Samstag, 25. Juni 2022

Fremdevaluationen geben Auskunft über Schulqualität - aber nur dem Kultusministerium

Geheime Noten für die Schulen

Rhein-Neckar, 09. Mai 2014. (red/ld) Halten Schulen, was sie in ihren Leitbildern versprechen? Das untersuchen 90 Mitarbeiter des Landesinstituts für Schulentwicklung in Baden-Württemberg im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Fremdevaluation. Die Ergebnisse veröffentlicht das Kultusministerium aber nicht – um ein Schulranking zu vermeiden. [Weiterlesen…]

Problemfall Hauptschule

Immer mehr Haupt- und Werkrealschulen schließen sich mit anderen Schulen zusammen

Überall im Kreis stehen Hauptschulen vor dem Aus oder eine Fusion oder…. Die frühere Johannes-Kepler-Schule wurde unter der CDU-Regierung zu einer gemeinsamen Werkrealschule Karl-Drais mit Heddesheim und Hirschberg. Was aktuell unter Grün-Rot aus der Schule wird, ist unklar. Vielleicht einfach nur Geschichte.

 

 

Rhein-Neckar, 23. Oktober 2012. (red/ld) Abstellgleis Hauptschule – Aufstiegsgarant Gymnasium? Mit der Abschaffung der verpflichtenden Grundschulempfehlung bleiben den Haupt- und Werkrealschulen in der Region die Schüler weg. Wenn auch im jahrgangsübergreifenden Unterricht keine Klasse mehr zusammen kommt, bleibt nur noch, sich mit einer Nachbargemeinde zusammen zu schließen: Heddesheim und Hirschberg haben es schon getan, Edingen-Neckarhausen und Ilvesheim haben sich mit Ladenburg zusammengeschlossen. Am Ende des laufenden Schuljahres wird sich die Weinheimer Karrillonschule mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Schulzentrum zusammen schließen.

Von Lydia Dartsch

Je höher der Schulabschluss, desto besser die Job- und Ausbildungschancen. Diese Rechnung geht für viele Eltern und ihre Kinder auf. Entsprechend bange warteten sie bisher auf die Zeugnisse der vierten Klasse:

Bloß nicht auf die Hauptschule!,

war für viele die Hoffnung. Seit diesem Schuljahr können Eltern und Schüler frei wählen und sie wählen vermehrt die höheren Abschlüsse, wie die Mittlere Reife oder das Abitur. Für die Haupt- und Werkrealschulen ist das ein großes Problem: Ihnen fehlen die Schüler, um noch Klassen bilden zu können. 28 Schüler sind die Mindestvoraussetzungen für eine Klasse. Reichen die Schüler eines Jahrgangs dafür nicht aus, können die Schulen noch zwei Jahrgänge zusammen legen, die dann gemeinsam unterrichtet werden. Doch in vielen Gemeinden in der Region gibt es auch für diese Lösung nicht genügend Schüler.

„Es ist ein Schulsterben. Das will niemand wahrhaben.“

Schulen zusammenschließen bleibt die letzte Lösung für das Problem. In den Gemeinden werden Schulen ganz geschlossen:

Das ist eindeutig ein Schulsterben,

schildert Endrik Ebel vom Staatlichen Schulamt in Mannheim, das wolle nur niemand wahrhaben. Allein in Heidelberg ist die Zahl der Haupt- und Werkrealschulen in den letzten zehn Jahren von vier auf zwei gesunken. In den letzten Jahren haben sich Edingen-Neckarhausen und Ilvesheim mit der Werkrealschule Unterer Neckar in Ladenburg zusammengeschlossen. Die Schüler aus Heddesheim müssen seit einiger Zeit nach Hirschberg (und umgekehrt) zum Unterricht fahren und ab nächstem Herbst gehts für die Schüler der Karillon-Schule zum Unterricht ins Dietrich-Bonhoeffer-Schulzentrum. Das hatte die Stadtverwaltung im Juli bekannt gegeben.

Rückläufig sind die Schülerzahlen zwar schon seit 30 Jahren. An den Hauptschulen wird der Rückgang nun auch durch die Abschaffung der Grundschulempfehlung verstärkt. Die Entscheidung zur Zusammenschließung von Schulen treffe der Schulträger, erklärt David Hager-Mann, Leiter des Staatlichen Schulamtes: „Das ist ein organischer Vorgang. Wenn einer den Eindruck hat, dass es so nicht mehr weiter geht, spricht man miteinander.“ Meistens suche die Schule das Gespräch mit der Gemeinde.

Höherer Abschluss = bessere Jobchancen?

Der Grund für die Wahl der Eltern ist die Angst der Eltern, ihre Kinder mit einer Anmeldung an der Hauptschule auf das soziale Abstellgleis zu rangieren. Ebel sieht darin eine Begleiterscheinung einer sich entwickelnden Wissensgesellschaft:

In den Ländern der Wissensgesellschaft streben die Eltern für ihre Kinder möglichst hohe Bildungsabschlüsse an. Die meisten schaffen das auch.

Zumindest in den Nachbarländern sei das der Fall. Das gegliederte Schulsystem in Deutschland aber verschärft die Bedingungen für den sozialen Aufstieg: „Da werden die Qualifikationen schon sehr früh sichtbar. Die Kinder werden schon von vorneherein abgestempelt. Das führt zu gesellschaftlicher Ungleichheit.“

Doch nicht jeder, der in der fünften Klasse aufs Gymnasium geht, bekommt auch das Abitur: „Wenn das Kind nicht mit dem Stoff mitkommt, geht es runter von der Schule“. erklärt Ebel: Vom Gymnasium auf die Realschule, von der Realsschule auf die Hauptschule. Die übrigen Haupt- und Werkrealschulen könnten spätestens dann an ihre Grenzen stoßen: „Wenn es keine Hauptschulen mehr gibt, wird es lustig“, meint Ebel.

