Mittwoch, 08. Juni 2022

Schnelles Internet ist einer der wichtigsten Standortfaktoren für die Wirtschaft

Standortfaktor: Datenautobahn

Rhein-Neckar, 10. Oktober 2014. (red/ms) Die Datenautobahnen Deutschlands sind eine riesengroße Baustelle: Vielerorts ausbaufähig und gerade in ländlichen Gegenden oft in einem katastrophalen Zustand. Langsame Internetverbindungen drosseln den Datenverkehr und bremsen die Wirtschaft aus – oft mit schwerwiegenden Folgen. Denn für viele Betriebe ist das Internet inzwischen mindestens genauso wichtig wie gute Straßen. Doch die Politik hat das lange Zeit verschlafen: Wegen mangelhafter Anschlüsse erleiden derzeit fast zwei Drittel der Unternehmen in Baden-Württemberg Produktivitätsverluste und Wettbewerbsnachteile. Mehr als 15 Prozent denken deswegen sogar über einen Standortwechsel nach. [Weiterlesen…]

Echtzeitinformationstafeln im gesamten RNV-Gebiet ausgefallen

Defekte Anzeigentafeln: Ursache unklar

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Mannheim/Rhein-Neckar, 18. September 2013. (red/ld) Die Anzeigetafeln an den Bus- und Bahnhaltestellen der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (RNV) sind kaputt. Eigentlich sollten sie den wartenden Fahrgästen anzeigen, wie lange sie noch auf ihre Straßenbahn warten müssen. Seit gut einer Woche steht dort aber nur „Bitte Fahrplan beachten“ – oder sie sind ganz ausgeschaltet. Die RNV sucht gemeinsam mit dem Hersteller des Systems nach dem Fehler. Bisher ohne Ergebnis. [Weiterlesen…]

Mindestlohn von 8,50 Euro bei öffentlichen Aufträgen

Tariftreuegesetz in Baden-Württemberg beschlossen

Rhein-Neckar, 11. April 2013. (red/pm) Am Dienstag hat der Landtag in zweiter Lesung das Tariftreue- und Mindestlohngesetz für öffentliche Aufträge (LTMG) beschlossen. „Für Beschäftigte, die Kommunen und letztlich auch das Land haben wir mit der erfolgreichen Umsetzung dieses Vorhabens verlässliche Bedingungen für effizientes und faires Wirtschaften geschaffen“ zeigte sich der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen Uli Sckerl erfreut. [Weiterlesen…]

Zeitgemäßes Design, "neue Maßstäbe" (bisher) Fehlanzeige

Ländle mit neuer Homepädsch

Rhein-Neckar, 04. Februar 2013. (red/zef) Seit dem 01. Februar 2013 hat das Land Baden-Württemberg eine neue Online-Plattform. Die Homepage soll neue Maßstäbe setzen, damit „sich die Bürgerinnen und Bürger mit Politik auseinandersetzen“, sagt die Silke Krebs, Ministerin im Staatsministerium. Wir haben uns die Seite angeschaut: „Neue Maßstäbe“ gilt im Vergleich mit der alten Seite bestimmt, das Design ist frisch und modern – inhaltlich und konzeptionell kann die Seite aber durchaus noch zulegen. Immerhin: In den ersten drei Stunden nach dem Start am 1. Februar haben bereits 2.500 Menschen insgesamt 15.000 Seiten aufgerufen – und das innerhalb von drei Stunden.

Von Ziad-Emanuel Farag

Oben sind die fünf strukturierenden Elemtente zu sehen, darunter der anschauliche Slider mit aktuellen Artikeln. Quelle: www.baden-wuerttemberg.de

 

Sofort sticht der ansprechende Slider ins Auge. Dieser präsentiert aktuelle politische Themen anschaulich. Hier kommen nicht nur Artikel, sondern auch andere Medien wie Videos oder Fotostrecken zum Einsatz  Aktuelle Beispiele wären: Ein Zeitstrahl darüber,was die grün-rote Landesregierung bisher geleistet hat, die Ganztagsschule oder die Bildungsgerechtigkeit. Man kann den Slider automatisch die Artikel abspielen lassen oder einfach bequem per Pfeil in der Mitte oder der Navigationsleiste unten wechseln.

