Heidelberg/Mannheim/Rhein-Neckar, 24. Dezember 2014. (red/ek) Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge stellten in diesem Jahr bisher 181.453 Personen in Deutschland Antrag auf Asyl. Dabei handelte es sich um 155.427 Erstanträge und 26.026 Folgeanträge. Davon hat Baden-Württemberg bis Ende November 23.290 und davon der Rhein-Neckar-Kreis 1.177 Personen untergebracht (1.004 Erst- und 173 Folgeanträge). [Weiterlesen…]
Flüchtling ist nicht gleich Flüchtling
„Dumpinglöhne wurden gefördert“
Rhein-Neckar, 25. April 2013. (red/ld) Vor zwei Wochen ist das Tariftreuegesetz im Landtag beschlossen worden. Öffentliche Aufträge dürfen ab dem 01. Juli nur noch an Unternehmen vergeben werden, die ihren Arbeitnehmern mindestens 8,50 Euro pro Stunde bezahlen. Damit will die grün-rote Landesregierung gegen Dumpinglöhne vorgehen. Bisher mussten Kommunen das günstigste Angebot annehmen. Der Wettbewerb sei auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen worden, sagte Hans-Ulrich Sckerl, Landtagsabgeordneter von Bündnis ’90/Die Grünen im Interview. Ziel sei es, auf Dauer höhere Löhne zahlen zu können. Überprüft wird die Einhaltung nur bei Bedarf. [Weiterlesen…]
Mit Menschenkenntnis zum Richter werden

Justitia (Maarten van Heemskerck, 1556). Quelle: Wikipedia
Rhein-Neckar, 15. Januar 2013. (red/pm) Deutschland ist derzeit auf der Suche nach Jugendschöffen, die für eine fünfjährige Amtszeit ab 2014 die rechte Hand des Richters sind. Im ersten Halbjahr 2013 werden neue Jugendschöffen gewählt – bewerben kann man sich bereits jetzt bei den Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises.
Von Alina Eisenhardt
Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil…
Dieser Satz ertönt in deutschen Gerichtshöfen, wenn ein Angeklagter sein Urteil erhält. Das Urteil wird nicht allein vom Richter gefällt. An seiner Seite stehen Schöffen, die ihm im Namen der Gerechtigkeit helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Schöffen sind laut Duden ehrenamtlich eingesetzte Laien, die zusammen mit dem Richter die Tat des Angeklagten beurteilen und das Maß der Strafe festlegen. “Diese Laienrichter gibt es schon seit Jahrhunderten.”, sagt Robert Gunderlach, Vorsitzender der Deutsche Vereinigung der Schöffinnen und Schöffen des Landesverbandes Baden-Württemberg e.V. Er selbst war im Landesgericht Stuttgart von 2000 – 2008 Schöffe.
Jugendschöffen sind spezialisierte Schöffen an einem Jugendgericht. Doch warum braucht man Jugendschöffen, wenn es bereits einen Berufsrichter gibt? Die Aufgabe eines Jugendschöffen ist es, anhand seiner Lebenserfahrung rechtliche Zusammenhänge erkennen und bewerten zu können. Ein Richter hat zwei Schöffen, die gleichberechtigte Stimmen haben. Das Richterteam (1 Berufsrichter, 2 Schöffen) zieht sich am Schluss der Hauptverhandlung zur Beratung zurück. Um ein Urteil auszusprechen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich.
TÜV-Siegel in Pädagogik
Neben den allgemeinen Voraussetzungen wie Selbstbewusstsein und Unparteilichkeit muss ein Schöffe einen Menschen in seinem sozialen Umfeld beurteilen können. Ein hohes Maß an sozialer Kompetenz ist erforderlich. Um die erforderliche Lebenserfahrung und Menschenkenntnis aufbringen zu können, muss ein Schöffe zwischen 25 und 69 Jahre alt sein, wenn er sich für das Ehrenamt bewirbt.
