Sonntag, 19. Juni 2022

Führung zur Produktpalette von Fuchs Petrolub

Freie Wähler Hirschberg besuchen Fuchs Petrolub

Hirschberg, 28. März 2013. (red/pm) Die Freien Wähler Hirschberg haben beim Besuch der Firma Fuchs Petrolub eine hoch interessante Führung erlebt. Die Produktpalette wurde vorgestellt und der Fertigungsbereich besichtigt. Vorstandsvorsitzender Stefan Fuchs präsentierte seine AG mit eindrucksvollen Zahlen. [Weiterlesen…]

Kritischer Blick auf die Vaterlandsliebe in Zeiten der EM

Sind Sie noch Patriot? Oder schon Nationalist?

Stolz auf die Fahne? Aufs Vaterland? Patriot? Oder schon Nationalist?

 

Rhein-Neckar, 20. Juni 2012. (red/pro) Fiebern Sie mit der deutschen Nationalelf mit? Reden Sie von Deutschland, Spanien, England, Italien und den anderen Ländern als seien dort alle gleich? Verbinden Sie mit „die Italiener“, „die Griechen“, „die…“ irgendwelche „Charaktereigenschaften“? Erhöhen Sie Deutschland oder Ihre eigene Nation gegenüber gegenüber anderen Ländern? Dann wird es Zeit, darüber nachzudenken, ob Sie noch ein Patriot oder schon ein Nationalist sind. Und ob „Demokrat“ nicht eine brauchbare Alternative wäre.

Von Hardy Prothmann

Im Gegensatz zu den Tageszeitungen finden Sie bei uns immer wieder Hinweise auf andere Medien – manchmal, weil diese sehr gut berichten oder sehr schlecht, manchmal, weil sie etwas berichten, was wir für unsere Leserschaft interessant finden.

Heute empfehlen wir Ihnen ausdrücklich ein sehr interessantes Stück von Nikolas Westerhoff in der Süddeutschen Zeitung: „Weltoffene Demokraten – eine aussterbende Spezies„. Es liest sich, als wäre der Text aktuell zur EM und dem damit verbundenen „Nationalstolz“ geschrieben. Der Artikel erschien aber schon vor fünf Jahren – ist aber vermutlich zeitlos.

Patriot vs. Nationalist?

In einer umfangreichen Darstellung stellt der Kollege wissenschaftliche Untersuchungen vor, die den vermeintlich positiven Begriff des „Patrioten“ in Frage stellen. Vielmehr deuten die Untersuchungen darauf hin, dass eine Unterscheidung in den guten Patrioten versus dem schlechten Nationalisten nicht möglich ist:

Doch eine solche Zweiteilung der Menschen in Patrioten und Nationalisten ist politisch motiviert – sie dient dazu, Patriotismus als wünschenswerte Eigenschaft propagieren zu können. Eine empirische Basis für den Unterschied zwischen Vorzeige- und Schmuddelbürgern gibt es jedoch nicht, wie neueste Untersuchungen zeigen (Wilhelm Heitmeyer: Deutsche Zustände, Folge 5. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2007).

Ab- und Ausgrenzung liegen wohl tief im Menschen verankert und politische Haltungen werden durch Vorbilder, Erziehung un d Wissen vermittelt. Positiv wie negativ.

Stolz ein was auch immer zu sein?

In Zeiten des Nationalstolzes, die besonders deutlich bei Europa- oder Weltmeisterschaften populärer Sportarten wie Fußball auftreten, sollte man sich selbst mal prüfen. Fühlt man sich als Deutscher, Italiener, Spanier, Türke als „mehr wert“ gegenüber anderen Nationen? Ist man besonders stolz aufs eigene Land? Warum? Auf was? Was hat man davon? Was nützt es, den eigenen Staat zu überhöhen? Gibt es einen Status quo oder ist alles im Fluß?

Auf dem Weinheimblog hatten wir vor kurzem über schlagende Verbindungen berichtet, die Corps, die sich einmal im Jahr in Weinheim treffen und sich als „Patrioten“ bezeichnen und ihre Vaterlandsliebe sehr hoch halten. Sie grenzen sich gleichzeitig vordergründig von Nationalisten ab. Können Sie das tatsächlich angesichts der vielen wissenschaftlichen Studien oder lügen sie sich was in die Tasche.

Ich zum Beispiel würde nie sagen, dass ich stolz bin, ein Deutscher zu sein. Ich bin stolz auf meine eigene Leistung und achte die anderer – egal welcher Nation. Und ich drücke mein Missfallen aus, wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin. Egal ob im eigenen Land oder im Ausland. Egal ob gegenüber Deutschen oder Ausländern.