Besonders brisant wirkt der „transparente Landeshaushalt“. Hier gibt es zwar viel Zahlenwerk: Das Regierungspräsidium Stuttgart erhält 8,4 Millionen Euro für Bundesautobahnen, während Kalrsruhe 4,4 Millionen Euro erhält . Viele Fragen bleiben hier aber völlig unbeantwortet: Wieviel Geld wird in welche Autobahnen investiert? Da stehen viele Zahlen – ohne weitere Informationen sind sie kaum zu nutzen. Da steht gar nichts! Bei den Hochschulen ist der Landeshaushalt auch sehr pauschal: Einzeln aufgeschlüsselt werden die aktuellen Zuwendungen für Baumaßnahmen. Über die Verteilung der restlichen 336 Millionen Euro erfährt man nichts. Bloß keine Verteilungskritik riskieren, scheint hier die Devise zu lauten. Der „transparente Landeshaushalt“ verspricht mehr als er hält. Die Bedienung ist zudem äußerst umständlich.

Die Seite unterteilt sich ingesamt in fünf Rubriken: “Unser Land”, “Regierung”, “BW gestalten” “Service” und “Beteiligungsportal”. Die ersten vier ermöglichen eine einfache Orientierung. Legt man den Cursor auf einer dieser Buttons, wird eine umfangreiche, aber übersichtliche Auflistung der Unterpunkte angezeigt. In der Rubrik „Regierung“ gelangt man schnell zu Vorstellungen der Regierungsmitglieder und ihrer Ministerien. „Unser Land“ bietet einen Überblick über alles Erdenkliche zu Baden-Württemberg. Geschichte, Geografie, Landesverfassung, ein Quiz zur Unterhaltung, Traditionen, hier ist alles dabei.

„BW gestalten“ erklärt, wie Baden-Württemberg künftig aussehen soll:  „Erfolgreiches Baden-Württemberg“ (Wirtschaftspolitik), „Schlaues Baden-Württemberg“ (Bildungspolitik), „Nachhaltiges Baden-Württemberg (Energiepolitik)“, „Bürgernahes Baden-Württemberg (Bürgerbeteiligung und Integration)“ und „Gerechtes Baden-Württemberg (Gleichstellung, Inklusion, Gesundheitspolitik)“. Dies liest sich aber zunehmend fade, irgendwann hat man dann genug von Baden-Württemberg. Wenigstens fasst die Landesregierung hierbei ihre politischen Ziele unter wenigen, verständlichen Schlagworten zusammen. In der Rubrik „Service“ erhält der Leser viele Informationen, um Kontakt zu Ämtern aufzunehmen, sich einen Überblick über Publiktationen zu verschaffen oder einfach einen Ansprechpartner zu erhalten.

Die Detailansicht in den einzelnen Rubriken. Quelle: www.baden-wuerttemberg.de

 

Das „Beteiligungsportal“ schließlich soll künftig “Mehr Demokratie klicken” gewährleisten. Dem müssen jedoch außer bloßen Ankündigungen Taten folgen. Dafür gibt es bereits auf der Startseite einen Textkasten, in dem man schnell eine Frage an die Landesregierung eintippen kann. Wir haben diese Funktion mit einer Frage am Freitag selbst getestet. Bis heute, den 04. Februar 2013, 17:00 Uhr haben wir noch keine Antwort erhalten.  Am, Dienstag, den 05. Februar, wurde sie um 14:43 beantwortet.

Wir erinnern uns: Baden-Württemberg soll gerecht werden. „Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft. Deshalb bauen wir Barrieren und Benachteiligungen ab.“ Nirgendwo geht das schneller und einfacher als online. Eine Seite, die möglichst alle mit Behinderungen leicht nutzen können, ist unverhandelbar: Nirgendwo gibt es so wenige Barrieren wie am eigenenen Rechner. Hier scheitert die neue Homepage aber: Einige Artikel können zwar vorgelesen werden. Dies geschieht jedoch so blechern, dass man dem nicht folgen kann. Wenn doch, würde man es nicht wollen. Mit den verbreiteten Lesegeräten für Blinden fällt es diesen also deutlich einfacher, sich zu informieren. Der Button dafür ist viel zu klein. Sehbehinderte dürften ihn nicht ausmachen können. Hier wäre es ratsam, die entsprechende Funktion in der Zeile der Überschrift zu platzieren anstatt neben der Unterüberschrift.

