort denken: „Moment. Verkehrte Welt. Wer will hier was von wem?“

Doch das fällt den Redaktionen nicht ein. Nicht der Bürgermeister Just muss auf „Pfenning“ zukommen, sondern „Pfenning“ auf Just. „Pfenning“ will sich ansiedeln und „Pfenning“ muss sich deshalb folgerichtig bemühen, um Zweifel und Bedenken auszuräumen.

Immerhin will man angebliche 100 Millionen Euro investieren.

Jeder vernünftige Mensch würde vor einer eventuellen Belästigung den Nachbarn darüber in Kenntnis setzen, um ein gutes Verhältnis zu bewahren. Und nicht warten, bis der Nachbar sich genervt meldet.

Hirschberg profitiert überhaupt nicht von der geplanten Ansiedlung. Im Gegenteil. Mit großer Wahrscheinlichkeit bringt diese Hirschberg weitere Verkehrsbelastungen.

Die Bedenken aus Hirschberg sind dem Unternehmen lästig. Deswegen bemüht man sich auch nicht, diese auszuräumen. Wenn der Just was will, soll er halt einen Termin vereinbaren. Punkt. Aus. Fertig.

Diese arrogante Haltung kennt die kritische Heddesheimer Bevölkerung schon zur Genüge. „Pfenning“ bewegt sich nur, wenn der Druck zu groß wird. Unter Druck ist auch der „Verkehrslenkungsvertrag“ entstanden.

Die Hirschberger sind gut beraten, wenn sie das berücksichtigen. Ohne Druck bewegt sich „Pfenning“ garantiert nicht.