Sonntag, 19. Juni 2022

Video-Interview mit Rebecca Harms: „Jede Notabschaltung ist eine Extremsituation.“


Rebecca Harms vor dem atomaren Endlager in Gorleben.

Guten Tag!

Rhein-Neckar/Gorleben, 14. MĂ€rz 2011. Rebecca Harms hat 1977 die BĂŒrgerinitiative gegen das atomare Endlager in Gorleben mitgegrĂŒndet. Die Fraktionsvorsitzende der GrĂŒnen im EuropĂ€ischen Parlament nimmt im Video-Interview Stellung zu den atomaren Havarien in Japan und zur „Sicherheit von Kernkraftwerken“.

Info:
Rebecca Harms ist Ko-Vorsitzende der grĂŒnen Fraktion im EuropĂ€ischen Parlament. Sie arbeitet als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss fĂŒr Industrie, Forschung und Energie und als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss fĂŒr Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit. Außerdem ist sie Mitglied der Delegation im Parlamentarischen Kooperationsausschuss EU-Ukraine.

http://rebecca-harms.de

Das Video wurde durch wendland-net.de zur VerfĂŒgung gestellt. Wendland-net.de ist wie unsere Redaktion Mitglied bei istlokal.de, einem neuen Netzwerk lokaljournalistischer Angebote im Internet. Insgesamt hat das Netzwerk istlokal.de deutschlandweit bislang rund 50 Mitglieder.
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Wie war das damals mit Tschernobyl?


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 14. MĂ€rz 2011. Unser Gastautor Carsten Stoffel erinnert in seinem Beitrag an den Super-Gau von Tschernobyl, der sich vor fast 25 Jahren ereignete. Der katastrophale Unfall war eine der bislang fĂŒrchterlichsten Umweltkatastrophen der Neuzeit. Ein RĂŒckblick.

Am 26. April 1986, vor fast 25 Jahren, ereignete sich durch eine Kernschmelze in Block 4 des Reaktors von Tschernobyl eine der bislang grĂ¶ĂŸten atomaren UnfĂ€lle. Aufnahme 2006. Bild: Wikipedia, Carl Montgomery

Von Carsten Stoffel

Es war Samstag, der 26. April 1986, der als schwarzer Tag in die Geschichte der Welt eingehen sollte. Bereits am Vortag hatte diese unglĂŒckliche Verkettung von UmstĂ€nden begonnen.

Es sollte der Stromausfall der KĂŒhlsysteme des Reaktors simuliert werden. Jene Situation, die wir derzeit im Atomkraftwerk Fukoshima erleben.

„Bedienfehler“ löst die bislang schlimmste atomare Katastrophe aus.

Grund fĂŒr uns einmal zurĂŒck zu blicken. Am 26. April 1986 um 1:23 Uhr passiert nach einem Bedienungsfehler das Unfassbare. In Block 4 des Kernkraftwerks, nahe der Stadt Tschernobyl, kommt es zu einer folgenschweren nuklearen Kettenreaktion.

Der 1000 Tonnen schwere Deckel des Reaktorkerns, sowie das Dach des ReaktorgebÀudes, werden durch die Wucht der Detonation weggerissen. Radioaktive Strahlung kann ungehindert in die AtmosphÀre gelangen.

Vertuschung statt AufklÀrung.

Die damaligen, kommunistischen Machthaber in Moskau versuchen den Vorfall herunter zu spielen. Mit primitiv anmutenden Methoden wurde versucht, den Schaden zu begrenzen.

Von den damals eingesetzten Helfern vor Ort sollen 1000 Personen bereits am ersten Tag einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt worden sein. Erst einen Tag spÀter begannen die kommunistischen Machthaber damit, die in der nÀhe gelegene Stadt Prypiat zu evakuieren.

Am 28. April wurde man erstmals in Schweden auf eine erhöhte Strahlung aufmerksam. In einem Schwedischen AKW wurde Strahlungsalarm ausgelöst. Als fest stand, nicht fĂŒr die erhöhte Strahlung verantwortlich zu sein, kam aufgrund der Windrichtung schnell die damalige Sowjetunion in Verdacht.

Erst am 30. April 1986 zeigte die ARD-Tagesschau ein durch die Sowjets retuschiertes Foto vom UnglĂŒcksreaktor.

Detuschland und Europa betroffen.

Durch den „unglĂŒcklicherweise“ anhaltenden Ostwind war auch Deutschland und der Rest der heutigen EU von den Folgen des ReaktorunglĂŒcks betroffen.

Karte der kontaminierten Gebiete nach dem Reaktorunfall - in Japan droht der Super-Bau in mindestens drei Reaktoren. Klicken Sie auf das Bild fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere Darstellung. Quelle: Wikipedia/Sting

Damals beherrschte die Angst um verseuchte Lebensmittel Wochen lang die öffentliche Debatte. Es wurde empfohlen, Äcker mit Saat und FrĂŒchten umzupflĂŒgen. SpielplĂ€tze wurden gesperrt und der Sand der SandkĂ€sten auf SpielplĂ€tzen ausgetauscht.

KleingĂ€rtner wurden aufgefordert, nichts aus ihrem Garten zu essen, da die FrĂŒchte möglicherweise mit CĂ€sium 135 belastet hĂ€tten sein können.

Die Rewe-Gruppe vernichtete damals Lebensmittel im Wert von drei Millionen DM, die unverkÀuflich waren.

Angebliche „Übergangstechnologie“.

Politiker ĂŒberschlugen sich damals mit ErklĂ€rungen zur Kernenergie, und dem Ausstieg aus dieser Technologie, die bereits 1986 von den Spitzen der FDP und CDU als Übergangstechnologie bezeichnet wurde. Als direkte Folge wurde das Ministerium fĂŒr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gegrĂŒndet.

Obwohl es bereits vor Tschernobyl Pannen im Umgang mit der Atomkraft gegeben hatte, war der Super-Gau von Tschernobyl eine ZĂ€sur, die unter anderem dafĂŒr sorgte, dass die Anti-Atomkraftbewegung mehr und mehr Zulauf bekam.

Info:
Carsten Stoffel ist Redaktionsmitglied von solinger-bote.de und Mitglied im Netzwerk istlokal.de.
Das Netzwerk istlokal.de hat sich im Dezember 2010 gegrĂŒndet und befindet sich im Aufbau. Fast 50 „Blogs“ und „Internet-Zeitungen“ aus ganz Deutschland beteiligen sich bereits an diesem Projekt, das den Lokaljournalismus fördern will.
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Hardy Prothmann, verantwortlich fĂŒr dieses Blog, ist GrĂŒndungsmitglied von istlokal.de.