Die Vorlesefunktion ist in dieser Zeile nur schwer zu sehen. Quelle: www.baden-wuerttemberg.de

 

Der neue Maßstab muss also noch ordentlich Maß nehmen, um tatsächlich überzeugen zu können. Immerhin, ein Anfang ist gemacht und man darf gespannt sein, was noch folgt.

Wie aus dem Heddesheimblog ein Netzwerk geworden ist

Mit einer Recherche hat alles angefangen…

Das war das "erste" Heddesheimblog - als Unterseite von blogger.de

 

Heddesheim/Rhein-Neckar, 07. Mai 2012. (red) Vor drei Jahren ist das Heddesheimblog.de gestartet. Zunächst als privates Blog, auf dem der Journalist Hardy Prothmann als Bürger seine Gedanken und Recherchen wegen einer umstrittenen Logistik-Ansiedlung veröffentlicht hat. Das Heddesheimblog hat sich in der Branche schnell einen Namen gemacht – als Zukunftsmodell für einen modernen Lokaljournalismus. Mittlerweile ist daraus ein Blog-Netzwerk geworden – nicht nur in Nordbaden.

Von Hardy Prothmann

Im Frühjahr 2009 war aus Sicht des Mannheimer Morgens die Welt mehr als in Ordnung. Das Viernheimer Logistik-Unternehmen „Pfenning“ plante eine angebliche 100-Millionen-Euro-Investition in dem beschaulichen Dorf. Bis zu 1.000 Arbeitsplätze, Gewerbesteuer in Hülle und Fülle, ein glücklicher Bürgermeister – die (bis dato nicht gefährdete) Zukunft des Dorfes ist gerettet. So die Botschaft der Zeitung.

Schlechter Zeitungsjournalismus als Anlass

Mir ist selten eine so unkritische Hofberichterstattung untergekommen. Kritische Fragen? Recherchen? Nichts davon war bei dieser Jubelberichterstattung zu erkennen, geschweige denn zu erahnen.

Auch die ARD ist bereits auf das Heddesheimblog aufmerksam geworden. (Klick auf das Bild führt zum Artikel)

Weil ich als Bürger in Heddesheim selbst vom starken Verkehrsaufkommen betroffen war, fing ich an, ein wenig zu recherchieren. Als erstes im Archiv des Mannheimer Morgens – so wie eigentlich ein Redakteur der Zeitung eine Recherche beginnen sollte. Und ich wurde fündig: Rund drei Dutzend Artikel gab das Online-Archiv her. Alle negativ über dieses „Familienunternehmen Pfenning“, das ohne jeden Bezug zu den kritischen Berichten als „Heilsbringer“ für Heddesheim gefeiert wurde.

Wohin mit meinen Recherchen? Dem Mannheimer Morgen als „Thema“ anbieten? Sicher nicht. Ich habe meine Texte zunächst bei blogger.de (siehe Foto oben) eingestellt. Der erste Text erschien am 28. Aprl 2009: „Alles gut oder alles schlecht mit Pfenning in Heddesheim?“ Und ist nach wie vor sehr lesenswert.

Großes Interesse – wachsende Zugriffszahlen

Die Zugriffszahlen gingen binnen weniger Tagen so schnell nach oben, dass die Seite oft nicht erreichbar war. Ich mietete deswegen eigenen Speicherplatz und veröffentlichte auch andere lokale Nachrichten.

Auch das fand Interesse und Anklag und nach wenigen Wochen reifte die Idee, ob es nicht möglich wäre, eine eigene Lokalzeitung im Internet zu gründen. Ich hatte schon von ähnlichen Projekten gehört, aber das waren oft nur „Versuche“.