Jugendschöffen sollten darüber hinaus Erfahrung in der Pädagogik aufweisen.
Dabei reicht es nicht, Kinder zu haben. Sie sollten in der Jugenderziehung über eine professionell Erfahrung verfügen, wie zum Beispiel Sozialarbeiter und Lehrer sie besitzen. Man braucht sozusagen ein TÜV-Siegel in Pädagogik,
sagt Robert Gunderlach.
“Man muss definitiv in sich gefestigt sein…”
Wer Interesse hat als Jugendschöffe zu arbeiten, der schickt seine Bewerbung an das zuständige Bürgermeisteramt. Diese leiten die Bewerbung dann an das Jugendamt weiter. Der Jugendhilfeausschuss des Rhein-Neckar-Kreises schlägt dabei beim Amtsgericht mindestens doppelt so viele Kandidaten vor, wie an Schöffen benötigt werden.
Probleme mit der Zahl der Bewerber gibt es dabei selten. “Die Zahl der Bewerber ist konstant. Viele Jugendschöffen bewerben sich auch für eine zweite Periode. Erst dann müssen sie für eine Periode aussetzen.”, erklärt Robert Gunderlach.
Das Ehrenamt kann sehr belastend sein:
Es kommt zwar auch auf den Fall und die Persönlichkeit an, aber man muss definitiv in sich gefestigt sein,
so Herr Gunderlach. Immerhin müsse man auch in schwierigen Fällen, wie einer Vergewaltigung ohne Zeugen, beurteilen können, ob der Vorfall tatsächlich so geschehen ist. Ihn selbst hätten viele Wirtschaftsstrafsachen, die tief in das Leben der Menschen blicken ließen, sehr bewegt.
Mit Menschenkenntnis zum Urteil
Als Schöffe bekommt man in der Regel 12 Gerichtstermine pro Jahr zugeteilt. In fünf Jahren sind das 60 Termine. Diese können nur einige Stunden dauern, aber auch Wochen oder gar Monate.
Wenn man eine Gerichtsverhandlung hat, weiß man erst nicht, worum es geht. Erst vor der Verhandlung klärt der Richter den Jugendschöffen in einer Kurzform über den Fall auf. Vor Gericht erfährt man dann genau, worum es geht. “Als Jugendschöffe soll man unvoreingenommen bleiben. Man soll keine Zeit haben, sich auf einen Fall vorzubereiten, sondern seine Alltagserfahrung und seine Menschenkenntnis nutzen. Immerhin ist man kein ausgebildeter Berufsrichter”, erklärt Robert Gunderlach.
Die Verantwortung, die man als Jugendschöffe eingeht, ist sehr hoch. Man kann im Krankheitsfall nicht einfach aussetzen, oder zurücktreten, wenn man keine Lust mehr hat. In der Regel kann nur ein Umzug zu einer Entlassung aus dem Amt führen. Möchte man das Schöffenamt tatsächlich niederlegen, entscheidet das Gericht, ob die Gründe ausreichend sind. Doch in der Regel passiert das nicht. “Immerhin treibt die Bewerber in der Regel ein gewisser Gerechtigkeitssinn an. Sie wollen sichergehen, dass es in den Fällen gerecht zugeht, das sie ein Teil dieser Gerechtigkeit sein können”, so Gunderlach.
Neue Jugendschöffen gesucht

Neue Schöffen werden gesucht. Quelle: www.schoeffenwahl.de
Rhein-Neckar, 14. Januar 2013. (red/pm) Im ersten Halbjahr 2013 werden bundesweit neue Jugendschöffen für eine fünfjährige Amtszeit ab 2014 gewählt. Bewerbungen bei den Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises sind bereits jetzt möglich. Um dieses Ehrenamt auszuüben, ist kein juristisches Fachwissen nötig, Alltags- und Lebenserfahrung sowie Menschenkenntnis sind hingegen von großer Bedeutung.
