Montag, 12. September 2022

GrĂŒne Liste Hirschberg stellt Antrag auf Normenkontrollverfahren gegen Gemeinde Heddesheim

Guten Tag

Hirschberg/Heddesheim, 28. September 2010. (red) Die GrĂŒne Liste Hirschberg (GLH) hat in der heutigen Gemeinderatssitzung in Hirschberg den Antrag auf eine Normenkontrollklage gegen die Gemeinde Heddesheim in Sachen „Pfenning“ gestellt. Wir dokumentieren den Antrag, der in der kommenden Gemeinderatssitzung zur Abstimmung stehen soll.

Aus Sicht der GLH sind sĂ€mtliche Forderungen des Hirschberger Gemeinderats zur „Pfenning“-Ansiedlung in Heddesheim nicht erfĂŒllt worden.

Der „Hirschberger Kreisel“ mĂŒsse die zusĂ€tzliche Belastung verkraften, falls nicht, mĂŒsse Heddesheim die hĂ€lftigen Kosten einer Erweiterung tragen, es solle grundsĂ€tzlich sichergestellt sein, dass kein zusĂ€tzlicher Lkw-Verkehr durch Hirschberg fließt und darĂŒber ein Vertrag Ă€hnlich wie in Heddesheim geschlossen werden, heißt es in dem Antrag, den der GLH-Sprecher JĂŒrgen Steinle unterzeichnet hat.

In der BegrĂŒndung der GLH heißt es: „Wir vermuten daher, dass die Gemeinde Heddesheim mutwillig die EinwĂ€nde der Gemeinde Hirschberg, die diese als TrĂ€ger öffentlicher Belange und als betroffene Nachbargemeinde vorbrachte, ignoriert hat, womit auch eine ordnungsgemĂ€ĂŸe InteressenabwĂ€gung in Frage steht.“

BĂŒrgermeister Just hat den Antrag entgegengenommen und will in voraussichtlich in der kommenden Gemeinderatssitzung vom 26. Oktober 2010 zur Abstimmung stellen.

Die GLH verteilte in der Sitzung zudem eine Pressemitteilung, die auf ein Interview des hirschbergblogs mit dem Hirschberger BĂŒrgermeister Manuel Just Bezug nimmt, der sagte: „Ich habe erhebliche Bedenken, was das Verkehrsgutachten angeht.“

In der Pressemitteilung bemĂ€ngelt die GLH die Verkehrsgutachten: „Pikant. Die widersprĂŒchlichen Gutachten kommen aus demselben Karlsruher GutachterbĂŒro.

Service:

Antrag der GLH Hirschberg: Normenkontrollklage nach §47 VwGo gegen die Gemeinde Heddesheim

Pressemitteilung der GLH Hirschberg: Gewerbesteuer fĂŒr Heddesheim – Verkehr fĂŒr Hirschberg

BĂŒrgermeister Just zu „Pfenning“: „Erhebliche Bedenken in Sachen Verkehrsgutachten.“

Guten Tag!

Hirschberg, 07. April 2010. BĂŒrgermeister Manuel Just und der Gemeinderat sehen die in Heddesheim geplante Unternehmensansiedlung „Pfenning“ kritisch – wegen des zu erwartenden Verkehrsaufkommens. Im Interview beschreibt der BĂŒrgermeister die Position der Gemeinde: „Ich bin lösungsorientiert.“ Bedingung fĂŒr diese Lösung: „Unsere erheblichen Bedenken mĂŒssen ausgerĂ€umt werden.“

In Heddesheim plant die Unternehmensgruppe „Pfenning“ im Gewerbegebiet „Nördlich der Benzstraße“ eine Ansiedlung auf 200.000 Quadratmetern FlĂ€che. Bis zu 800 Lkw-Fahrten und zusĂ€tzlichen Berufsverkehr wird die Ansiedlung bringen. Angeblich soll der „Hirschberger Kreisel“ im Gewerbegebiet den Verkehr gerade noch verkraften können – sagt ein Verkehrsgutachten des Karlsruher IngenieurbĂŒros Koehler, Leutwein & Partner.