Bessere Möglichkeiten an Gemeinschaftsschulen

An Gemeinschaftsschulen könnten Kinder individuell gefördert werden, ist sich Ebel sicher. Das ist im bestehenden Schulsystem nicht möglich: „Die Kinder lernen in unterschiedlichen Fächern auf unterschiedlichen Niveaus“, erklärt Ebel. Gemeinschaftsschulen können diese Niveauunterschiede auffangen und „aus möglichst vielen Schülern möglichst viel herausholen“, wie es Ebel sieht. Das wollen auch die Eltern. So verzeichnet die bisher einzige Gemeinschaftsschule der Region in Bammental seit fünf Jahren einen bemerkenswerten Schülerzuwachs: „Dort haben sich die Schülerzahlen verdreifacht“, zeigt sich Ebel begeistert. Dort hätten die Eltern gemerkt, dass individualisiertes Lernen möglich sei, „und das, obwohl sie nur eine Werkrealschule sind“, so Ebel.

Wie geht es weiter mit den Werkrealschulen? Über die Zukunft des Standorts Heddesheim informiert die Gemeinde heute Abend in der Aula der Karl-Drais-Schule. In Weinheim wird der Zusammenschluss der Schule voran gehen. Die Schulleitung hat bisher nicht auf unsere Anfrage reagiert.

Geprothmannt: Schulpolitik muss zukunftsorientiert debattiert werden

Die Ganztagesschule muss kommen – aber sie ist trotzdem ein Problem

Rhein-Neckar, 01. Oktober 2012. (red) Alles schön und gut. Die Forderung nach einer Ganztagesschule ist richtig, aber trotzdem problematisch. Aktuell wurde im Ladenburger Gemeinderat über die Einführung der Ganztagesschule an der dortigen Werkrealschule diskutiert – aber die Debatte wird auch in anderen Gemeinden unseres Einzugsgebiet laufen. Und vermutlich Stückwerk bleiben. Weil immer nur kurzfristig geplant wird und niemand den Mut aufbringt, mal zehn oder sogar 20 Jahre nach vorne zu schauen. Oder auch mal zurück.

Kommentar: Hardy Prothmann

Dieser Beitrag kommt ohne Zahlen aus, weil es nicht um Erbsen zählen gehen soll, sondern um einen Aufruf zu einer weitsichtigen Debatte, die leider nicht stattfindet.

Baden-Württemberg ist unbestritten ein guter Schulstandort. Aber die Zeiten ändern sich. Mit ihnen die Menschen und die Bedingungen, unter denen sie miteiander leben. Deswegen beginne ich auch mit einem Sprung zurück.

Ich bin 1966 geboren und bin nach der vierten Klasse in Frankenthal aufs Gymnasium gegangen. Mit ein paar Freunden. Andere Freunde wechselten auf die Reals- oder Hauptschule. Für die Freundschaften war das weitgehend unbedeutend. Um 13:00 Uhr läutete es, ich war um 14:00 Uhr mit Essen und meist auch mit Hausaufgaben fertig, spätestens um drei ging es raus: Kicken, Rad fahren, Schwimmen gehen, Blödsinn machen, Vereinstraining. Mit meinen Freunden und anderen Kindern. Beim Abendessen war ich oft todmüde, weil ausgepowert.

Gemeinsamkeit

Mit einigen meiner Freunde bin ich unabhängig vom Schulabschluss und der späteren beruflichen „Laufbahn“ immer noch gut befreundet. Die einen arbeiten als Handwerker, andere in Heilberufen ohne Ärzte zu sein, es gibt Händler und Dienstleister unter ihnen. Alles feine Leute, die teils mal richtig ordentlich mehr Geld verdienen als ich. Und die oft um einiges weniger arrogant sind als die, die sich für die Elite halten.

Überhaupt diese ganze leidige Elitendiskussion: Wenn ich einem Kumpel einen französischen Text übersetzt habe oder die Inschriften auf alten Denkmälern lesen und verstehen konnte, wusste ich, dass ich mehr weiß als mein Hauptschulfreund. Na und? Dafür konnte der flitzeflink später Maße und Winkel berechnen, wusste immer, wo gerade die besten Preise für was auch immer waren. Das ergänzt sich bis heute.

Zusammen, statt getrennt

Hardy Prothmann (45) fordert mehr Weitblick bei der Schulpolitik.

Damit bin ich beim Kern der Debatte: Vor meiner Zeit wurden Jungs und Mädchen getrennt. Auch zu meiner Zeit wurden wir Kinder getrennt. Gemeinsames Lernen gab es nicht. Aber wir hatten neben der Schule viel Zeit für Gemeinschaft. Heute werden die Kinder auch getrennt, aber durch die Lebenssituation vieler Eltern brauchen sie eine längere Betreuung. Sicher sind auch die Anforderungen in der Schule gestiegen, also auch länger Schule.

Ich habe zwei Kinder. Der Sohn hat gerade nach dem achtjährigen Gymnasium Abitur gemacht, die Tochter besucht die 8. Klasse. Die kennen keine Haupt- und Realschüler mehr. Nicht wegen Elitegedanken – ich achte drauf, dass sie bewusst bescheiden bleiben -, sondern weil sie keine Zeit haben. Morgens um sechs Uhr aufstehen, Schule bis um 16-17:00 Uhr. Dann noch Hausaufgaben machen, lernen, etwas Sport und etwas Musik. Damit ist der Tag rum. Ab und an treffen sich „beste Freundinnen“ und das ist natürlich jemand aus der Klasse. Andere Kinder bekommen sie ja nicht zu Gesicht.

Diese Trennung der Kinder führt auch irgendwann zu einer Trennung der Gesellschaft. Gymnasiasten wissen nicht wie Realschüler ticken und die nicht, wie Hauptschüler so als Menschen sind. Falsche Elitendebatten führen zu falschen Selbstbildern bei den „Besten“ wie bei denen, die es „halt nicht geschafft haben“. Und vor allem CDU, SPD und FDP heißen diese heillosen Debatten auch noch an. Christliche Verbundenheit, soziales Miteinander oder freies Füreinander fällt diesen „politischen Eliten“ nicht mehr ein. Und umgekehrt kriegen die Grünen Pickel, wenn jemand Elite sagt, obwohl man die ganz sicher ebenso braucht wie den soliden Handwerker.

Der Schultyp der Zukunft, der auch den Gemeinsinn der Menschen stärkt und der gesellschaftlichen Situation Rechnung trägt ist die gemeinsame Ganztagsschule. Damit die nachwachsenden Generationen auch fähig sind, gemeinschaftlich zu denken. Und übereinander Bescheid wissen. Natürlich gehört auch Inklusion dazu.