Information des Landratsamtes Rhein-Neckar:
„Das Wahlverfahren ist bundesrechtlich einheitlich geregelt. Der Jugendhilfeausschuss des Rhein-Neckar-Kreises schlägt dabei doppelt so viele Kandidaten wie an Schöffen benötigt werden dem Schöffenwahlausschuss beim Amtsgericht vor, der in der zweiten Jahreshälfte 2013 aus diesen Vorschlägen die Haupt- und Hilfsschöffen wählen wird. Auf der Vorschlagsliste soll die Bevölkerung möglichst nach Alter, Geschlecht, Beruf und sozialer Stellung abgebildet sein. Organisiert wird die Schöffenwahl im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis von Thomas Holzer, stellvertretender Leiter des Haupt- und Personalamt, und Ulrich Schefcik, Gruppenleiter Jugendgerichtshilfe im Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises.
Gesucht werden Bewerberinnen und Bewerber, die in den Städten und Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises wohnen und am 1. Januar 2014 zwischen 25 und 69 Jahre alt sein werden. Wählbar sind deutsche Staatsangehörige, die die deutsche Sprache ausreichend beherrschen müssen. Wer zu einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Monaten verurteilt wurde oder gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen einer schweren Straftat schwebt, das zum Verlust der Übernahme von Ehrenämtern führen kann, ist von der Wahl ausgeschlossen. Auch hauptamtlich in oder für die Justiz Tätige wie beispielsweise Richter, Rechtsanwälte, Polizeivollzugsbeamte, Bewährungshelfer oder Strafvollzugsbedienstete und Religionsdiener sollen nicht zu Schöffen gewählt werden.
Soziale Kompetenz, Lebenserfahrung und Menschenkenntnis
„Schöffen sollten über soziale Kompetenz verfügen. Das bedeutet, das Handeln eines Menschen in seinem sozialen Umfeld beurteilen können“, beschreibt Ulrich Schefcik die Voraussetzungen. Auch werde von den Bewerbern Lebenserfahrung und Menschenkenntnis erwartet. Darüber hinaus müssen die Schöffen Beweise würdigen können. Schöffen in Jugendstrafsachen sollten in der Jugenderziehung über besondere Erfahrung verfügen. Dieses verantwortungsvolle Amt verlangt in hohem Maße Unparteilichkeit, Selbständigkeit und Reife des Urteils, aber auch geistige Beweglichkeit und gesundheitliche Eignung.
Schöffen sind mit Berufsrichtern gleichberechtigt. Für jede Verurteilung und jedes Strafmaß ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit in dem Gericht erforderlich. „Gegen beide Schöffen kann somit niemand verurteilt werden“, beschreibt Schefcik die große Verantwortung, die dieses Ehrenamt mit sich bringt. Und fügt hinzu, dass den ehrenamtlichen Richtern zudem große Kommunikations- und Dialogfähigkeit abverlangt werde.
Interessenten für das Amt des Jugendschöffen richten ihre Bewerbung bis zum 31. März 2013 an das Bürgermeisteramt ihrer zuständigen Wohngemeinde. Das entsprechende Bewerbungsformular gibt es auf der Homepage des Rhein-Neckar-Kreises unter www.rhein-neckar-kreis.de. Wer sich darüber hinaus über das Schöffenamt informieren möchte, kann dies unter www.schoeffenwahl.de tun.“
Unkomplizierte Behördenauskunft

Alle weiteren Informationen zum deutschlandweiten Behördenservice: www.115.de
Rhein-Neckar, 28. Februar 2012. (red/pm) Der Kontakt zur Kreis-Behörde gestaltet sich in Zukunft für die Bürger im Rhein-Neckar-Kreis einfacher und unkompliziert. Unter der Telefonnummer 115 erhält man zentral Auskunft zu persönlichen Anliegen, ohne zuvor den richtigen Ansprechpartner im Landratsamt recherchieren zu müssen. Der Service ist ab dem 11. Mai 2012 nutzbar.
Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis informiert:
„Wie sind die Öffnungszeiten? Welchen Antrag muss ich stellen? Wer ist zuständig? Mit Hilfe einer Wissensdatenbank beantworten qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im D 115-Service-Center in Ludwigshafen ab dem 11. Mai 2012 auch die Fragen der Anrufer aus dem Rhein-Neckar-Kreis und fungieren als Lotse, damit sich die Bürgerinnen und Bürger bei der Vielzahl von Aufgaben zurechtfinden. Dabei steht der Kundenservice im Vordergrund. Davon konnten sich am vergangenen Mittwoch, 22. Februar 2012, bei einem Besuch im Service-Center in Ludwigshafen Verwaltungsdezernent Hans Werner, der Leiter des Haupt- und Personalamtes, Walter Reichert, der Leiter des Organisationsamtes und der EDV, Gerald Lutz sowie der Projektleiter D 115 im Rhein-Neckar-Kreis, Thomas Holzer, und die Leiterin des Bürgerservice im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Christina Gasafy, überzeugen.
Entlastung trotz Schnellligkeit
„Wer unter der Nummer 115 anruft, erhält von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr eine Auskunft“, so Dezernent Werner. Im Rahmen des bundeseinheitlichen Serviceversprechens sollen 75 Prozent der 115-Anrufe innerhalb von 30 Sekunden angenommen und 65 Prozent gleich beim ersten Kontakt beantwortet werden“, erläutert er weiter. Und Walter Reichert ergänzt: „Wir machen beim Projekt mit, weil wir uns davon auch eine Entlastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Fachämtern der Kreisverwaltung versprechen, die dadurch weniger Anrufe erhalten und sich auf die Sachbearbeitung konzentrieren können.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des D 115-Service-Center in Ludwigshafen beantworten ab dem 11. Mai 2012 auch alle eingehenden Anfragen aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Foto: Silke Hartmann, Landratsamt RNK
Einbindung der Kommunen vorgesehen
„Außerdem ist vorgesehen, diesen zusätzlichen Service noch weiter auszubauen und ihn künftig gemeinsam mit den Städten und Gemeinden des Landkreises anzubieten“, erläutert Thomas Holzer. Hierzu sei eine Anfrage an die kreisangehörigen Kommunen unterwegs. „Den neuen Bürgerservice sehen wir als zentralen Baustein eines groß angelegten länderübergreifenden Modellvorhabens der Metropolregion Rhein-Neckar zur Verwaltungsvereinfachung“, betont Gerald Lutz. Daher würden wir uns sehr freuen, wenn möglichst viele Städte und Gemeinden im Kreis mitmachen würden.
Denn die Rufnummer 115 sorgt für einen direkten Draht zur Behörde und sorgt für mehr Kundenzufriedenheit, waren sich alle einig und freuen sich nun auf die Aufschaltung des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis auf das D 115-Service-Center Ludwigshafen am 11. Mai.“
Regierungskoalition scheitert an Reform der Gewerbesteuer
Berlin/München/Rhein-Neckar, 10. Juni 2011. (red) Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ist die Reform der Gewerbesteuer gescheitert. Die Kommunen können damit vorerst weiter auf ihre wichtigste Einnahmequelle setzen – auch wenn die schwer kalkulierbar bleibt.