Tatsächlich bin ich sehr froh, in diesem Land zu leben. Denn Deutschland ist eine stabile und wehrhafte Demokratie und durch die gelebte Ordnung ein Land, in dem man überwiegend sicher leben, Chancen verwirklichen kann und in dem vor allem eines möglich ist: Eine eigene Meinung zu haben.

Andere Länder – andere Vorbilder

Ich habe viele Länder bereits, deren Vorzüge, aber auch Nachteile kennengelernt. Deswegen bin ich ingesamt sehr zufrieden mit meinem Heimatland – obwohl es immer wieder Dinge gibt, die man ändern, verbessern oder abschaffen oder neu schaffen muss.

Wenn mich im Ausland jemand fragt, wo ich herkomme, sage ich „Pfalz“. Denn das ist meine unmittelbare Heimt. Dann sage ich Deutschland. Und manchmal erzähle ich, dass ich ein „Exil-Ossi“ bin. Meine Eltern stammen aus Rostock und Dresden, ich bin in Ludwigshafen geboren und in der Pfalz aufgewachsen. Heute lebe ich in Nordbaden.

Ich fühle mich als Deutscher nicht durch Fußballer vertreten. Es kränkt nicht mehr Ehre, wenn die deutsche Mannschaft verliert oder schlecht spielt. Es hat keinen Einfluss auf meine Meinung oder meine demokratische Überzeugung gar mein Selbstbewusstsein. Bislang spielt die deutsche Elf gut und ich verfolge gespannt jedes Spiel, weil es mich „unterhält“.

Und großen Respekt zolle ich der spanischen Mannschaft, die insgesamt sehr stark spielt und vor allem sehr fair – ich wäre froh, wenn sich andere daran orientieren würden. Denn das verdient Respekt.

 

Gabis Kolumne

Wer navigiert mich sicher in den Süden?

//

 

Guten Tag!

hirschbergblog, 27. Juli 2010. Ein Navi an Bord ist heute schon fast Standard. Meist kommt man damit wunderbar ans Ziel. Meist, sagt Gabi, die immer noch ein „Backup“ dabei hat: eine Straßenkarte.

… und Mutter navigierte.

Erinnern Sie sich bitte. Wie war das damals als Sie als Kind mit Ihren Eltern in Urlaub gefahren sind, sagen wir mal nach Italien in den 70er Jahren? Sie saßen mit Ihren Geschwistern hinten, natürlich unangeschnallt und ohne Kindersitz, und Ihre Mutter saß auf dem Beifahrersitz während der Vater fuhr. Und was machte die Mutter? Richtig, sie navigierte

Jahrzehntelang wünschte sich mein Vater zu Weihnachten den neuesten Shell-Autoatlas und mit diesem Ungetüm auf dem Schoss lenkte ihn meine Mutter durch Schweizer Serpentinen und italienische Bergdörfer. Das war romantisch, das war eindeutig mehr reisen als rasen.

„Bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden.“

Aber bevor ich nun in nostalgische Schwärmerei ausbreche, meist kam es schon kurz nach dem Grenzübertritt in Basel zum ersten Krach. „Kannst du mir mal sagen, wo wir eigentlich sind?“, raunzte mein Vater. Und „diese Ausfahrt gibt es bei mir auf der Karte nicht“, schnauzte meine Mutter zurück. Man hielt an der nächsten Parkmöglichkeit, zerrte weitere Karten aus dem Seitenfach der Autotür und stritt sich darüber, wohin man nun fahren sollte, wessen Schuld es sei. Dies endete regelmäßig damit, dass meine Mutter fuhr und sich mein Vater über ihren Fahrstil und das schlechte Kartenmaterial beklagte.

Analog oder digital? Wie kommt man besser ans Ziel?

In den 80er Jahren war ich zum ersten Mal allein mit Käfer und Freunden in Südfrankreich unterwegs. Natürlich mieden wir die Autobahn, da uns es an Geld für die Maut mangelte. Ich habe gelernt die Schilder mit „Toutes directions“ zu hassen und zu erkennen, dass es kein Problem ist – auch ohne Stau – zwei Stunde zu brauchen, um eine größere französische Stadt zu durchqueren – trotz Michelin-Karte.

Doch das ist jetzt Vergangenheit, vorbei die Zeiten, dass man verzweifelt die Straßenkarte, die immer zu groß und sperrig war, faltete und drehte, vorbei die Diskussionen, ob man eine Ausfahrt verpasst, eine Abzweigung übersehen hatte. Heute dröhnt es beharrlich aus einem kleinen Kasten: „Bei der nächsten Gelegenheit wenden – bitte wenden – jetzt wenden“.