Und man muss die Sportvereine in die Veränderungen ebenso mit einbeziehen wie Musikschulen. Wenn die Ganztags-Werkrealschule kommt, werden die Vereine erneut Kinder und Jugendliche verlieren. Ganz einfach aus dem Grund, dass nicht alle auf ein Mal im Zeitfenster 17:00-19:00 Uhr auf demselben Platz kicken oder diesselbe Halle belegen können.

Alle müssen zusammenrücken

Früher ging man nach der Schule in den Sportverein. „Nach der Schule“ ist heute später Nachmittag oder früher Abend. Also müssen die Vereine in die Schulen, ebenso die Musikschulen.

Das wird ein gewaltiger Umbau – denn dafür muss vieles neu gedacht werden. Von Gebäuden, über Plätze, über Mittel bis hin zur Organisation. In vielen Gemeinden reichen die Hallenkapazitäten nicht mehr aus. Nicht weil die von morgens bis abens belegt sind, sondern weil immer mehr Anspruch auf diesselben Zeitfenster erheben. Wo soll das hinführen? Dass jeder 10.000-Einwohner Ort vier Hallen und zwei Kunstrasenplätze hat?

Man muss nicht nur gesellschaftlich die Schulen neu denken, sondern auch wirtschaftlich. Denn bekanntlich fehlt es an Geld zur Unterhaltun und es wird weniger Kinder geben. Ob man sich diesen Luxus, drei Schulsysteme mit entsprechenden Verwaltungen noch wird leisten können, ist heute schon fraglich. Hinzu kommt der Schülerverkehr, denn die wenigstens laufen nach der Grundschule in eine weiterführende Schule.

Was die Hauptschüler schon mitmachen mussten, Zusammenlegungen, Werkrealschulreform, erneute Zusammenlegung, jetzt Ganztagsschule wird auch auf die anderen Schultypen zukommen. Gymnasien führen teils wieder die 9-jährigen Züge nach der G8-Reform ein oder bieten beide Züge an. Die Realschulen haben „Sorge“, dass ihre „Homogenität“ durch Hauptschüler gestört wird, da der Wegfall der Schulempfehlung nun Kindern die Realschule erlaubt, die sonst auf der Hauptschule gelandet wären. Und die Hauptschulen, neudeutsch Werkrealschulen, müssen bangen, ob sie überleben können.

Man könnte das Durcheinander auch als „lebendig“ bezeichnen. Tatsächlich weiß ich aus vielen Gespräche mit Eltern und Kindern, dass es als chaotisch begriffen wird. Eine „neue Ordnung“ kann nicht mehr Schaden anrichten als das verkorkste Herumexperimentieren der vergangenen Jahre.

1. Sommerfest an der neuen Martinsschule

Jede Spende ist hier gut investiert

Spaß und gute Laune zum 1. Sommerfest in der neuen Martinsschule.

 

Ladenburg/Rhein-Neckar, 03. Juli 2012. (red/la) Die Ladenburger Martinsschule ist eine normale Regelschule für besondere Menschen. Am Wochenende wurde Sommerfest und das 30-jährige Jubiläum des Fördervereins gefeiert. Die Martinsschule ist aber auch ein besonderer Ort – der Freude und Zuneigung.

Von Reinhard Lask

Ich bin zum ersten Mal in der Martinsschule. Heute ist ein schöner Tag. Heute wird Sommerfest gefeiert. Doch mir stehen nach kurzer Zeit die Tränen in den Augen – ich muss den Anblick von so vielen schwerstbehinderten Kindern erst einmal für mich selbst verkraften.

Gerade schiebt eine Mutter einen vermutlich spastisch gelähmten Jungen an mir vorbei. Ihm läuft der Speichel aus dem Mund und seine Hände und Arme sind seltsam verdreht. Aber er lächelt, freut sich wie ein Schneekönig. Ich schaue seiner Mutter in die Augen – auch sie strahlt, ist freudig, denn heute ist ein Festtag. Und den wollen alle gemeinsam mit guter Laune feiern.

Tradition fortführen

Es ist das erste Sommerfest im neuen Gebäude der Martinsschule. Denn erst seit Februar 2010 unterrichten hier 130 Lehrer rund 195 schwer- und schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche. 65 weitere Schüler lernen in Inklusionsklassen außerhalb der Martinsschule.

Rektor Kurt Gredel eröffnet das Fest:

In der alten Schule haben wir alle zwei Jahre unser Sommerfest gefeiert. Diese Tradition wollen wir hier weiterführen.

Seit acht Jahren ist Kurt Gredel der Rektor – mit Leib und Seele. Er strahlt viel Wärme und eine schier grenzenlose Freundlichkeit aus – so wie alle, die hier mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten. Heute ist nicht nur Sommerfest – es ist auch das 30-jährige Jubiläum des Fördervereins der Martinsschule.

Herzlichkeit

Ein Schüler kommt an die Bühne. Er heißt Kevin und stakst mit seinen verdrehten Beinen langsam auf die Rampe zu. Jürgen Vosloh, der Vorsitzende des Fördervereins muss den Jungen dabei stützen, während dieser zitternd einen Fuß vor den anderen setzt. „Super machst Du das, Kevin“, lobt Rektor Gredel. Er weiß, was der Junge leistet.

Er freut sich, Kevin es am Ende die ganze Rampe hoch bis auf die Bühne geschafft hat. Kevin übergibt Vosloh einen Gutschein. Die Schüler schenken dem Förderverein eine mobile Stellwand, auf der sie in Zukunft ihre Arbeit präsentieren können. Kevin sagt etwas. Die einzelnen Wörter verstehe ich kaum. Aber ich verstehe auch so, was er sagt. Alle im Foyer verstehen ihn. Kevin bedankt sich – aufrichtig. Der darauf folgende Applaus ist herzlich.

Seit 30 Jahren versucht der Förderverein den Martinsschülern Wünsche zu erfüllen: 1,1 Millionen Euro hat der Verein seit seiner Gründung gesammelt. Eine ganz überragende Summe, die einem außerordentlich guten Zweck zugekommen ist.