Ich versuchte mit. Die erste Erfahrung war: „Mein“ Journalismus war in der nordbadischen Provinz eine Zumutung. Es enstanden schnell zwei Lager: Die einen jubelten, die anderen kotzten. Auch, weil ich kurz nach dem Start vom Heddesheimblog in den Heddesheimer Gemeinderat gewählt worden war – diese Funktion habe ich nach einem Umzug nach Mannheim aufgeben müssen.

Auch wir sind Gegenstand von Berichterstattung - gut 300 Berichte wurden über das Konzept und die Macher vom Heddesheimblog bereits verfasst.

Kritische Nachfragen? Meinungsstarke Kommentare? Investigative Recherchen? Das war man im Verbreitungsgebiet der Monopolzeitung Mannheimer Morgen nicht gewohnt. Die Zugriffszahlen stiegen rasant und auch bundesweit wurde das Heddesheimblog in der Journalistenbranche ein Begriff. „Was macht der Prothmann da?“, wurde gefragt. Ist das ein Ego-Projekt eines beißwütigen Journalisten oder vielleicht ein Zukunftsprojekt für einen neuen Lokaljournalismus?

Zahlreiche Branchenberichte

Ende 2009 wählte mich eine Jury in der Kategorie „Regionales“ auf Platz 3 unter die 100 Journalisten des Jahres 2009. Seit dem Start des Heddesheimblogs wurde ich als Redner, Seminarleiter oder Podiumsteilnehmer engagiert. Bei der Initiative Tageszeitung, dem Deutschen Journalistenverband, dem Bayerichen Journalistenverband, auf Kongresse, an Hochschulen, zu Unternehmer-Workshops.

Mittlerweile gibt es Dutzende von journalisten Studien- und Masterarbeiten, die das Heddesheimblog und andere lokale Internetmedien zum Thema gemacht haben und rund 300 Presse-Veröffentlichungen mit Bezug auf diese Form von Lokaljournalismus. Spiegel Online, FAZ, Süddeutsche, taz, Welt, ARD, NDR, Tagesspiegel, Berliner Zeitung – die Liste der „bekannten“ Medien, die über den Journalismus in der Provinz geschrieben haben, ist lang. Auch bei den Nachdenkseiten oder fefes Blog ist das Heddesheimblog Thema.

Oder das Prinzip. Das Heddesheimblog ist längst über den Ort hinausgegangen. Ende 2009 kam das Hirschbergblog.de dazu, Anfang 2010 das Ladenburgblog.de, Ende 2010 das Weinheimblog.de, Anfang 2011 das Rheinneckarblog.de, das Viernheimblog.de und seit Anfang 2012 sechs weitere Gemeinden des Wahlkreises Weinheim.

Netzwerk weitet sich aus: istlokal

Mit dem Unternehmer Peter Posztos habe ich im Herbst 2011 die Firma Istlokal Medienservie UG gegründet, weil wir unsere Erfahrungen auch anderne zur Verfügung stellen wollen. Peter Posztos macht die Tegernseer Stimme, ebenfalls eine lokale Zeitung im Internet. Seit Anfang 2012 vermarkten wir unser Produkt Istlokal OS und haben schnell neue Partner gefunden – beispielsweise in Bretten, Schweinfurt oder Weiterstadt.

Darüber hinaus gibt es ein Netzwerk von weiteren lokal arbeitenden Journalisten, wie Stefan Aigner in Regensburg oder Hubert Denk in Passau. Auch Philipp Schwörbel in Berlin hat mit seinen Prenzlauer Berg Nachrichten schon viel Aufmerksamkeit erlangt.

Immer mehr Lokaljournalisten gründen Blogs und nutzen beispielsweise wie wir die Istlokal OS-Software.

 

Uns alle vereint, dass wir guten, seriösen und vor allem kritischen Journalismus anbieten wollen. Einen Journalismus, der sich traut, Fragen zu stellen und nicht nur vorgefertigte Informationen zu erhalten. Keine Wohlfühl-Schwurbelei, sondern eine für die Demokratie herausragende Aufgabe zu erfüllen. Meinungen durch Informationen zu ermöglichen. Der Artikel 5 unseres Grundgesetzes ist die Geschäftsgrundlage.