Von Hardy Prothmann
Die aktuelle Kritik an der Regierung durch Berlins regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit ist deutlich:
„Vor 15 Monaten hat die Bundesregierung die Gemeindefinanzkommission einberufen, mit dem Ziel, die notleidenden Kommunen zu entlasten. Doch statt über Entlastungen zu reden, verfolgte die Bundesregierung nur das Ziel, die Gewerbesteuer abzuschaffen und so den Kommunen ihre wichtigste Einnahmequelle ersatzlos zu streichen. Eine ordentliche Alternative zum Wegfall der Gewerbesteuer hat die Bundesregierung nie geliefert.“
In diesem Jahr soll es ein Aufkommen von knapp 39 Milliarden Euro aus der Gewerbesteuer für die Kommunen geben. CDU und FDP sowie die Wirtschaftsverbände fordern seit einigen Jahren die Abschaffung der Steuer. Die von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vorgeschlagene Reform, einen Aufschlag auf die Einkommenssteuer zu erheben, wurde abgelehnt. Bereits Anfang Mai hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Jahresversammlung des Deutschen Städtetags eingeräumt, dass eine Abschaffung der Gewerbesteuer nicht möglich sei – jetzt ist auch die Reform offensichtlich vom Tisch.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu:
„Auch diese Reform ist nach Angaben aus Verhandlungskreisen vom Tisch. Damit bleibt als einziger größerer Erfolg der Gemeindefinanzkommission die Zusage Schäubles, dass der Bund den Kommunen künftig die Zahlungen an Ruheständler abnimmt, die gar keine oder eine zur Sicherung des Existenzminimums nicht ausreichende Rente erhalten. Die Ausgaben für die sogenannte Grundsicherung im Alter belasten die Städte und Gemeinden derzeit mit fast vier Milliarden Euro pro Jahr, mittelfristig werden die Kosten aller Voraussicht nach auf sieben Milliarden Euro anwachsen. Schäuble war koalitionsintern vorgeworfen worden, den Kommunen dieses Zugeständnis gemacht zu haben, ohne von ihnen ein Entgegenkommen bei der Gewerbesteuer zu verlangen.“
Die Kommunen sehen sich gerade aber durch „verordnete Ausgaben“ belastet – vor allem im sozialen Bereich. Kommunale Spitzenverbände fordern deshalb seit langem nach dem „Konnexitätsprinzip“: „Wer bestellt, zahlt.“
Die zunehmenden Lasten durch von Bund und Ländern und die finanzielle Auswirkung auf die Kommunen belaste die Haushalte und bedrohe das grundgesetzlich verankerte Selbstverwaltungsrecht.
Die Gewerbesteuer ist zwar die wichtigste Einnahmequelle – aber teils extremen Schwankungen unterworfen. Vor allem große Unternehmen haben in der Vergangenheit „Steuertricks“ genutzt, um ihre Gewerbesteuerzahlung teils auf Null zu drücken.
Jahreshauptversammlung der Freien Wähler Baden-Württemberg

Jahreshauptversammlung der Freien Wähler in Friesenheim - links der Vorsitzende Alexander May. Bild: FW
Hirschberg/Friesenheim in der Ortenau, 23. Mai 2011. (red/pm) Am 14. Mai 2011 haben sich die Freien Wähler Landesverband Baden-Württemberg zur Jahreshauptversammlung im südbadischen Friesenheim in der Ortenau getroffen. Alexander May, Peter Johe und Volker Ehret waren für die Freien Wähler Hirschberg vor Ort. Hauptthema waren die Finanzen, Infrastruktur und interkommunale Zusammenarbeit – die Forderung nach einer Landespartei wurde erneut zurückgewiesen. Der Artikel gibt einen Überblick über die Aufgaben, denen sich die Freien Wähler stellen wollen.
Information der Freien Wähler Hirschberg:
„Neben den üblichen Wahlen und Berichten wurden zwei Hauptvorträge gehalten – vom wiedergewählten Landesvorsitzenden Heinz Kälberer und dem Gastredner Helmut M. Jahn, Landrat des Hohenlohe Kreises.
Rede von Landrat Jahn, Hohenlohe Kreis
Landrat Jahn unterstützte die Forderung der Freien Wähler, Bürgermeister müssten weiter in die Kreistage wählbar bleiben. Ihr Fachverstand und Kenntnis der Kreisgemeinden seien die Arbeit in den Kreistagen wichtig. Für die Volkswahl der Landräte sei sein Verband offen.
Die 35 Landkreise seinen gut arbeitsfähig und erfolgreich. Eine Änderung in Regionalkreise brächten keine Vorteile auch wenn diese Aufgaben der Regierungspräsidien übertragen bekämen.