Tiefer Respekt

Der nächste Spender überrascht:  Elmar Ludwig ist ein Bär von einem Mann, der eine schwarze Lederkluft trägt. Er sieht aus wie ein Rocker, ist das auch, aber ein ganz harmloser – die meisten Klubmitglieder sind Beamte, darunter viele Polizisten. Der Klubpräsident des Motorradklubs „Excubitores“ (lateinisch für „Die Wächter“) spendet 500 Euro in bar. Bei seiner Ansprache kämpft er mit seiner Stimme. Auch er ist bewegt:

Wir haben tiefsten Respekt für das, was sie alle hier leisten und wollen das auch in Zukunft weiter mit Spendensammlungen unterstützen.

Alle Kinder dürfen die schweren Maschinen anschauen, mit denen die Klubabordnung gekommen ist – kurz mal mitfahren ist allerdings nicht möglich:

Wir hatten auch mal überlegt, dass wir mit denen im Kreis fahren, aber das ist zu gefährlich.

Herr Ludwig erzählt mir, dass ein Kollege eine schwerstbehinderte Tochter hat. Die lag immer wieder auf der Intensivstation. Die Eltern kümmen sich wunderbar aufopfernd um sie: „Das kostet so viel Kraft“, sagt er. Immer wieder ringt der stämmige Mann mit seiner Stimme: „Wir haben schon viele andere Spenden gemacht. Hier wollen wir auch weiter helfen“, sagt er. Und: „Ohne meinen Kollegen wäre ich wohl nie hierher gekommen.“

Lebenslange Hilfe nötig

Alle Kinder, die die Martinsschule besuchen brauchen ihr Leben lang Hilfe. So wie ein Mädchen, das auf einem Pflegebett liegt. Ich erfahre, dass das Mädchen die meiste Zeit nur im Bett liegen kann. Es kann nicht alleine laufen, nur liegen und sich winden. Das macht sie, wenn sie Musik hört. Dann dreht sie sich im Takt von einer Seite auf die andere. Ich bin froh, dass Musik ihr Freude macht.

Das Mädchen sieht aus, als läge es noch immer im Brutkasten. Vielleicht ist es auch so. Manche Menschen müssen ihr Leben lang im Brutkasten verbringen. Doch die Martinsschule ermöglicht ihnen ein menschenwürdiges Leben. Eines mit Perspektive. Was viele nicht wissen: Die Martinsschule ist zwar eine Schule für Schwerstbehinderte – aber sie ist eine Regelschule. Die Schülerinnen und Schüler machen hier ihren Hauptschulabschluss.

Natürlich gibts in der Römerstadt auch echte Römer.

Mit den Einnahmen des Sommerfestes soll der Schulgarten ausgebaut werden. Bisher sind die Wege für Pflegebetten nicht breit genug, sodass das bettlägerige Mädchen draußen noch keine Pflanzen und Erde fühlen kann: „Für den Ausbau brauchen wir zwischen 40.-50.000 Euro“, sagt Rektor Gredel. Landrat Stefan Dallinger hat für den Kreis 5.000 Euro gespendet.

Liebe und Förderung

Jede Spende ist hier gut investiert. Ich bin sehr beeindruckt – von der freundichen Atmosphäre und dem liebevollen Umgang mit den Kindern. Von der Offenheit des Hauses und der Selbstverständlichkeit eine normale Schule für besondere Menschen zu sein.

In anderen Ländern sieht man keine Behinderten auf der Straße oder in Schulen. Eine Martinsschule, die vielen der Kinder einen regulären Schulabschluss ermöglicht? Undenkbar in vielen Ländern. Diesen besonderen Menschen einen würdevollen Platz inmitten der Gesellschaft geben? Kaum vorstellbar.

Hier in der Martinsschule ist das anders. Auch wenn diese jungen Menschen nicht das Glück hatten, in „normale“ Körper hineingeboren zu werden, sie haben das Glück, einen Platz in der Martinsschule gefunden zu haben. Eine Schule voller Menschen, die alles daran setzen, diesen Kindern alle Liebe und die Förderung zu geben, die sie brauchen.

Hintergrund: Die Martinsschule wird von den Städten Mannheim und Heidelberg sowie dem Rhein-Neckar-Kreis und Kreis Bergstraße getragen.

Spendenkonten des Fördervereins Martinsschule Ladenburg:

Volksbank Kurpfalz H+G Bank
BLZ 672 901 00
Kontonummer: 502 401 00

Sparkasse Rhein Neckar Nord
BLZ 670 505 05
Kontonummer 660 032 21

Die Bildergalerie finden Sie auf dem Ladenburgblog.de

„Schicker“ Auftritt: Wenn eine Kultusministerin das reale Leben trifft, wird viel gelächelt

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Guten Tag

Heddesheim/Hirschberg, 22. September 2010. (red) Der 20. September 2010 ist für Hirschberg ein besonderer Tag. Die neue baden-württembergische Kultusministerin Marion Schick trägt sich ins goldene Buch der Gemeinde ein und redet über „Inklusion“ – so nennt man die Teilnahme von behinderten Schülerinnen in „normale“ Klassen. Frau Schick gibt sich offen, lächelt viel, redet viel und ist bester Laune. Viele der Gäste habe hingegen Sorgen.

Von Hardy Prothmann

Ich bin nun schon zwanzig Jahre „im Geschäft“. Als Journalist habe ich viel gesehen, erlebt, erfahren. Aber ich lerne immer wieder neu dazu.

So geschehen am Montag, den 20. September 2010. Frau Kultusministerin Prof. Dr. Marion Schick besucht die Martinsschule in Ladenburg und „stellt“ sich dann der „Diskussion“ zum Thema „Inklusion“ in der Martin-Stöhr-Grund-und Hauptschule Hirschberg, die sich aber ausweislich eines an eine Leinwand gebeamten Textes „Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim“ nennt. Der Name ist weder offiziell noch richtig.

Schick. Adrett. Beredt.

