Hirschberg, 16. Juli 2014. (red/ld) Wenn es brennt, dann kommt die Feuerwehr. Aber was, wenn es nicht brennt, und trotzdem Hilfe nötig ist? Dann helfen das Technische Hilfswerk oder das Rote Kreuz. Gemeinsam mit dem Bauhof und dem Brandschutzmobil der BGV stellten sie sich bei Tag der Helfer den zahlreichen Besuchern vor.

Ein Bauwerk der Jugendfeuerwehr: Ein Springbrunnen aus Löschwerkzeug.
Von Lydia Dartsch
Die Feuerwehr Hirschberg feiert in diesem Jahr ihr 125-jĂ€hriges JubilĂ€um. „Das war fĂŒr uns der Anlass zu zeigen, welche Rettungs- und Hilfsangebote es hier gibt“, sagt Feuerwehrkommandant Peter Braun. Deshalb habe man den „Tag der Helfer“ veranstaltet, sagt er.
Und die Helfer kamen: Das Technische Hilfwerk (THW) aus Ladenburg mit ihrem GerĂ€tekraftwagen und einer der beiden Wasserschadenpumpen. „Diese hier pumpt bis zu 15.000 Liter pro Minute“, sagt ZugfĂŒhrer Yannick Edelmann. Eingesetzt wird sie meist bei Ăberschwemmungen und Hochwasser. In der Region sei sie zuletzt bei dem Hochwasser im vergangenen Jahr im Einsatz gewesen. Aber auch international leisten die THW-Mitglieder Hilfe. Beispielsweise war die Hochwassserpumpe mitte Mai mit 17 EinsatzkrĂ€ften nach Bosnien beordert worden. Aber auch in der Region sei das THW zur Stelle, sagt Peter Braun: „Meistens dann, wenn die Feuerwehr nicht mehr helfen kann“, sagt er. Beispielsweise zur Bergung von verunfallten Lkw.
Der Materialbomber des Roten Kreuzes
Wenn Personen verletzt sind, ist das Deutsche Rote Kreuz zur Stelle. Der Ortsverein Hirschberg prĂ€sentiert sich auf dem Hof der Feuerwehr mit einem Rettungswagen, auf den man sich schnallen lassen kann. UnterstĂŒtzung gab es vom Ortsverein Weinheim, der einen seiner GerĂ€tewagen SanitĂ€t zeigte. „Die werden auch Materialbomber genannt“, sagt Christoph Scherer, zu dessen Zug der Wagen gehört. Der Grund fĂŒr diesen Namen wird schnell klar: Der Wagen ist mit genug Material ausgerĂŒstet, um zweimal zehn Personen zu versorgen, bevor sie in ein Krankenhaus transportiert werden können.
Neben Tragen, Verbandsmaterial und zwei aufblasbaren Zelten samt Heizungsystem verfĂŒgt der Wagen ĂŒber BeatmungsgerĂ€te und Defibrillatoren. „Echte Lebensretter“, sagt Herr Scherer. Mittlerweile gebe es diese GerĂ€te in allen öffentlichen GebĂ€uden der Gemeinde, sagt Herr Braun: Im Rathaus, in der Sporthalle und auf dem Sportplatz. Erleidet jemand einen Herzkreislaufstillstand, geben die GerĂ€te einen StromstoĂ ab, der das Harz wieder in den richtigen Rhythmus bringen soll, erklĂ€rt Herr Scherer: „Bei einem Kreislaufstillstand steht das Herz nicht, sondern zittert unkontrolliert. Dabei pumpt es aber kein Blut. Der StromstoĂ stoppt das Zittern“, sagt er. Seit die Sporthalle damit ausgerĂŒstet ist, sei das GerĂ€t bereits zeimal im Einsatz gewesen, sagt Herr Braun. Angst vor der Bedienung mĂŒsse man nicht haben: „Man kann nicht viel falsch machen. Die sind eigentlich selbsterklĂ€rend“, sagt er.
Einziger Nachteil sei es, dass die GerĂ€te nicht immer ĂŒberall verfĂŒgbar sind, oder die meisten UnfĂ€lle nicht in der NĂ€he eines Defibrillators passieren. „Dann hilft nur noch Notruf absetzen und eine Herz-Lungen-Wiederbelebung“, sagt er. Zur Not auch ohne Mund-zu-Nase-Beatmung. Hauptsache man drĂŒckt auf den Brustkorb. Das genĂŒge bereits, um unwiderrufliche HirnschĂ€den zu vermeiden, sagt er: „Wenn das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt wird, treten bereits nach drei bis vier Minuten die ersten SchĂ€den auf.“ Meist brauche der Rettungsdienst aber viel lĂ€nger, um zum Opfer zu gelangen. Da komme es auf die Hilfe vor Ort an, und dass derjenige, der die hilflose Person gefunden hat, auch sofort helfen kann: „Man spricht sie an, prĂŒft, ob sie atmet. Wenn nicht, legt man sofort los bis der Rettungsdienst da ist.“ Am besten sei es, man lerne das bereits in der Schule, sagt er: „In manchen LĂ€ndern können das die Kinder ganz selbstverstĂ€ndlich.“
LebensgefÀhrlicher Lebensraum Wohnung
Auch der Bauhof informieren ĂŒber ihre Dienste – auch im Bereich Forst. Kinder können auf einer Kinderbaustelle NĂ€gel in Bretter schlagen, oder versuchen, Ăste durchzusĂ€gen. WĂ€hrenddessen zeigt der Badische Gemeinde-Versicherungsverband in seinem Brandschutzmobil, was das Leben zu hause lebensgefĂ€hrlich macht: Eingeschaltete BĂŒgeleisen auf der Kleidung, durchgeschmorte Elektronikteile in Waschmaschine oder Fernseher. Sogar leere Haarspraydosen können in der Sommersonne auf dem Fensterbrett abgestellt zu gefĂ€hrlichen Geschossen werden, wie Dietmar Schils vom Kreisfeuerwehrverband Rastatt zeigt, als er unter Sicherheitsvorkehrungen eine leere Spraydose langsam erhitzt. Die Explosion ist laut. WĂ€re die Dose nicht in einem MetallkĂ€fig gewesen, wĂ€ren ihre Splitter umhergeflogen und hĂ€tten Menschen verletzen können: „FĂŒr diesen Effekt reicht schon die Sommersonne, die auf das Badezimmerfensterbrett scheint“, sagt Herr Schils. Ebenso eindrucksvoll zeigt er, warum man brennendes Fett ersticken und nicht mit Wasser löschen soll.
Nicht nur lehrreich, sondern auch gesellig feierte die freiwillige Feuerwehr ihr JubilĂ€um. Mehrere hundert Menschen kamen am Sonntag ins Hilfeleistungszentrum. Als besonderen Gast begrĂŒĂte Peter Braun den Bundestagsabgeordneten Karl A. Lamers (CDU). Auch EinsatzkrĂ€fte der freiwilligen Feuerwehr Weinheim kamen zu einem Besuch vorbei. Gefeiert wurde auch schon einen Tag zuvor, am Samstag. „Wir hatten den Hof voll mit Menschen“, sagt Herr Braun. Rund 350 Besucher waren zu der Party mit der Band „Fahrenheit“ gekommen. Hinsichtlich der ungewissen Wetterlage habe ihn das freudig ĂŒberrascht, sagt er.

