Montag, 27. Juni 2022

Kinderferne Entscheidung im Gemeinderat

Chance vertan

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Hirschberg, 26. April 2012. (red/sap) Glückliche Kinder, eins mit Tier und Natur – so stellten sich wohl die beiden Erzieherinnen ihren Bauernhofkindergarten auf dem Marbacher Hof im idyllischen Hirschberg, Ortsteil Großsachsen vor. Doch die Rechnung wurde ohne den Wirt gemacht. Der Gemeinderat Hirschbergs hat sich in seiner Sitzung, wenn auch äußerst knapp, aber dennoch klar, gegen die Aufnahme des Bauernhofkindergartens in die Bedargfsplanung der Gemeinde Hirschberg entschieden.

Kommentar: Sabine Prothmann

Damit hat der Rat, mit größter Wahrscheinlichkeit, dem Bauernhofkindergarten den Todesstoß erteilt. Denn ohne die finanziellen Zuschüsse, wird das Projekt nicht finanzierbar sein.

Da konnte Bürgermeister Just noch so sehr auf Imagegewinn und Alleinstellungsmerkmal verweisen, Eva-Marie Pfefferle (SPD) von Kind, Tier und Natur schwärmen und das pädagogische Konzept loben oder Monika Maul-Vogt (GLH) auf den sicherlich kommenden Bedarf an weiteren Betreuungsplätzen pochen, die kühlen Rechner setzten sich durch.

Mit 9:9 scheiterte der Antrag und damit der Versuch, in Hirschberg den erst zweiten Bauernhofkindergarten in Baden-Württemberg zu realisieren.

Klare Position bezogen von Anfang die Freien Wähler, auch schon im ATU, dass sie diesem Projekt nichts abgewinnen konnten. Fritz Bletzer (FW) zeigte keinerlei Verständnis für diese Bauernhofnostalgie, dafür aber umso mehr für den benachbarten Landwirt, der ebenfalls auf dem Marbacher Hof ansässig ist.

Hartmut Kowalinski (FDP) ließ sich dazu hinreißen, das pädagogische Konzept anzuzweifeln, denn schließlich müssten die Kinder auch hier „nur basteln und nähen lernen“.

Karin Kunz (CDU) machte deutlich, dass man sparen müsste. Und Matthias Dallinger (CDU) schloss sich diesem Argument an. Und war damit das Zünglein an der Waage, der das Projekt scheitern ließ.

Hätte der entschuldigte Gemeinderat Karl Schnell, ebenfalls CDU, mit seiner Stimme ein anderes Ergebnis auf den Weg gebracht?

Matthias Dallinger wirkte bei seinem Statement, ganz zum Schluss der Diskussion, nicht wirklich überzeugend. Als er sich „schweren Herzens“ gegen den Bauernhofkindergarten entschied, hätte der nicht wohlwollende Zuschauer, darin eine Absprache vermuten können.

Aus finanziellen Gründen, hat der Hirschberger Rat wahrscheinlich sehr vernünftig entschieden, aber zeigen die Ablehner den gleichen finanziellen Weitblick bei anderen Projekten ihrer Wahl? Beispielsweise einer neuen Sporthalle?

In Bezug auf den tatsächlichen Bedarf an Kindergartenplätzen, hat der Gemeinderat bedarfsentsprechend entschieden, aber gilt das auch für die Zukunft?

Für eine Innovation hatte der Hirschberger Gemeinderat leider keinen Mut und hat damit wahrscheinlich auch eine gute Chance vertan.

 

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