Frau Schick ist eine adrette Person. Anfang 50, schlank, Anzugträgerin, Kurzhaarfrisur. Sie hat ein fröhliches Naturell und lacht gerne. Dabei kann sie auch reden wie ein Wasserfall. Die bayerische Herkunft kann sie nicht verleugnen, sie jauchzt und juxt. Und sie redet und redet. Über „Inklusion“, also das gemeinsame Unterrichten behinderter und „normaler“ Kinder. Über Kosten, Gelder, Pläne und vor allem Erfolge und dann sagt sie fröhlich: „Ich habe Sie jetzt wahrscheinlich provoziert und freue mich auf Ihre Fragen.“

Lächeln, lachen, jauchzen. Staatssekretär Wacker und seine Chefin Schick.

Zuvor hat allerdings der Hirschberger Bürgermeister Manuel Just provoziert. Der Hirschberger Bürgermeister bezeichnete den integrativen Unterricht von behinderten Kindern in „normalen“ Schulen als „eines der wichtigsten Themen überhaupt“ und zeigte sich in seiner engagierten Rede in einer ganz ungewohnt sozialpolitischen Position, die er einfühlend und glaubhaft vertrat: „Wir stehen alle am Anfang eines Prozesses der Akzeptanz, der einen moralischen Diskurs ersetzt.“

Er verweist auf wissenschaftlicher Erkenntnisse, die die Sorgen der Eltern „normaler Schüler“ beruhigen kann – „stärkere Schüler“ werden durch „schwächere“ nicht „behindert“.

Wer soll das bezahlen?

Bürgermeister Manuel Just wäre nicht er selbst, wenn er nicht über Zahlen reden würde: „Doch wer soll das, was von uns Kommunen abverlangt wird, bezahlen?“ Er redet über die Belastungen der Kommunen. Dann ist die Frau Ministerin an der Reihe.

Die redet engagiert und lacht und zeigt Zähne und sagt: „Gerade ist es es mir kalt den Rücken hinunter gelaufen“, und meint damit das, was der frühere Kämmerer Manuel Just gefragt hat: „Wer soll das bezahlen?“ Sie redet über den „Beginn eines tiefgreifenden Prozesses“: „Wir kommen aus den 60-er Jahren als die Schulpflicht für behinderte Kinder überhaupt erst eingeführt wurde.“ Über ein neues Lehramt für Sonderpädagogik. Sonderpädagogische Kompetenzzentren. Und die Sorgen und Ängste der Eltern, deren Kinder auf „Regelschulen“ gehen, in denen „Sonderschüler“ mitlernen sollen: „Es geht darum, sich auf den Weg zu machen“, sagt die fröhliche Ministerin und verweist auf geltendes Recht: „Wir müssen die UN-Konvention umsetzen.“

Dann fordert sie die rund 70 Gäste auf, „alles zu fragen, was sie wollen.“

In der „Martin-Stöhr-Schule“, die laut Beamer „Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim“ heißt, hat anscheinend niemand Fragen an die fröhliche Frau Ministerin.

Niemand will sich melden, bis der Ladenburger Bürgermeister Rainer Ziegler den „Eisbrecher“ macht, die peinliche Situation löst und um das Mikrofon bittet. Er spricht die gewünschte Barrierefreiheit in den Schulen an, fragt nach finanzieller Unterstützung vom Land und auch der „Inklusion“ in die Realschulen.

Schicke Selbstinszenierung.

Die Frau Ministerin redet wieder lange und fröhlich und ernst: „Wir beziehen Prügel von der Deutschen Gesellschaft für Menschenrechte….“ und endet: „Es kann nicht sein, dass wir eine positive Diskriminierung schaffen.“

Damit meint sie, dass es nicht angehen könne, dass man zum Nachteil der „normalen“ Schüler die „Sonderschüler“ bevorteile: „Dafür halten Herr Wacker und ich unsere Rücken hin.“ Und dann jauchzt und lächelt die Frau Ministerin.

Scheinbar steht sie auf Schmerzen – von denen berichten dann viele. Denn das „Eis“ ist nun gebrochen. Die Offenheit, die sich die Ministerin durch ihre „Provokationen“ gewünscht hat, ermuntert die Gäste, nach dem Mikrofon zu verlangen.

Mehrere Lehrerinnen, Schulrektorinnen und Bürgermeister beschreiben ihre Lage, allesamt respektvoll vor dem Status der Ministerin. Allesamt offen und glaubwürdig. Allesamt progressiv und offen für die „Inklusion“, diesem schrecklichen Wort für die normalste Sache der Welt, „Sonderschülern“ eine große Chance zu geben.

Sorgen und Ängste werden weggelächelt.

Und es werden auch „Sorgen und Ängste“ geäußert, ob es „Quoten“ geben werde, also „Prozentsätze“, wie viele „Sonderschüler“ in den „normalen Klassen“ unterrichtet werden könnten.

Die Ministerin lacht, zeigt Zähne, jauchzt, verweist auf die Kosten, dass alles „individuell“ entschieden werden müsse, für manche auch die „Sonderschule“ die beste Lösung sei und auf Investitionen, die „aber erst ab 2012 getätigt“ werden könnten.

Bürgermeister Manuel Just sitzt bei dieser „Diskussion“ zwar auch auf dem Podium, sagt aber kein Wort mehr. Der Bürgermeister Ziegler und sein Kollege aus Schriesheim, Hansjörg Höfer, haben sich einmal zu Wort gemeldet, schweigen dann aber.

Kurz vor Schluss, meldet sich der Rektor der Martinsschule in Ladenburg, Kurt Gredel und bittet die Ministerin: „Sie haben immer wieder von Regelschulen gesprochen, in denen behinderte Kinder unterrichtet werden. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass auch die Martinsschule eine Regelschule ist.“

Kurz zuvor hatte die Ministerin die neu gebaute Vorzeigeschule in Ladenburg besucht.

Die Ministerin lacht und jauchzt: „Das habe ich mir notiert. Das wird mir nicht mehr passieren. Natürlich ist auch ihre Schule eine Regelschule“, sagt sie und gibt sich offen und transparent und fröhlich und lernbegierig. Sie lächelt die Peinlichkeit ihres eigenen Auftritts einfach weg. Hatte sie nicht gerade die Regelschule für Behinderte aus den 60-er Jahren als große Entwicklung benannt, unterschied sie 50 Jahre später ganz aktuell und life zwischen „Regelschule“ und „Sonderschule“. Herr Gretel lächelt auch, setzt sich und denkt sich wahrscheinlich seinen Teil.