So weit so gut, dieses Problem hätten wir gelöst, denken wir Menschen des 21. Jahrhunderts. Straßenkarten sind Reliquien einer längst vergangenen Epoche, Anfahrtsbeschreibungen können wir getrost zu Hause lassen.

„Diesen Job wollte ich auch nicht haben.“

Meine Großmutter fuhr vor einigen Jahren – da war sie schon über 90 – mit meiner Kusine in deren neuen Auto. Stolz präsentierte diese ihr GPS. Während „die zweite Ausfahrt bitte rechts abfahren“ und „biegen sie bei der nächsten Möglichkeit links ab“ ertönte, wurde meine Oma immer ruhiger und irgendwann meinte sie: „Diesen Job wollte ich auch nicht haben, das muss ja unheimlich anstrengend sein, wenn die Dame dir immer erklären muss, wo du hinfahren sollst.“

Auch wir haben seit ein paar Jahren ein Navigationsgerät, dass immer weiß, wo wir sind und wohin wir wollen. „Blech-Else“, wie das GPS von unseren Kindern liebevoll genannt wird, leitete uns in den Süden Frankreichs, an die italienische Riviera, nach Paris – „Blech-Else“ war eine treue Begleiterin in jedem Urlaub.

Vergangenes Jahr fuhren wir dann nach Holland, erste Station Amsterdam. Tolle Stadt, aber das ist heute nicht mein Thema. Um es kurz zu machen, in Amsterdam wurde unser Auto aufgebrochen. Geklaut wurden das Radio und unser Navigationssystem. Dumm gelaufen, denn wir wollten noch an die Küste. Straßenkarte – Fehlanzeige. Zu unserem Ferienhäuschen fanden wir mit Hilfe des Reiseführers, nicht digital, sondern aus festem Papier, noch relativ problemlos. Bei der Rückreise machten wir einen Schwenker über Belgien und schauten uns Brügge und Gent an, das ging noch gut. Von da an wurde es schwieriger. Schließlich sind wir über Luxemburg zurück gefahren – ein Blick auf die Karte genügte, zu Hause natürlich, um fest zu stellen, dass wir einen Umweg von mindestens 200 Kilometern gemacht hatten.

Es war klar, ein Ersatz für „Blech-Else“ musste angeschafft werden. In den Pfingstferien fuhren wir nach Österreich. Unser nagelneues GPS lenkte uns pflichtgetreu an den Urlaubsort, alles war Bestens. Von dort hatten wir einen Abstecher zu Freunden in die Schweiz geplant.

Ich will doch nicht nach Montenegro

„Nee, du brauchst mir keine Anfahrtsbeschreibung geben, wir haben ein Navi“, hatte ich meiner Freundin am Telefon erklärt. „Alles kein Problem“, so dachte ich zumindest. Wir starteten in Österreich und stellten fest, dass unser Navi über Karten von Litauen und Montenegro verfügte, aber, Sie können es sich denken, die Schweiz existierte im Kartenmaterial unseres GPS nicht. Und, wie könnte es anders sein, wir hatten keine Straßenkarte im Auto und unsere Freunde waren auch nicht telefonisch zu erreichen. Wir sind dort angekommen und wir haben mehr von der Schweiz gesehen als geplant – und das war auch echt schön. Nichts desto trotz, in zwei Wochen fahren wir nach Italien und ich habe schon mal vorsorglich eine Straßenkarte gekauft, man weiß ja nie.

gabi

Anmerkung der Redaktion: Gabi macht jetzt Urlaub und kommt wieder am 13. September 2010.

Vorstoß und Rückzug – Bundespräsident Köhler ist zurückgetreten

Guten Tag!

Hirschberg/Berlin, 31. Mai 2010. Der heutige Tag geht in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein: Bundespräsident Horst Köhler hat völlig überraschend heute seinen Rücktritt erklärt. .

Von Hardy Prothmann

Horst Köhler. Bild: Bild - Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, B 145 Bild-00170079, Foto: Chaperon

„Meine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 22. Mai dieses Jahres sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr, die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.“

Mit diesen Worten hat Bundespräsident Horst Köhler seinen Rücktritt eingeleitet – nachdem er Tage zuvor im DeutschlandRadio etwas gesagt hatte, dem ein deutlicher „imperialistischer“ Zungenschlag anhaftete:

„Meine Einschätzung ist aber, dass wir insgesamt auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.“

Die Reaktionen auf diesen Vorstoß sieht Herr Köhler als „Unterstellung“ an, als „Kritik, die jeder Rechtfertigung entbehrt“.