TatsĂ€chlich hat dasselbe IngenieurbĂŒro vor zehn Jahren schon einmal den Kreisel begutachtet und kam zum Ergebnis, dass beim Ausbau des Hirschberger Gewerbegebiets Nord (90.000 Quadratmeter) der Kreisel-Verkehr zusammenbrechen wĂŒrde. BĂŒrgermeister Manuel Just fordert AufklĂ€rung.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Just, als BĂŒrgermeister der Gemeinde Hirschberg haben Sie als TrĂ€ger öffentlicher Belange „erhebliche Bedenken“ und sehen „Nachteile fĂŒr Hirschberg“ durch die in Heddesheim geplante „Pfenning“-Ansiedlung. Was genau meinen Sie?
Manuel Just: „Mit den Nachteilen meine ich ganz klar eine zusĂ€tzliche Verkehrsbelastung fĂŒr Hirschberg. Erhebliche Bedenken habe ich, was das Verkehrsgutachten angeht.“

BĂŒrgermeister Just: "Das IngenieurbĂŒro muss Fragen zu den widersprĂŒchlichen Gutachten beantworten." Bild: hirschbergblog

ErlÀutern Sie das bitte.
Just: „Wir haben im Jahr 1999 im Rahmen der Bauleitplanung fĂŒr unser Gewerbegebiet Hirschberg-SĂŒd ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben. Das kam im Jahr 2000 zu dem Schluss, dass der Kreisverkehr am Gewerbegebiet mit B eingestuft wird.“

Der Kreisel wird den Verkehr nicht aufnehmen können.

Das ist doch in Ordnung.
Just: „Ich war noch nicht fertig. Das Gutachten kam ebenfalls zu dem Schluss, dass im Falle einer Erschließung des Gewerbegebiets Hirschberg-Nord die Einstufung auf E zurĂŒckfĂ€llt und der Kreisel den Verkehr nicht mehr aufnehmen kann.“

Wie groß ist dieses Gebiet?
Just: „Rund neun Hektar.“

Das Gutachten damals, also vor zehn Jahren, hat die Karlsruher Firma Koehler, Leutwein & Partner erstellt. Das soll ein „renommiertes“ BĂŒro sein.
Just: „Ihre Spitze ignoriere ich. Ich will weder das frĂŒhere Gutachten zu unserem Gebiet in Frage stellen, noch das aktuelle Gutachten im Rahmen der geplanten Pfenning-Ansiedlung. Die Frage, die ich aber stellen muss, ist: Wie kann es sein, dass ein und dasselbe IngenieurbĂŒro vor zehn Jahren den Kollaps des Kreisels bei der Erschließung von neun Hektar auf Hirschberger Gemarkung prognostiziert und zehn Jahre spĂ€ter, mit mehr echtem Verkehr und einer Erschließung eines 20 Hektar großen Logistikzentrums auf Heddesheimer Gemarkung zum Ergebnis kommt, dass der Kreisel mit Stufe D „noch leistungsfĂ€hig“ sei?“

Erhebliche Bedenken.

Gute Frage. Was ist die Antwort?
Just: „Die muss das IngenieurbĂŒro geben. Denn dessen widersprĂŒchlichen Gutachten werfen diese Frage auf.“

Was hat denn das IngenieurbĂŒro damals als Lösung empfohlen?
Just: „Das war vor meiner Dienstzeit. Ausweislich der Akten sollte ein Bypass im SĂŒdosten des Kreisels den Kreisel selbst entlasten.“

Wie war die Position der Gemeinde Heddesheim damals?
Just: „Die hatte „erhebliche Bedenken“ gegen unser Projekt angemeldet.“

Daran können sich auch viele Hirschberger GemeinderÀte erinnern.
Just: „Das ist zutreffend.“

Was war die Lösung?
Just: „Das Gutachten hat den Kreisel als leistungsfĂ€hig beschrieben und im Fall einer Erweiterung von Hirschberg-Nord den Bypass empfohlen.“

Glauben Sie, dass ein solcher Bypass eine „Entlastung“ bringen könnte?
Just: „Sicher wird er das.“

Die Gesamtsituation im Blick haben. Rechts die A5 mit den Auffahrten, knapp in der Mitte der Hirschberger Kreisel, links der Heddesheimer Kreisel. Klicken Sie fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere Darstellung. Quelle: Google Maps