Die gute Laune ist das Signal.

Staatssekretär Georg Wacker (CDU) lächelt mit seiner „Chefin“ Schick um die Wette und versucht gute Laune zu signalisieren. Dabei redet er mehrmals was vom „schönsten Landkreis in Baden-Württemberg“ und zeigt sich vor allem unterwürfig gegenüber seiner Chefin: „Ich würde mir niemals anmaßen….“ Das soll irgendwie „Gentlemen-like“ wirken.

Nach gut 70 Minuten ist die Vorführung zu Ende.

Es wurde vor allem viel geredet und noch mehr gelächelt und gute Laune gezeigt. Von Frau Schick und Herrn Wacker.

Der Rektor, der wie auch immer heißenden Schule, Jens Drescher, war aufgeregt, sicher auch stolz, aber auch ehrlich: Er will, wie die vielen seiner Rektoren- und Lehrerkollegen ganz klar mitmachen bei der „Inklusion“.

Er fragt aber auch, wie das gehen soll, also nach Geld und Personal.

Schema F.

Die Ministerin jauchzt und lächelt und ist guter Laune während ihres Auftritts, der wahrscheinlich weniger der Lösung finanzieller und personeller Fragen galt, sondern vielmehr der Auftakt des Wahlkampfes ist: „Wir machen in der Schulpolitik nichts nach Schema F“, sagt sie kämpferisch.

Nur schade, dass Herr Staatssekretär Wacker mich nicht drangenommen hat, obwohl ich mich ausgiebig und deutlich als Fragesteller gemeldet habe.

Ich wollte die Ministerin fragen, wie denn die schwierigen Fragen zur „Inklusion“ gelöst werden können, wenn sie selbst gerade in einer Schule referiert, die eine „individuelle Lösung“ in Sachen „Werkrealschule“ zum „Wohle der Kinder“ gemeinsam mit Heddesheim vorgelegt hat. Diese Lösung wurde nach „Schema F“ abgelehnt.

Die Schule hat bis heute, ein halbes Jahr nach der Verwaltungsentscheidung keinen offiziellen Namen. Der neue Leiter, Rektor Jens Drescher, ist bislang nur „kommissarischer Leiter“. Als solcher verdient er weniger Geld als ihm für seine Arbeit zusteht.

Frau Schick sagte zuvor, lächelnd und jauchzend und auch ein wenig ernst, dass „man auch von den Lehrern erwarten muss, sich an neue Arbeitsbedingungen anzupassen“ und lobte das Schulamt für dessen „Leistungen“, in diesem Jahr 2.500 „neue Lehrer“ eingestellt zu haben.

Darüber, dass viele Lehrer nur Zeitverträge erhalten und zum Ende des Schuljahres arbeitslos werden, um dann nach 6-wöchiger Arbeitslosen-Phase wieder eingestellt zu werden, sagt sie nichts.

Komplexes Thema – Hilfe gewünscht.

Das Thema ist fraglos komplex. Ich kann als Journalist zu diesem Zeitpunkt nur berichten, was ich gesehen und erlebt habe.

Das Thema „Inklusion“ ist wichtig und wird durch unsere Redaktion weiter bearbeitet werden.

Im Mannheimer Morgen, der Rhein-Neckarzeitung und den Weinheimer Nachrichten wurde kaum kritisch über das wichtige Thema „Inklusion“ und dessen gesellschaftliche und finanzielle Umsetzung berichtet. Hier durften die Ministerin und ihre Staatssekretär gute Laune verbreiten.

Wenn Ihnen diese vergangen ist, wenn Sie mehr zu erzählen haben, als die verkürzten Zeitungsberichte „verkündet“ haben, dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Wir wünschen uns Ihre Unterstützung. Als Eltern, als Lehrer, als Rektoren. Kommen Sie auf uns zu, berichten Sie uns von dem, was ist, was Sie sich wünschen und von Ihren Sorgen und Nöten. Wir garantieren Ihnen Vertraulichkeit – aber gleichzeitig Öffentlichkeit für das, was wir durch Sie als Informanten erfahren.

Das „Thema“ ist zu wichtig, um nur für ein paar Monate Wahlkampf missbraucht zu werden.

Kontakt:
Telefon: 06203/ 49 23 16
email: redaktion (at) hirschbergblog.de


Bericht im Mannheimer Morgen

Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung
Bericht in den Weinheimer Nachrichten

Werkrealschule ohne Namen startet unter „kommissarischer“ Leitung

Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 10. September 2010. Heute ist der letzte Ferientag – nach dem Wochenende beginnt in Baden-Württemberg wieder die Schulzeit. In Heddesheim und Hirschberg gibt es seit dem 01. August 2010 eine gemeinsame Werkrealschule – doch der fehlt auf absehbare Zeit eine „offizielle“ Leitung – Jens Drescher bleibt vorerst der kommissarische Leiter, obwohl schon feststeht, dass er der offizielle Leiter werden wird.

Von Hardy Prothmann

Wenn am Montag die neue gemeinsame Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim ihren Schulbetrieb aufnimmt, steht sie nur unter kommissarischer Leitung durch Jens Drescher.

Statt eines Aufbruchssignals, dass hier tatsächlich eine hoffnungs- und wirkungsvolle Schulreform greift, beginnen die vormals selbstständigen Schulen (Martin-Stöhr und Johannes-Kepler) mit einem Provisorium.

Das ist entwürdigend für den engagierten jungen Rektor Drescher, für die Eltern und für die SchülerInnen, denen bessere Ausbildungschancen versprochen werden, für die die Verwaltungsapparate aber auch nicht den Hauch eines emotionalen Verantwortungsgefühls entwickeln, von dem doch so oft betont wird, dass es gerade für diese SchülerInnen von so großer Bedeutung wäre.

Jens Drescher, der „alte“ Rektor der Hirschberger Martin-Stöhr-Schule, ist seit Wochen schon kommissarischer Leiter der Schule ohne Namen, die aber die gemeinsame Hauptschule mit Werkrealschule der Gemeinden Hirschberg und Heddesheim ist.