Ist das so? Herr Köhler hat gesagt, was er gesagt hat und hat keinen Versuch unternommen, ein „Missverständnis“ zu klären. Heute tritt er zurück und zeigt, dass er keine Kritik aushalten kann oder will. Deshalb ist sein Rücktritt zu begrüßen.

Andere Medien landauf, landab berichten über die „großen Verdienste“ des Bundespräsidenten a.D. Horst Köhler. Das gehört sich so. Ganz sicher hat Herr Köhler das höchste Staatsamt ordentlich ausgefüllt, auch das gehört sich so.

Lenkend in Debatten einzugreifen oder Linien vorzugeben, ist ihm nicht gelungen. Es hat den Anschein, als habe er sich deshalb ein wenig beleidigt zurückgezogen – hatte er zu wenig Aufmerksamkeit?

Wenn ja, hat er diese mit seinem heutigen Schritt auf alle Fälle bekommen. Er geht als der erste Bundespräsident, der zurückgetreten ist, in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein.

Interessant ist, dass seine Äußerung im Interview mit DeutschlandRadio einen neuen Blick auf den Afghanistan-Krieg lenken, der nicht nur die „Sicherheit Deutschlands“ verteidigen will, sondern wirtschaftlichen Interessen dienen könnte.

Ob dies zutreffend ist oder nicht, wird die Debatte darüber in der kommenden Zeit klären. Im Abgang hat Herr Köhler damit vielleicht seinen ersten großen, eigenständigen Erfolg gesichert: Eine Debatte über eine nationale Frage anzustoßen.

Dokumentation der Rücktrittsrede:

„Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen“
Erklärung von Bundespräsident Horst Köhler

Meine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 22. Mai dieses Jahres sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr, die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.
Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten – mit sofortiger Wirkung. Ich danke den vielen Menschen in Deutschland, die mir Vertrauen entgegengebracht und meine Arbeit unterstützt haben. Ich bitte sie um Verständnis für meine Entscheidung.
Verfassungsgemäß werden nun die Befugnisse des Bundespräsidenten durch den Präsidenten des Bundesrates wahrgenommen. Ich habe Herrn Bürgermeister Böhrnsen über meine Entscheidung telefonisch unterrichtet, desgleichen den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages, die Frau Bundeskanzlerin, den Herrn Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts und den Herrn Vizekanzler.
Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen.“

Stelllungnahmen im Video finden Sie bei Spiegel online.

Gabis Kolumne

Generation G8 oder die verplante Zukunft unserer Kinder

//

 

Guten Tag!

Hirschberg, 17. Mai 2010. Die Reform der gymnasialen Oberstufe ist ein Missgriff, meint Gabi. Ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen, betrachtet unsere Kolumnistin dabei die psychologischen Auswirkungen. Panik macht sich breit. Wer sichs leisten kann, schickt seine Kinder schon heute zur „Sonderqualifikation“, denn es wird eng – vor allem ums Herz.

Meine Kinder haben beide das Pech oder auch Glück, je wie man es sieht, zur Generation G8 zu gehören, also Schülerinnen, die sich mit dem achtjährigen Gymnasium herumschlagen müssen.

2012 gibt es den ersten G8-er Jahrgang – davor waren es G9-er, also Absolventen eines neunjährigen Gymnasiums.

Glück haben sie insofern, dass sie ein Jahr früher fertig werden und damit endlich im europäischen Zeitplan für die Oberstufe liegen.

Und Pech -€¦ Na ja, das zu erklären, dauert länger.

2012 wird es eine große Klopperei um Studien- und Ausbildungsplätze geben.

Ein Sonderfall ist dazu noch der Jahrgang meines Sohnes. Der gehört nämlich zu den ersten und zu den doppelten. Und das heißt wiederum: 2012 haben wir einen doppelten Jahrgang von G8-ern und G9-ern, die sich fröhlich um Studien- und Ausbildungsplätze kloppen dürfen.

Über die bekannten Nachteile des G8 wurde schon viel geschrieben: Schwachsinnig verkürzte Lehrpläne, Nachmittagsunterricht, kaum Freizeit – also eine typisch deutsche Reform, in der reformiert wurde, ohne richtig darüber nachzudenken, ob das eigentlich Sinn macht. Hauptsache reformiert.