Ein Delegation von Aufgaben der Kreise an größere Gemeinden würden eine Gemeindereform auslösen, die niemand wolle und die politische Probleme auslösen würde.
Die Finanzen der Landkreise würden zu einem immer größeren Problem. Die Steuerkraft der Landkreise würden nur um 1 % steigen, die Sozialausgaben aber um jährlich 4-5 %. In 10 Jahren seien die Sozialabgaben um 56 % gestiegen. Eine Korrektur dieser Entwicklung sei erforderlich.
Der demografische Wandel würde vor allem in ländlichen Bereich Arbeitskräftemangel auslösen. Die ärztliche Versorgung vor allem im ländlicher Raum würde zum Problem werden. Dem können nicht durch eine finanzielle Beteiligung der Kommunen an der Sicherung der ärztlichen Versorgung begegnet werden. Diese sei Aufgaben der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenkassen. Mehr Ausbildung von Allgemeinmedizinern sein eine Aufgabe des Landes an den Universitäten.
Trotz Konzentration der Aufgaben und Kooperation unter den Kliniken seinen vor allem Kliniken im ländlichen Raum von einer Unterfinanzierung bedroht die nur durch eine Neuregelung der Krankenhausfinanzierung durch den Bund entschärft werden könne. Das Land müssen den
Investitionsstau von einer Milliarde Euro dringend auflösen.
Zur Daseinsvorsorge der Gemeinden und Landkreise gehören auch nach Auffassung der EU die Wasserversorgung, die Abwasserversorgung, die Energieversorgung und die Abfallbeseitigung.
Die geplante Änderung der Abfallrechts durch den Bund, nach der noch mehr Einschränkungen der öffentlichen Entsorgung der Haushaltsmülls und des hausmüllähnlichen Gewerbemülls geplant seine, müsse gestoppt werden. Die Ausklammerung der verwertbaren Anteile aus der öffentlichen Müllentsorgung zu Gunsten der privaten Entsorger würde die öffentlichen Abfallgebühren zu Lasten der Bürger steigen lassen.
Rede vom Vorstand des Landesverbands, Heinz Kälberer
Heinz Kälberer ging in seinem Grundsatzreferat auf die Finanzen der Kommunen ein. Die Landesregierung müsse ureigenstes Interesse an einer guten Finanzlage der Kommunen haben, denn nur, wenn es vor Ort gut funktioniere, seien die Menschen – auch mit der Landesregierung – zufrieden. Die Freien Wähler würden so rasch wie möglich das Gespräch mit der Grün-Roten Landesregierung suchen und ihre Vorstellungen vortragen.
Dabei gehe es vor allem darum, dass sie eingebunden sein wollen, wenn es um kommunale Themen geht. Die Freien Wähler wollen mitgestalten für die Menschen vor Ort. Landesweit seien die Freien Wähler als die stärkste Kraft aus der Kommunalwahl 2009 hervor gegangen. In den Kreistagen seien sie landesweit die zweitstärkste Kraft nach der CDU. Dies führte Kälberer auf das hohe Ansehen der Kandidatinnen und Kandidaten, auf die Tatsachen, dass alle Berufsgruppen vertreten seien und keine Ideologien und kein Dogmatismus bestünden, zurück.
Die Freien Wähler würden im übrigen in den Gemeinderäten und in den Kreistagen vernünftige Entscheidungen nach Abwägung treffen. Kälberer verurteilte die Absicht, Bürgermeister nicht mehr in die Kreistage wählen zu lassen. In den Kreistagen würden kommunale Fragen entschieden werden, wer sei denn dafür kompetenter als die Bürgermeister.
Er wiederholte die dringende Notwendigkeit, das Konnexitätsprinzip (wer bestellt, der bezahlt) einzuhalten. Dies sei in der Verfassung verankert. Im Vorfeld der Landtagswahlen hätten sowohl Grüne als auch SPD bekräftigt, den Kommunen mehr Geld für zusätzlich übernommene Aufgaben zu geben.