„Pfenning“ wird aber viel grĂ¶ĂŸer sein – und wenn „Pfenning“ kommt und Hirschberg eines Tages den Norden entwickeln wollte…
Just: „Dann braucht es noch einen Bypass im Nordwesten und eventuell auch eine Aufdimensionierung des Kreisels.“

„Entscheidend ist eine Lösung fĂŒr die Gesamtsituation.“ Manuel Just

Und was ist mit der Autobahnauf- und abfahrt östlich des Kreisels auf der L541?
Just: „Auch das ist ein Problem, das im Zusammenhang gelöst werden muss.“

Herr Just, kann es sein, dass wir nicht nur ĂŒber den Kreisel reden, sondern ĂŒber eine grĂ¶ĂŸere Dimension, also den Kreisel, BypĂ€sse und die AnschlĂŒsse des A5-Verkehrs auf Hirschberger Gemarkung sowie ein Verkehrsproblem auf der B3?
Just: „Das kann nicht nur sein, das ist so.“

Sie meinen also, dass man die komplette Verkehrssituation im Auge haben muss?
Just: „Auf jeden Fall. Der Kreisel ist nur ein Teil der Situation. SolitĂ€re VerĂ€nderungen an einer Stelle werden nicht der kompletten Situation gerecht werden.“

Das klingt so, als hĂ€tten sich die Heddesheimer GrĂŒnen mit ihnen beraten…
Just: „Das ist nicht der Fall. Ich habe selbstverstĂ€ndlich als Hirschberger BĂŒrgermeister die Nachrichten und Informationen verfolgt und mich mit der Thematik intensiv befasst. UnabhĂ€ngig von anderen Interessen komme ich zu dem Schluss, dass ich aufgrund der gegenwĂ€rtigen Planung aus Sicht der Gemeinde Hirschberg erhebliche Bedenken habe. Diese teilt auch der Hirschberger Gemeinderat.“

GegenlÀufige Interessen.

Gibt es eine ablehnende Haltung gegenĂŒber „Pfenning“?
Just: „Von meiner Seite nicht. Ich habe im Gegenteil betont, dass ein solches Unternehmen eine volkswirtschaftliche Bedeutung hat, die man nicht unterschĂ€tzen sollte. UnabhĂ€ngig davon respektiere ich, was die Gemeinde Heddesheim fĂŒr sich entscheidet.“

Solange es nicht Ihre Interessen berĂŒhrt?
Just: „Nicht ganz – wenn sie berĂŒhrt werden, mĂŒssen sie auch berĂŒcksichtigt werden.“

Was sind Ihre Interessen?
Just (lacht): „Eben unsere. Scherz beiseite. Aus Hirschberger Sicht möchte ich die gute Zusammenarbeit mit Heddesheim betonen und ich weiß, dass Heddesheim das ebenso sieht. Vielleicht wird das öffentlich noch nicht so wahrgenommen, aber Hirschberg und Heddesheim koopieren schon beim Wasserverband oder in Zukunft mit der Werkrealschule sehr gut miteinander. Wir sind Nachbarn. Diese gute Kooperation ist eins der Hirschberger Interessen.“

Und weiter?
Just: „Wenn Heddesheim Unternehmensansiedlungen plant, sind wir lösungsorientiert.“

Das Problem kann gelöst werden. Manuel Just

Das heißt?
Just: „Es gibt ein Problem mit dem Kreisel und dessen Umfeld. Ich bin ĂŒberzeugt, dass dieses Problem gelöst werden kann.“

Sie meinen, es muss gelöst werden?
Just: „Herr Prothmann. Ich meine, es kann eine Lösung geben. Und ich meine, es wird eine Lösung geben.“

Herr Just, Ihr Versuch, einen „Verkehrslenkungsvertrag à la Heddesheim“ mit „Pfenning“ zu schließen, ist gescheitert.
Just: „Das ist Ihre Interpretation. Ich hatte mit Herrn Nitzinger (GeschĂ€ftsfĂŒhrer „Pfenning“, Anm. d. Red.) eine Unterredung, die von WertschĂ€tzung geprĂ€gt war. Tatsache ist, dass das Unternehmen „bislang“ nicht dazu bereit ist.“

Das ist keine gute Botschaft.
Just: „Tatsache ist, dass die B3 die offizielle Entlastungsstrecke ist, wenn es Stau auf der A5 gibt. Das macht unsere Lage schwierig. Wir können hier nicht nach unseren BedĂŒrfnissen entscheiden. Umso wichtiger ist, dass wir unsere Interessen klar machen.“

„Pfenning“-Lkw sollen nur im „Worste-Case“ ĂŒber die B3 fahren dĂŒrfen.