Die Kinder konnten selbst versuchen zu löschen, oder auch eine Runde mit einem richtigen Einsatzfahrzeug drehen.

Die Ortsvereine Hirschberg und Weinheim des DRK waren mit einem Rettungswagen und einem Einsatzwagen SanitÀt vor Ort. Hier bei einer gestellten Szene mit freiwilligem Opfer, das auf die Trage geschnallt wird.

„Materialbomber“ heiĂt der Einsatzwagen wegen seiner groĂen Ausstattung, wie beispielsweise zwei aufblasbare Zelte mit Heizsystem.

Neben Faltragen, Verbandsmaterial und vielem mehr gibt es auch diese WirbelsĂ€ulenrettungstrage. „Damit kriegt man Menschen aus allen Bereichen herausholen“, sagt Christoph Scherer. Lange darauf liegen sollte man aber nicht.

Auch mit Defibrillatoren ist der Wagen ausgestattet. Diese Lebensretter gibt es mittlerweile in vielen öffentlichen GebĂ€uden. Wenn keiner zur Hand ist, muss man selbst auf den Brustkorb drĂŒcken. Hier zĂ€hlt jede Minute.

Zuhause passieren statistisch die meisten UnfÀlle. Dietmar Schils vom KFV Rastatt zeigt mit dem Brandschutzmobil einige Beispiele: Was passiert beispielsweise, wenn eine Spraydose heià wird?

Zum Eigenschutz wird eine leere Spraydose unter einer Flamme erhitzt. Die nötige Temperatur erreiche diese schon, wenn sie in praller Sonne steht, sagt Herr Schils.

Der Knall war kurz, aber laut. Die Dose sieht mitgenommen aus. Viel ist nicht mehr ĂŒbrig von ihr.

Wie löscht man einen Fettbrand in der KĂŒche? Dietmar Schils macht es vor:

Vorsichtig von der Seite den Deckel auf den Topf schieben,

den Herd ausschalten und unbedingt den Deckel geschlossen halten, bis alles abgekĂŒhlt ist. Sonst fĂ€ngt das heiĂe Fett wieder Feuer.

Wie es aussieht, wenn man mit Wasser löscht, sieht man hier. Die Stichflamme wird riesig.

Bei dem Dummy ist nur die Krawatte versengt. Eine Person hÀtte nach dem Löschversuch mit Wasser schwere Verbrennungen davon getragen.

Auch an Geselligkeit fehlte es im Hilfeleistungszentrum nicht.
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