Was die Bürgermeister Michael Kessler (Heddesheim) und Manuel Just (Hirschberg) und der Staatssekretär Georg Wacker (CDU) gerne als „Erfolg“ feiern, ist eine improvisierte Geschichte.

Die Schule hat keinen Namen und keinen festen Leiter. Es geht ja auch nur um HauptschülerInnen.

Das ist entwürdigend. Noch mehr, dass ein „Schulrat“ Daniel Hager-Mann, zuständig beim Mannheimer Schulamt, ganz selbstverständlich erklärt, dass der Prozess im Gang sei, es viele Verwaltungsinstanzen gäbe und voraussichtlich in diesem Jahr noch, aber nicht sicher, das Verfahren abgeschlossen werde.

Noch entwürdigender ist, dass Gerüchte kolportieren, dass erst mit der offiziellen Ernennung des neuen Schulleiters entsprechende Gehälter bezahlt würden. Ob das stimmt, ob hier „gespart“ wird, konnten wir nicht ausrecherchieren. Wenn es kein Demmenti gibt, wird das Gerücht wohl zutreffen.

Unabhängig davon startet die neue Werkrealschule als Provisorium. Schulleitung, Lehrer, Schüler, Eltern – alle leiden darunter. Es gibt kein hoffnungsvolles Zeichen eines Neustarts, keine Aufbruchstimmung, noch nicht mal den Versuch eines guten Willens. Sondern nur „juristische Fragen“, Verfahren und blöde Nachfragen, was denn eigentlich das Problem sei, denn es gehe doch alles seinen Gang.

„Unser Interesse ist der geordnete Betrieb des Schulbeginns“, hört man aus dem Schulamt. „Das war zu keinem Zeitpunkt unklar.“

Wann erfahren die SchülerInnen und deren Eltern, wer sie leitet? „Wenn die Verfahren abgeschlossen sind“, sagt Herr Hager-Mann.

Ist das die Botschaft an die SchülerInnen? „Abgeschlossene oder nicht abgeschlossene Verfahren zu sein?“

Das ist unwürdig. Aber es passt zur Schulpolitik des Landes Baden-Württemberg, die gerne die vergisst, die am meisten Förderung brauchen.

Auch die Belastung der LehrerInnen ist enorm – dabei müssen gerade diese mehr leisten und aushalten als ihre Kollegen an anderen Schulen.

Am Montag startet die neue, gemeinsame Hauptschule mit Werkrealschule. Auch, wenn es noch nicht offiziell ist: Der Schulleiter heißt Jens Drescher. Man darf ihm und seinem Kollegium in Hirschberg und Heddesheim nur alles Gute wünschen, denn alles Gute bekommen sie nicht von der Politik. Weder aus Hirschberg noch aus Heddesheim, noch aus Mannheim, noch aus Karlsruhe, noch aus Stuttgart.

Die Schulleiterin der Johannes-Kepler-Grundschule heißt Hiltrud Rudolf.

Allen gemeinsam ist, dass alles Gute von ihrem Engagement abhängt.

Viel Kraft dafür.

Denn wie soll man am Montag die SchülerInnen begrüßen?

„Herzlich willkommen in der Schule ohne Namen unter kommissarischer Leitung bis die Verfahren abgeschlossen sind?“

Darüber machen sich weder das Schulamt in Mannheim, noch die hohe Politik in Stuttgart, noch die Bürgermeisterämter in Heddesheim und Hirschberg Gedanken.

Hauptsache, die Schule startet geregelt.

Was vom Antrag übrig bleibt – die Werkrealschule der Politik

Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule ist gescheitert. Das „macht nichts“, denn ein „Alternativantrag“ soll die „Lösung“ sein.

Kommentar: Hardy Prothmann

Es geht um das „Wohl unserer Schüler“. An dieser Aussage ließen die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) keinen Zweifel.

Kein Zweifel? Von wegen.

Das Konzept der Werkrealschule an sich ist verzweifelt.

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Michael Kessler, Georg Wacker, Manuel Just finden "Alternativlösung". Bild: hblog

Nur Baden-Württemberg und Bayern leisten sich dieses Konzept, während schon zehn andere der sechzehn Bundesländer die Hauptschule abgeschafft haben oder dabei sind, diese abzuschaffen.

In Stuttgart wird eine Kirchturmpolitik gemacht, die mit den „Zuständen“ vor Ort, mit dem Zustand der Hauptschule an sich nichts zu tun hat. Die Werkrealschule ist eine „Zwischenlösung“ auf dem Weg zur Abschaffung der Hauptschule und von Motiven getrieben, denen ganz sicher das „Wohl der Schüler“ egal ist. Es geht darum, was diese „kosten“.

Das Konzept ist, dass alles noch nicht geregelt ist.

Wenn Staatssekretär Georg Wacker (CDU) etwas von „pädagogischen Konzepten“ in diesem Zusammenhang erläutert, darf man mit Fug und Recht behaupten, dass er „schwätzt“.

Denn mit den Konzepten ist es nicht weit her.

Das Gesetz zu dieser „Schulreform“ wurde im Hauruck-Verfahren von der Landesregierung gegen die Empfehlungen der Lehrer und Eltern durchgedrückt. Die Vorsitzende des Landeselternbeirats Christiane Staab (CDU) ist zusammen mit ihrer Stellvertreterin Sylvia Wiegert aus „Entsetzen“ über die Schulpolitik am 20. Januar 2010 von ihrem Amt zurückgetreten.

Konzepte? Bis heute liegen keine Lehrpläne für diese ach-so-tolle Werkrealschule „neuen Typs“ vor. Erst in einigen Wochen wird das der Fall sein: „Die Schulen und Lehrer haben dann ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen“, sagt Staatssekretär Wacker und tut so, als liefe alles wie am Schnürchen.

Hautpsache „gesetzeskonform“.

Das tut es aber nicht. Die AlternativNotlösung Hirschberg-Heddesheim ist ein erstklassiges Beispiel.

Auf der Pressekonferenz wird eine „gesetzeskonforme“ Lösung präsentiert. Bürgermeister Manuel Just machte keinen Hehl daraus, dass man aus der misslichen Lage das Beste machen wollte (erster Antrag) und das Bestmögliche nun beantragen wolle (Alternativantrag).