Richtig. Aber was, wenn „Pfenning“-Lkw auch ohne Stau auf der A5 lieber auf der B3 durch Hirschberg fahren?
Just: „Genau das wollen weder der Gemeinderat noch ich und schon gar nicht die Hirschberger. Denn genau das berĂŒhrt unsere Interessen, nicht unsere Lage.“

Und darauf will sich „Pfenning“ nicht einlassen. Was ist die Lösung? Soll Heddesheim den Verkehrslenkungsvertrag mit „Pfenning“ aufkĂŒndigen, wenn „Pfenning“ nicht bereit ist, einen solchen mit Hirschberg zu schließen?
Just: „Diese Forderung wurde im Gemeinderat erhoben. Meine Position ist das nicht. Ich habe klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich diesen Vertrag fĂŒr „bedenklich“ halte, weil er nicht zu Lasten Dritter, also Hirschberg gehen darf. Aus meiner Sicht wĂŒrde eine Selbstverpflichtung gegenĂŒber Hirschberg durch Pfenning, nicht ĂŒber die B3 zu fahren, außer im Worst-Case, eine gute Lösung darstellen.“

ZusĂ€tzlich zu baulichen Maßnahmen?
Just: „SelbstverstĂ€ndlich. Die Verkehrssituation muss verĂ€ndert werden. Daran gibt es ĂŒberhaupt keinen Zweifel.“

Kosten mĂŒssen „verursachergerecht“ bezahlt werden.

Wer soll das bezahlen?
Just: „Auch hier hat sich unser Gemeinderat eindeutig entschieden und gefordert, dass die Kosten „verursachergerecht“ aufgeteilt werden.“

Stufe D fĂŒr den Hirschberger Kreisel - vor zehn Jahren gab es Stufe E. Quelle: Verkehrsgutachten

„Verursachergerecht“ heißt: Es gibt Verkehr aus und nach Hirschberg und ebenso aus und vom Hirschberger Gewerbegebiet. ZusĂ€tzlich aus und nach Heddesheim, dessen bestehendem Gewerbegebiet und der geplanten Ansiedlung. All das muss kostenmĂ€ĂŸig „verschlĂŒsselt“ und „verteilt“ werden – inklusive einer „Zukunftsperspektive fĂŒr das Gewerbegebiet Hirschberg Nord?
Just: „Sie haben die Situation zutreffend beschrieben. Gefragt ist hier aber in erster Linie der StraßenbaulastrĂ€ger, erst danach (wenn ĂŒberhaupt) dann anteilig die Kommunen.“

Wer ist der StraßenbaulastrĂ€ger?
Just: „Ganz klar das Land, weil es sich um eine Landesstraße handelt. Und danach die Gemeinden im entsprechenden VerhĂ€ltnis – auf das VerhĂ€ltnis lege ich Wert.“

Diplomatische Lösung gesucht.

Wie wichtig ist Ihnen die KlĂ€rung der Verkehrssituation? Können Sie sich auch vorstellen, „klare VerhĂ€ltnisse“ einzuklagen?
Just: „Ich bin an einer Lösung interessiert – davon können Sie ausgehen. Wenn eine solche nicht möglich ist, dann ist der Gemeinderat als Gremium zu einem weiteren Vorgehen gefragt, das die Interessen von Hirschberg wahrnimmt. Mehr möchte und kann ich dazu nicht sagen.“

Das haben Sie diplomatisch formuliert. Was schlagen Sie als diplomatische Lösung vor?
Just: „Ich bin als BĂŒrgermeister fĂŒr Hirschberg verantwortlich und an einer guten Zusammenarbeit mit Heddesheim sehr interessiert. Das Unternehmen Pfenning sollte anerkennen, dass das kommunale VerhĂ€ltnis unserer Gemeinden nicht an den Gemarkungsgrenzen zu Ende ist.“

Zeichnerische Darstellung der geplanten "Pfenning"-Ansiedlung. Quelle: Bebauungsplan