Montag, 12. September 2022

Gemeinderat beschließt mit großer Mehrheit Erhöhung der Gewerbesteuer

Hirschberg, 27. September 2011. (red) Nach langer Einführung ins Thema durch Bürgermeister Just und langer Diskussion hat der Gemeinderat die Anhebung des Hebesatzes von 300 auf 320 beschlossen. Dagegen stimmten die Gemeinderäte Matthias Dallinger (CDU) und Hartmut Kowalinski (FDP).

Bereits im Vorfeld der Gemeinderatssitzung war der Tagungsordnungspunkt „Gewerbesteuer – Änderung des Hebesatzes“ in die Öffentlichkeit gebracht worden. Bürgermeister Manuel Just erläuterte vier Gründen: Sowohl die Gemeindeprüfungsanstalt als auch das Kommunalrechtsamt hatten die Gemeinde aufgefordert, die Einnahmeseite, sprich Steuern zu erhöhen. Im Vergleich zieht die Gemeinde pro Einwohner rund 245 Euro ein, im Landesdurchschnitt sind es deutlich mehr: 363 Euro. Nach den Grundsätzen der Einnahmebeschaffung sind Gemeinden verpflichtet, entsprechende „Einnahmen“ zu erzielen. Die Grüne Liste Hirschberg hatte im Rahmen der Haushaltsberatung für 2011 den Antrag gestellt, die Gewerbesteuer zu erhöhen.

Zu Gast waren rund 15 Gewerbetreibende aus Hirschberg, überwiegend Mitglieder des BdS (Bund der Selbständigen), die im Vorfeld die Erhöhung massiv kritisiert hatten.

Tatsächlich gibt es in Hirschberg aktuell 1.441 Gewerbebetriebe. Davon zahlen allerdings nur 161 Betriebe Gewerbesteuer, also elf Prozent. Und davon nur 38 Betriebe mehr als 10.000 Euro.

Der Hebesatz war seit 1975 nicht mehr verändert worden. Durch die Erhöhung auf 320 v.H. bleibt man deutlich unter dem Kreisdurschnitt von 341 v.H. und im Land bei 358 v.H im Jahr 2011. Im Rhein-Neckar-Kreis sind nur Heddesbach, Rauenberg, St. Leon-Rot, Walldorf günstiger. St. Leon-Rot und Walldorf profitieren selbstverständlich durch den Weltkonzern SAP. Die Erhöhung wird erst zum Januar 2013 wirksam.

Insbesondere Hartmut Kowalinski (FDP) kritisierte, Hirschberg müsse „attraktiv bleiben“, was angesichts der Situation eine mehr als seltsame Auffassung darstellte. Die Freien Wähler trugen den Antrag voll mit. Die CDU stimmte „schweren Herzens“ zu. Die GLH betonte, dass über Grundsteuer, Hundesteuer und beispielsweise Kinderbetreuungskosten vor allem die Bewohner belastet worden seien. Jetzt würde auch die Wirtschaft ihren Anteil bringen müssen. Monika Maul-Vogt sagte: „Wir bleiben weiterhin fast konkurrenzlos im Kreis.“ Die SPD betonte die Aufgabenfülle der Kommunen, die auch wachsen werden und bezahlt werden muss.

Die Ankündigung von Gemeinderat Kowalinski, Gewerbetreibende würden von Hirschberg abwandern, konterte Bürgermeister Just: „Wo sollen sie den hin, die Gewerbetreibenden, wenn sie in der Region bleiben wollen?“

Die Gemeinde erhofft sich nach ihrer Modellrechnung eine Steuermehreinnahme von rund 167.000 Euro.

Wenn Bürgermeister die Schulbank drücken…

Guten Tag!

Hirschberg, 06. Februar 2010. Vom 26. Januar bis 01. Februar 2010 war der Hirschberger Bürgermeister Manuel Just verschwunden – nach Radolfzell zum „Bürgermeisterseminar“. Dort drücken Bürgermeister die Schulungsbank und bringen sich zu rechtlichen und verwaltungstechnischen Entwicklungen auf den neusten Stand. Manuel Just erzählt im Interview, warum die Veranstaltung wichtig ist und welchen „Gewinn“ er daraus zieht.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Bürgermeister Just, Sie waren kürzlich auf einem Bürgermeisterseminar. Was passiert denn da?
Manuel Just: „Die Verwaltungsschule des Gemeindetags Baden-Württemberg lädt hierzu Jahr für Jahr ein, um in diesem Rahmen fachkompetenten Referenten die Möglichkeit zu geben, über aktuelle Themen zu informieren, beziehungsweise den Bürgermeisterkollegen die Möglichkeit zu eröffnen, über kontroverse Themen in der Fachrunde zu beraten und zu debattieren.“

Spannende Themen von Kleinkindbetreuung bis Doppik

Sie haben also die „Schulbank“ gedrückt. Wo haben Sie etwas Neues gelernt?
Just: „Speziell die Informationen des Gemeindetags (von Herrn Präsident Roger Kehle) sowie der Gemeindeprüfungsanstalt (von Herrn Präsident Klaus Notheis, Gpa) und die aktuelle Rechtsprechung in mehreren Verwaltungsrechtsfällen schärfen die für die tägliche Arbeit notwendige Sensibilität. Zudem ist gerade in unserem Beruf wichtig, dass man über die rechtlichen Entwicklungen zeitnah informiert ist, um mögliche Fehler in der eigenen Kommune und Gemeinde zu vermeiden.“

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Bürgermeister Just. Archivbild: hblog/pöl

Was ist aus Ihrer Sicht ein spannendes Thema?
Just: „Derzeit haben wir viele spannende Themen. Angefangen von der Kleinkindbetreuung (inklusive der dazugehörigen Finanzierung), über die Werkrealschule bis hin zu der bevorstehenden Doppik-Umstellung. Ich denke, gerade dies macht den Reiz des Berufsbildes „Bürgermeister“ aus: Es gibt immer wieder neue Themen, mit denen man sich befassen und beschäftigen muss.“

Im Rahmen der Tagung werden die Bürgermeister auch auf ihre Gesundheit hin gecheckt. Was wird da untersucht?
Just: „Am Morgen des ersten Tages findet ein gewöhnlicher Check mit Belastungs-EKG und einer Blutentnahme statt. Das heißt, es geht um eine Routineprobe, die jedoch meines Erachtens jeder Mensch Jahr für Jahr machen lassen sollte.“

Wichtiger Erfahrungsaustausch

Wie wichtig ist solch eine Tagung als „social network“? Es waren ja auch die Nachbarbürgermeister Ziegler (Ladenburg) und Kessler (Heddesheim) mit dabei.
Just: „Sehr wichtig. In den Pausen bleibt endlich einmal etwas mehr Zeit, um gegebenenfalls auch von den Erfahrungen anderer lernen zu können oder bestimmte Dinge (wie zum Beispiel die Finanzierung von Kleinkindkrippen) abzustimmen zu können – es muss ja nicht jeder das Rad neu erfinden.“

Ist das nur Arbeit oder gibts auch einen gemütlichen Teil an der Bar?
Just: „Das handhabt jeder Kollege für sich und an jedem Abend anders. Das heißt, viele arbeiten sogar in den dann „freien Abendstunden“ am PC auf Ihrem Zimmer. Dem Internet sei Dank…“