Der ländliche Raum sei in einem Flächenland so wichtig wie die Großstadt. Die ärztliche Versorgung und die Breitbandverkabelung seien z.B. wichtige Punkte, bei denen es großen Handlungsbedarf gebe.
Die Förderung des ÖPNV sei richtig und wichtig, aber es müssten auch weiter neue Straßen – auch Ortsumfahrungen – gebaut werden. Käfer seien nicht wichtiger als der Mensch. In diesem Zusammenhang deutete Kälberer an, dass er sich eine Autobahnmaut für PKW vorstellen kann.
Im Wohnbaubereich hält er die Verdichtung in Ortskernen für richtig, aber es müssten auch Neubaugebiete möglich sein. Immer wieder betonte er, dass bei allen Entscheidungen sachgerecht und nicht dogmatisch vorgegangen werden müsse. Dies gelte auch für die Frage, ob Mietwohnraum stärker als Wohnraum in Eigentum zu fördern sei.
Kälberer warnte davor, landesweit Regionalversammlungen wie in Stuttgart einzurichten. Die interkommunale Zusammenarbeit müsse dagegen ein Ziel sein, um Kosten einzusparen (gemeinsames Schwimmbad, gemeinsame Gewerbegebiete). Beim seit langem gewollten Bürokratieabbau müssten künftig auch beispielsweise Handwerksmeister beteiligt werden, sie würden am besten die aufgeblähte Bürokratie kennen und Vereinfachungsvorschläge einbringen können.
Für die Gemeinderatsarbeit gab er den Mandatsträgern mit auf den Weg, den Bürgerinnen und Bürgern die Wahrheit zu sagen. Dazu gehöre beispielsweise beim Thema Einzelhandelsförderung auch die Frage, wo der/die Einzelne einkaufe, beim Einzelhändler um die Ecke oder im großen Supermarkt auf der grünen Wiese.
Am 24. April 2012 wird die nächste Versammlung in Wernau (bei Esslingen) stattfinden. Der stellvertretende Landesvorsitzende Jürgen Schmitt (Bürgermeister von Plankstadt) berichtete von internen Sitzungen (viel Betrieb in 2010) und empfahl die Vorschläge des Landesverbandes zu eigenen Pressemitteilungen zu machen, damit sie in der lokalen Presse Eingang fänden.
Geschäftsführer Hiller stellte nochmals die Ablehnung der Freien Wähler als Partei heraus, vor Ort sollte auch entsprechende Abwehr erfolgen. Der Landesverband sei gerne bereit, zu Grundsatzfragen und rechtlichen Fragen Stellung zu nehmen. Der Kassenbericht und der Bericht der Kassenprüfer ergaben keine Beanstandungen. Bei der Aussprache wurde von einem Teilnehmer nochmals das Thema „Teilnahme an den Landtagswahlen“ angeschnitten. Er bat nochmals um Prüfung. Dabei stellte sich heraus, dass er kein, beim Landesverband gemeldetes Mitglied ist. Kälberer antwortete sehr deutlich, dass die Entscheidung in 2010 mit überwältigender Mehrheit gegen eine Beteiligung gefallen sei und dabei sollte es bleiben. Die Entlastung des Vorstands erfolgte mit einer Gegenstimme.
Danach wurde eine Schiedsgerichtsordnung verabschiedet. Bei den Neuwahlen wurde für die Wahl zum Landesvorsitzenden geheime Wahl beantragt, Heinz Kälberer wurde bei 8 Enthaltungen mit überwältigender Mehrheit gewählt. Die übrigen Vorstandsmitglieder wurden einzeln oder in Blockwahl offen gewählt. Dabei fiel auf, dass die zwei Stellvertreter (u.a. Jürgen Schmitt) auch einige Gegenstimmen hinnehmen mussten, der restliche Vorstand wurde einstimmig gewählt.“
Auftragsboerse.de trifft auf große Resonanz – Anpassung für Kommunen schwierig
Guten Tag!