Und jetzt ist es soweit, der doppelte Jahrgang geht in die Kurstufe, sprich 12. und 13. Klasse. Wer jetzt aufmerksam mitgerechnet hat, sagt Stopp!, eine 13. Klasse kann es ja nicht mehr geben.

Weit gefehlt, in diesem Sonderfall, also genau in diesem Jahrgang, überspringen alle 10-Klässler mal kurz die 11. Klasse, um gemeinsam mit den G9-ern nach den Sommerferien in die 12. Klasse zu kommen. Raffiniert, so wird landesweit ein ganzer Jahrgang zu Hochbegabten Schülerinnen, die mal eben eine Klasse überspringen.

Gehen wir nun mal positiv davon aus, dass die Schulen es geschafft haben könnten, beide Jahrgänge gleich gut auf ihr Abitur vorzubereiten, wird Baden-Württemberg (auch Bayern) 2012 nun über die doppelte Anzahl von Abiturienten verfügen.

Schön für die Hochschulen und Betriebe, denn die können sich die Besten aussuchen.

Doppelte Konkurrenz.

Da fragt man sich natürlich als Eltern, was tun? In Windeseile und mit Druck wurden unsere Kinder durch die Schulzeit gepeitscht, um sich dann sich in unglaublicher, nämlich doppelter Konkurrenz wieder zu finden.

Ein Rezept für viele ist sicherlich eine einjährige „Auszeit“, sprich ein Soziales Jahr oder ein Auslandaufenthalt mit „Mehrwert“, also mit Sprachschule, Praktikum, Selbsterfahrung oder ähnlichem. Denn, das haben wir gelernt, einfach nur so darf diese Generation gar nichts mehr tun.

Waren unsere Kinder schon ab dem Kindergartenalter in ihrer Freizeit verplant, so müssen sie auch direkt vom Abitur in eine sinnvolle gut planbare Beschäftigung gleiten.

Organisationen, die für teures Geld unsere Kinder im Ausland bei Jobs, Sprachschulen und Praktika betreuen, sprießen nur so aus dem Boden und sind äußerst erfolgreich.

Duale Hochschulen als Karrieregaranten?

Auf der Überholspur im Wettbewerb bei den Studienmöglichkeiten sind demnach auch die dualen Hochschulen, die nicht nur ein kurzes Studium, sonder auch gleichzeitig Praxis, Firmenkontakt und wenn möglich über das Studium hinaus ein Beschäftigungsverhältnis zu garantieren versprechen.

Bisher gelingt es mir noch ganz entspannt zu bleiben. Doch im Freundes- und Bekanntenkreis, beginnt die Hektik und Panik auszubrechen: Was passiert mit unserem Kinder nach dem Abitur? Und das ist, wohlgemerkt, 2012.

Durch Sprachaufenthalte in der Schulzeit versuchen einige Eltern, die sich das leisten können, ihren Kindern schon im Vorfeld einen Wettbewerbsvorteil zu ermöglichen.

Ein Bekannter, dessen Tochter in der 11. Klasse, also sprich noch G9 ist, rennt schon seit Wochen auf Info-Veranstaltungen von Hochschulen in der Region und auf Berufsinformationsmessen. Man muss sich frühzeitig kümmern, erklärt er mir.

„Sonst hast Du keine Chance mehr…“

Auf einer Party unterhielt ich mich kürzlich mit einer Frau, deren Sohn genau wie meiner nach G8 in zwei Jahren Abitur machen wird. „Wenn Du ein Duales Studium anstrebst, musst Du Dich mit dem Zeugnis von 11/1 bei den Betrieben bewerben, sonst hast Du keine Chance“, erklärte sie mir. Ich dachte: Stopp, ich strebe überhaupt kein Studium mehr an, das habe ich alles hinter mir, mein Zeugnis von 11/1 zeige ich keinem mehr und – ich hab-€™ doch schon einen Job.

Meine Argumente, mein Sohn weiß doch noch gar nicht, was er nach dem Abi machen möchte und vielleicht soll er erstmal ein Jahr auf Reisen gehen, wurde mit dem Blick, „Du hast ja keine Ahnung und Du wirst schon sehen, was dabei raus kommt“, abgeschmettert.

Wie schon gesagt, bislang bleibe ich noch ganz entspannt. Aber, wenn ich ehrlich bin, ich weiß nicht mehr, wie lange.

Denn auch, wenn ich bei dieser Hysterie (noch) nicht mitmache, möchte man ja doch das Beste für seine Kinder.

Aber ich bezweifle, dass ein so vorgeplanter Weg, wirklich das Beste ist. Oder? Was meinen Sie?