Um diese Arbeit zu finanzieren, setzen wir auf Werbeeinnahmen – wie eh und je bei den Medien. Wir erzeugen Aufmerksamkeit und verkaufen diese. Das ist ein seriöses Geschäft.

Kleines, engagiertes Team

Zur Zeit arbeitet ein festes Team von sieben Mitarbeitern für die „Rheinneckarblogs“ – dazu weitere freie Journalisten, Kolumnisten und freundschaftlich verbundene Kollegen. Im Vergleich zur Personalausstattung der anderen Medien im Berichtsgebiet sind wir sehr klein aufgestellt – im Vergleich mit anderen setzen wir aber immer wieder Themen, die Thema sind.

Im Herbst 2011 beispielsweise mit der Fischfutter-Affäre. Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian-Ströbele hatte uns für einen Bericht abgemahnt. Sämtliche Berliner Zeitungen berichteten über den Skandal, viele weitere Zeitungen und auch der NDR. Insgesamt wurde unser Bericht innerhalb weniger Tage gut 140.000 Mal aufgerufen, anfangs stürzte gar der Server wegen der massiven Zugriffe ab.

Zuletzt mahnte uns der Grünen-Bundespolitiker Hans-Christian Ströbele ab - und zog die juristische Attacke wieder zurück. Quelle: Die Welt

 

Die lokalen Zeitungen Mannheimer Morgen, Weinheimer Nachrichten und Rhein-Neckar-Zeitung hielten sich „zurück“, denn aus deren Sicht gibt es uns nicht. Die Fischfutter-Affäre mitten im Berichtsgebiet? Kein Thema für die „unabhängigen“ Printjournalisten.

Aus unserer Sicht gibt es die Zeitungen – und vor allem viel schlechten Journalismus. Was wir immer wieder thematisieren, wenn deren geschönte und klientelabhängige „Berichterstattung“ skandalös wird. So werden umgeschriebene Pressemitteilungen als eigene Berichte ausgegeben oder noch schlimmer – Themen häufig gar nicht berichtet, wenn sie den Zeitungen nicht „passen“. Und das betrifft beim besten Willen nicht nur uns. Was nicht berichtet wird, ist auch nicht passiert.

Juristische Attacken

Für mich persönlich hat diese Arbeit auch viele Nachteile gebracht. Seit nunmehr 21 Jahren arbeite ich als Journalist, 18 Jahre ohne jegliche juristische Streitigkeiten. In den vergangenen drei Jahren habe ich 11 Abmahnungen erhalten. Einmal habe ich eine Einstweilige Verfügung wegen widriger Umstände „akzeptiert“, einen Vergleich geschlossen, 9 Mal konnte ich die Abmahnung abwehren. Unterm Strich haben diese Prozesse gut 20.000 Euro gekostet, weil man nicht wollte, das publik wird, was öffentlich sein sollte. Und diese Prozesse kosten auch viele Nerven.

Sehr erfreulich ist der Kontakt zu den Leserinnen und Lesern. Viele unserer Artikel entstehen, weil wir Hinweise bekommen. Beobachtungen, Gedanken, Erfahrungen von Menschen, die sich Anteil haben und nehmen an unserer Gesellschaft und nicht gleichgültig sind. Diesen möchte ich stellvertretend für das Team danken.

Ebenfalls erfreulich ist die Zusammenarbeit mit vielen Behörden, die die Meinungsfreiheit hoch achten. Explizit möchte ich die sehr gute Zusammenarbeit mit der Polizei loben und in weiten Teilen auch mit den Feuerwehren. In unserem Berichtsgebiet sind zwei Namen erwähnenswert, Bürgermeister Manuel Just in Hirschberg und Bürgermeister Rainer Ziegler in Ladenburg, die sich kommunikativ sehr hervortun. Auch Bürgermeister Lorenz in Dossenheim möchte ich gerne als neuen Kontakt erwähnen, der uns beim Antrittsbesuch sehr freundlich empfangen hat. In den anderen Orten beginnen wir die Arbeit erst und die Kontakte stehen noch bevor.