Hirschberg/Rhein-Neckar, 12. Januar 2011. Mit Auftragsboerse.de hat sich im Rhein-Neckar-Kreis eine großartige Möglichkeit aufgetan, bei der Kommunen und Unternehmer im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen zueinander finden können. Auch die Gemeinde Hirschberg nimmt an der Auftragsbörse teil. Leider noch nicht so richtig. Obwohl es um um bedeutende Einsparungen gehen kann.
Von Christian Mühlbauer
Über sieben Millionen Euro kostet das Kommunale Hilfeleistungszentrum in Hirschberg. Für die kleine Bergstraßen-Gemeinde ein Mega-Projekt.
Aufgrund dieser Summe ist eine öffentliche Ausschreibung des Bauprojekts gesetzlich vorgeschrieben. Unternehmer können dann ihre Preisangebote abgeben. In der Regel gewinnt der, der das günstigste Angebot abgibt – vorausgesetzt, man erreicht ihn auch.
Das Online-Portal „Auftragsboerse.de“ der Metropolregion Rhein-Neckar-Kreis hat sich zum Ziel gesetzt, das „Zusammenfinden“ von Kommunen und Unternehmern zu erleichtern.
Seit das Portal vor einem Jahr gestartet ist, hat sich viel getan. Wie Fabian Ebert von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH erklärt, sind immer mehr Kommunen und Unternehmer auf die „Auftragsboerse“ zugekommen. Infolge dessen seien auch immer mehr Ausschreibungsverfahren über das Portal abgewickelt worden. Insgesamt betrachtet ist die Entwicklung „sehr gut“ verlaufen, so Ebert.

Gute Idee - die Umsetzung ist noch holprig. Quelle: auftragsboerse.de
Um „Kosteneinsparungen“ geht es bei der Auftragsbörse eigentlich nicht. Es ist nicht das Ziel, durch den direkten elektronischen Draht eventuell Stellen einzusparen oder dergleichen. Vielmehr geht es darum, dass Kommunen und Unternehmer leichter zueinanderfinden sollen. Bisher funktioniert dies auch sehr gut.
Man darf aber auch nicht vergessen, so Ebert, dass die Teilnahme an der „Auftragsboerse“ nicht gleich bedeutet, dass alle Aufträge dort auch eingestellt werden. Die klassische öffentliche Ausschreibung via Anzeigen wird nach wie vor häufig genutzt. Natürlich können die Kommunen die Ausschreibungen auch bei der „Auftragsboerse“ einstellen. Sie müssen aber nicht.
Hirschberg ist „engagiert“ mit dabei – aber es braucht Zeit.
Die Gemeinde Hirschberg nimmt auch an der Auftragsboerse teil. Ein sinnvoller Schritt, der bedauerlicherweise noch etwas stolprig ist. Auf Anfrage konnte uns Herr Ebert nicht bestätigen, ob das Kommunale Hilfsleistungszentrum auch in der Auftragsboerse ausgeschrieben ist. Man müsse das Ganze jedoch differenziert betrachten.
Hirschberg sei engagiert, das Angebot der Auftragsboerse zu nutzen. Diesbezüglich sei man schon weit integriert. Insgesamt sei es jedoch ein umfangreicher Prozess für die Kommunen, sich auf ein derartiges Angebot einzulassen.
Sehr kleine Kommunen hätten das rasch erfolgreich geschafft. Bei manchen größeren gibt es noch Probleme. Hirschberg plane jedoch ein intensivere Nutzung, so Ebert. So sollen zukünftig auch Ausschreibungen im Tiefbaubereich an die „Auftragsboerse“ vermittelt werden.
Nicht vergessen dürfe man außerdem, dass manchmal auch nur bestimmte Ausschreibungen bei der „Auftragsboerse“ eingestellt werden. Insbesondere wenn es um „elektronische“ Sachen gehe, werde die Auftragsboerse häufig genutzt.
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