Kommende Woche wird die zweitbeste aller schlechten Lösungen nun durchgeboxt. Am Montag wird der Hirschberger Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Dienstag soll der Gemeinderat den neuen Antrag abnicken, am Mittwoch wird der Heddesheimer Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Donnerstag soll der dortige Gemeinderat nicken.

Für die beiden Schulen, die dann künftig eine sein werden, wird die Schulleitung neu ausgeschrieben. Voraussichtlich wird Jens Drescher, der Leiter der Martin-Stöhr-Schule der neue Leiter der gemeinsamen Werkrealschule – es könnte aber auch jemand anderes werden. Die Heddesheimer Rektorin Hiltrud Rudolf wird sich voraussichtlich der Lage beugen und Leiterin einer Johannes-Kepler-Grundschule werden.

Doch auch das ist noch nicht geregelt – voraussichtlich wird die gemeinsame Werkrealschule zum kommenden Schuljahr 2010/11 starten und noch beide Schulleitungen im Amt haben.

Dringende Probleme

Ein neuer Name wird bis dahin auch noch nicht gefunden haben, denn „es gibt dringendere Probleme“ zu lösen, wie Bürgermeister Manuel Just sagt.

Beispielsweise die Organisation der verteilten Schule: Wer, wann, wo und wie sind die bislang ungelösten Fragen zum Einsatz der Lehrer.

Auch der Transport der Schüler ist noch nicht geregelt. Wie schön, dass das „die Zehntklässler nicht betrifft“, wie Bürgermeister Michael Kessler sagt, „die können wie bisher auch mit dem normalen ÖPNV fahren“.

Vier Klassenzimmer stehen künftig in Hirschberg oder in Heddesheim leer. Was macht man damit? Bürgermeister Kessler sagt allen Ernstes: „Die könnte man dann beispielsweise renovieren. Oder so.“

„Oder so“ also.

Die „Werkrealschule der Politik“ führt dazu, dass „zwei starke Hauptschulen“ in ein zweifelhaftes Abenteuer mit unbekanntem Ausgang gestürzt werden.

Der vom Staatssekretär hoch gelobte „mittlere Bildungsabschluss“ der Werkrealschule, der angeblich dem Realschulabschluss „gleichwertig“ sein soll, ist in den Nachbarländern Rheinland-Pfalz und Hessen unbekannt und dementsprechend nichts wert.

Ein guter Abschluss?

Darauf angesprochen sagt Herr Wacker: „Die Kultusministerkonferenz hat diesen Abschluss quasi „zertifiziert“. Hier in Baden-Württemberg wurde uns versichert, dass dies ein guter Abschluss ist.“

Ein guter Abschluss also? Das wird sich in der Praxis zeigen müssen. Aus Sicht der Lehrer handelt es sich um einen Etikettenschwindel.

Die Schulnote für die „Schulreform“ und die Hirschberger-Heddesheimer-Lösung hingegen steht fest: Sie ist mangelbehaftet. Ebenso wie die „Einbeziehung“ der Schüler, Eltern und des Elternbeirats – was kommende Woche passieren wird, hat nichts mit „Einbeziehung“ zu tun, sondern nur mit „Durchboxen“.

Die Alternativlösung ist eine Lösung ohne Alternative.

Link:
Stuttgarter Zeitung – „Eines Tages musste er ein Ventil öffnen, weil es ihn sonst verrissen hätte.“

Gemeinsame Werkrealschule: Der „Alternativantrag“

Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Hirschberg und Heddesheim hatte politisch keine Chance. Ein Alternativantrag soll genehmigungsfähig sein.

Der Alternativantrag für eine gemeinsame Werkrealschule sieht vor, dass bereits zum kommenden Schuljahr die Klassen 5-7 der Hauptschulen Heddesheim-Hirschberg einzügig (also nur mit einer Klasse in der Stufe) vor Ort unterrichtet werden (siehe unseren Bericht „Letzte Verhandlungen zur Werkrealschule).

Die Klassen 8-9 werden zweizügig an wechselnden Standorten unterrichtet. Die Klasse 10 wird dort absolviert, so zuletzt die Klasse 9 stattgefunden hat.

Auf einer Pressekonferenz in Hirschberg erläuterten die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) sowie Staatsminister Georg Wacker (CDU), dass der gemeinsame Schulstandort Hirschberg sein soll. Heddesheim soll als „Ausgleich“ Standort eines noch einzurichtenden „Schulzweckverbandes“ werden.

Am Montag, den 22. Februar 2010, soll der Hirschberger Elternbeirat der Martin-Stöhr-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 23. Februar 2010 soll der Hirschberger Gemeinderat dem Antrag zustimmen. Am 24. Februar soll der Heddesheimer Elternbeirat der Johannes-Kepler-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 25. Februar 2010 soll der Heddesheimer Gemeinderat dem „Alternativantrag“ zustimmen.

Die Zustimmung der beiden Gemeinderäte ist die Vorraussetzung, dass beide Gemeinden bis zum 15. März 2010 einen neuen „Alternativantrag“ stellen können.

Dokumentation der Pressemitteilung:

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Gemeinsame Werkrealschule: Alternativantrag genehmigungsfähig

Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 17. Februar 2010. Der Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim ist nicht genehmigungsfähig. Ein Alternativantrag soll akzeptiert werden.

Die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) sowie der Staatssekretär Georg Wacker (CDU) haben heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gegeben, dass der ursprüngliche Antrag der beiden Gemeinden für eine gemeinsame Werkrealschule nicht genehmigungsfähig ist.

Stattdessen solle ein Alternativantrag gestellt werden, „für den ich ganz klar die Genehmigung signalisieren kann“, sagte Staatssekretär Wacker.

Danach verbleiben die Klassen 5-7 an den Standorten Heddesheim und Hirschberg. Jahrgangsstufe 8 wird an einem Standort unterrichtet, Jahrgangsstufe 9 wechselt dann an den anderen Standort, wo auch die zehnte Klasse abgeschlossen wird.

Diesem Modell müssen aber noch die beiden Gemeinderäte zustimmen.

Der Artikel wird aktualisiert.
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