Den Heddesheimer Bürgermeister Micheal Kessler muss ich leider nach wie vor als ausgewiesenen Feind der Pressefreiheit besonders hervorheben. Sein Amtsverständnis kommt in diesem Bericht sehr eindeutig zur Sprache: „Ich bin die Gemeinde.“

Unabhängige Berichterstattung

Wie unabhängig wir tatsächlich arbeiten, erkennt jeder, der unsere Berichterstattung verfolgt. Wir kritisieren „Grüne“ ebenso wie „Schwarze“, scheuen uns nicht vor „Rot“ oder „Geld“ oder „Orange“. Aber auch hier bieten wir Meinungen an: Ganz verallgemeinernd stellen wir fest, dass die CDU, die SPD und die FDP in der Region unserer Berichterstattung nicht wohlgesonnen sind.

Explizit die Ladenburger und Weinheimer CDU möchten wir lobend ausnehmen – nicht weil diese mit unser Berichterstattung „zufrieden“ sind, sondern weil sie gesprächsbereit sind. In Hirschberg explizit die Freien Wähler und in Weinheim explizit Herrn Carsten Labudda (Die Linke) und Weinheim Plus. Die genannten Personen und Parteien suchen den Ausstausch und die Kritik – was gut ist. Explizit muss auch der Grüne Landtagsabgeordnete Uli Sckerl erwähnt werden – trotz konträrer Meinungen haben er und seine Mannschaft sich immer korrekt auf unsere journalistischen Anfragen hin verhalten.

Mit Recherchen zum Logistik-Zentrum "Pfenning" hat das Heddesheimblog angefangen - unsere Berichte konnten den Bau des Klotzes nicht verhindern, aber zur Aufklärung beitragen. "Das hab ich nicht gewusst", kann keiner mehr sagen.

 

Unentschieden ist noch das Verhältnis zum Landratsamt. Nachdem wir dem stellvertretenden Landrat (Jurist) erst unter Verweis auf ein Bundesverfassungsgerichtsurteil klar machen konnten, dass wir „Presse“ sind, gibt es mittlerweile mit Stefan Dallinger (CDU) einen neuen, sehr kommunikativen (und fraktionsübergreifend gelobten) Landrat, der sich aber unser Ansicht nach noch ein wenig scheut, aktiv über unsere Blogs mehr in Kontakt mit der Bevölkerung zu treten. Wir werden herausfinden, wie es wirklich ist.

Der Kontakt zum Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz basiert auf einer gemeinsamen Vergangenheit – als freier Mitarbeiter für den Mannheimer Morgen habe ich den damaligen Stadtrat als sehr engagierte Persönlichkeit kennengelernt und ihn vor seiner Wahl zum OB porträtiert. Zuletzt hat sich dessen Engagement bei der Gegendemo zum NPD-Aufmarsch bestätigt (Hierzu unsere Reportage auf dem Rheinneckarblog: „Warten auf den rechten Pöbel„). Zu seinem Kollegen Würzner in Heidelberg besteht noch kein persönlicher Kontakt, aber das wird sich ändern.

Vernetzter Journalismus vor Ort

Die miteinander vernetztenden Ortsblogs haben ein Konzept: Wir veröffentlichen Nachrichten, die für die Menschen vor Ort wichtig sind. Und wir zeigen auf, wie die Gemeinden miteinander vernetzt sind – auf vielfältige Weise. Ob zu Verkehrs- oder Umweltschutzthemen, gemeinsamen Verbänden und Verträgen – unsere Gemeinden im Berichtsgebiet sind vielfältig verbunden, ebenso die Leserinnen und Leser.

Vielleicht vermisst man die ein oder andere Nachricht – da bitten wir um Nachsicht. Unsere Redaktion arbeitet sehr engagiert und wir müssen manchmal den Mut zur Lücke haben, weil wir (noch) nicht jeden Termin besetzen können.

