
Hinter dieser Mauer sollen vier Wohneinheiten entstehen. Foto: Hirschbergblog.
Hirschberg, 14. September 2012. (red/sap) Im Rahmen des Verfahrens zur Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Breitgasse/Drittelsgasse“ wurden mehrfach Bedenken aus klimatologischer Sicht geĂ€uĂert. Diplom-Geograf Achim Burst stellte in der Sitzung des ATUs das Klimagutachten vor und beantwortete Fragen aus den Reihen des Gremiums.
Von Sabine Prothmann
Zur Beurteilung, inwieweit das Vorhaben tatsÀchliche klimatologische Auswirkungen hat, lieà die TreuGrund BautrÀgergesellschaft Heddesheim ein Klimagutachten erstellen, welches bereits vorgelegt wurde.
Da die Verwaltung gerade dieses Thema im Verfahren als besonders wichtig erachtet, hat man sich dazu entschieden, den Ersteller des Gutachtens, den Diplom-Geograf Achim Burst, von der beauftragten Firma Ăkoplana zur ErlĂ€uterung der Inhalte einzuladen.
Eingangs erinnerte BĂŒrgermeister Just an die Vorgeschichte: In der Breitgasse/Drittelsgasse sollen vier HĂ€user mit 14 Wohneinheiten entstehen, dafĂŒr wurde ein vorhabenbezogener Bebauungsplan vorgelegt.
Zwischen MĂ€rz und April diesen Jahres hatte eine Offenlage des Bauvorhabens stattgefunden. Die EinwĂ€nde der Bevölkerung und der GLH konzentrierten sich zum einen auf die Höhe der Bebauung (bis zu 12,81 Meter), die MassivitĂ€t und die damit verbundene Versieglung. Zudem wurde kritisiert, dass das Ortsbild negativ beeinflusst wĂŒrde, da die Bebauung von der Breitgasse abrĂŒcke. Ein weiterer Kritikpunkt war die mutmaĂliche BeeintrĂ€chtigung der innerörtlichen BelĂŒftungsschleuse.
Die EinwĂ€nde fĂŒhrten dazu, dass die Höhe der Bebauung um einige Zentimeter nach unten korrigiert wurde und der BautrĂ€ger ein klimökologisches Gutachten erstellen lieĂ.
Eine verkĂŒrzte Offenlage erfolgte dann nochmals vom 2. bis zum 16. Juli 2012.
Der Diplon-Geograf Achim Burst erklĂ€rte, „wir haben viel Erfahrung mit Untersuchungen entlang der BergstraĂe“. Ăkoplana habe schon eine Klimastudie fĂŒr die Metropolregion erstellt. Das Klimagutachten reiche von der Bestandaufnahme bis zum Simulationsprogramm. GroĂsachsen sei durch die Talabwinde sehr begĂŒnstigt, die Kalt- und Frischluft vom Odenwald in den Rheingraben fĂŒhre.
Die Lufttemperatur werde maximal um 0,8 Grad steigen, dies sei ein Wert, der kaum zu spĂŒren ist. Dies habe kaum Auswirkungen auf das Bioklima in GroĂsachsen.
„Die thermische Zusatzbelastung ist rĂ€umlich eng begrenzt und ĂŒberschreitet bei BerĂŒcksichtigung grĂŒnordnerischer Festsetzungen nicht das ortstypische MaĂ“, erlĂ€uterte Burst und sieht damit keine Probleme fĂŒr das ortsspezifische Strömungssystem:
Es ist nicht mit weitreichenden negativen Effekten fĂŒr den Kaltluftabfluss aus dem Odenwald zu rechnen.
Denn eine Kaltluftsimulation hatte ergeben, dass die geplante Bebauung das Kaltluftstromvolumen nur um rund fĂŒnf Prozent reduzieren werde. Maximal komme es zu einer geringen AbschwĂ€chung von 6,6 Prozent, die sei jedoch akzeptabel.
Eva- Marie Pfefferle (SPD) wollte wissen, ob der 250 Meter entfernte Kindergarten BeeintrĂ€chtigungen zu erwarten habe. Burst erklĂ€rte, dies sei eindeutig nicht der Fall, „tagsĂŒber ist gar nichts zu spĂŒren“, nachts könne es zu geringen Auswirkungen kommen.
Das beratende Mitglied Egon MĂŒller (GLH) kritisierte, dass man jetzt nur ein kleines Gebiet von 2,5 Hektar untersucht habe:
Sollte man nicht ein gröĂeres Gebiet untersuchen?
Und wie schaue es mit dem Baugrund auĂenherum aus, wenn weitere Nachbarn bauen wollten? MĂŒsste man dies dann ablehnen? Und wo befindet sich fĂŒr die Untersuchungen der Nullpunkt beim Kaltluftstromvolumen? Bei welchem Ist-Zustand wĂŒrde man bei einem weiteren Gutachten ansetzen?
„Eine gröĂeres Gebiet zu untersuchen war nicht unsere Aufgabenstellung“, entgegnete Burst. Das SchlieĂen einzelner BaulĂŒcken hĂ€tte nur einen marginalen Einfluss, anders sehe es bei einer groĂflĂ€chigen Bebauung aus.
BĂŒrgermeister Manuel Just fĂŒhrte an, dass die Gemeinde die Planungshoheit fĂŒr weitere Bauvorhaben inne habe.
„Das Ergebnis hĂ€ngt immer von der Fragestellung ab“, sagte Egon MĂŒller.
Gemeinderat Fritz Bletzer (FW) war mit den AusfĂŒhrungen des Gutachters zufrieden:
Sie beruhigen mich, ich hab‘ mir schon Gedanken gemacht, ob GroĂsachsen zur Steppe wird.
„Mich beunruhigt das schon“, widersprach Karl-Heinz Treiber (GLH) und erinnerte nochmals an den nicht festgesetzten Ist-Zustand.
Die BeeintrĂ€chtigungen von höchstens 6,6 Prozent seien nur im unmittelbaren Bereich zu spĂŒren, bemerkte nochmals Gemeinderat Peter Johe (FW).
Das beratende Mitglied Ulrich Schulz (SPD) hielt eine Zementierung eines Eckpunkts fĂŒr wichtig, hieran könne sich die Gemeinde orientieren.
GroĂsachsen und Leutershausen seien bevorzugt durch die Hanglage, sagte Burst, meinte aber auch, ein Leitbild sei fĂŒr spĂ€tere Entwicklungen sinnvoll, damit man wisse „wohin die Reise geht“.
Auf weitere Einwendungen der GLH entgegnete Burst:
Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, je weniger, je niedriger ich baue, umso weniger Auswirkungen habe ich.
Just kĂŒndigte an, dass das Bauvorhaben Breitgasse/Drittelsgasse am 25. September auf der Tagesordnung des Gemeinderates stehe.
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