Sicher ist es auch Zeit, sich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren. Überbordende Berichte in den Zeitungen über Vereinsfeste haben Bedürfnisse geweckt, die fraglich sind. Was ist die Nachricht? „Fürs leibliche Wohl wurde gesorgt?“ Meinetwegen: Der Satz erzählt die gesamte Geschichte. Es gab zu Essen und zu Trinken. Und wenn das nicht reicht, ruft man auch höhrere Instanzen dazu: „Der Wettergott war den Gästen gnädig, der kühle Gerstensaft floß in Strömen und die Luft war erfüllt vom Duft leckerer Bratwürste“.

Gegen die Bratwurst-Berichterstattung

Das ist fettigster Bratwurst-„Journalismus“ und hat mit Journalismus nichts zu tun. Ganz klar ist es wichtig und richtig über Feste zu berichten. Wir machen das auch – bei Vereinsfesten oft nur mit kurzen Texten (Ein Fest hat stattgefunden), dafür aber mit vielen Fotos. Die erzählen die Geschichte besser als zusammengeschwurbelte Nonsens-„Berichte“.

Sie, liebe Leserinnen und Leser, können aktiv daran teilhaben, das „Produkt“ Journalismus zu bewerten. Bringen Sie sich ein – schreiben Sie uns und anderen, was gefällt und was nicht. Journalismus muss man nicht hinnehmen, man kann seit dem Internet daran teilhaben. Sie können Kommentare schreiben und viel einfacher als früher die Redaktion direkt erreichen, sich mit Hinweisen, Vorschlägen und Kritik einbringen. Jedenfalls bei uns.

Wir freuen uns über die Beliebtheit unserer Montagskolumnen, der ausgewählten Tipps & Termine und der regen Teilnahme über Kommentare auf den Blogs oder bei unseren Facebook-Seiten.

Herzlichen Dank an die Leser und Kunden

Nach drei Jahren Heddesheimblog & Co, möchte ich Ihnen sehr herzlich genau dafür danken. Für Unterstützung und Kritik – beides gab es zuhauf.

Hardy Prothmann ist seit 21 Jahren als Journalist tätig und seit drei Jahren als "Blogger".

Für die Zukunft wünsche ich mir noch mehr kritische Anteilnahme, weil wir alle gemeinsam mit unserem Interesse für etwas einstehen, was ein absolutes Privileg ist: Freiheit, vor allem Meinungsfreiheit. Ohne diese ist Demokratie nicht möglich. Da ich viel im Ausland gelebt habe und auch von dort berichtet, weiß ich unser freiheitliche Grundordnung uneres Heimatlandes sehr zu schätzen.

Deswegen freue ich mich mit Ihnen und dem Team, wenn Sie uns weiter gewogen bleiben, uns mit Interesse und Informationen unterstützen. Den anderen „Heddesheimblogs“, egal, ob am Tegernsee, im Prenzlauer Berg, in Regensburg, in Weiterstadt oder Bretten oder Schweinfurt oder in vielen anderen Orten wünschen wir viel Erfolg, immer den richtigen journalistischen Riecher und einen erfolgreichen Aufbau ihrer Angebote.

In diesem Sinne möchte ich mich bei allen Mitwirkenden bedanken, selbstverständlich sehr besonders bei meiner Frau und der Familie, für das Engagement, das Verständnis, das Interesse und die aktive Teilnahme.

Im ersten Interview zum „Heddesheimblog“ hat mich der Kollege Thomas Mrazek gefragt, warum ich das mache, was meine Motivation ist?

Meine Antwort: Ich habe den Spaß meines Lebens.

Das gilt bis heute.

Herzlichst Ihr

Hardy Prothmann

„Niedriges Bildungsniveau“ bei Schlecker-Kunden? Unternehmensbrief sorgt für Ärger und Unverständnis


Der neue Slogan "For you. Vor Ort." soll "niedrigere und mittlere Bildungsniveaus" ansprechen. Dazu zählt Schlecker 95 Prozent seiner Kunden, so Unternehmensprecher Florian Baum in einer ersten Reaktion auf Kritik am denglischen (deutsch-englischen) Werbespruch. Foto: soso

Guten Tag!

Rhein-Neckar, 29. Oktober 2011. Ein bislang nicht bekannter Briefschreiber beschwert sich bei Schlecker über den neuen Werbe-Slogan „For you. Vor Ort“. Der Unternehmenssprecher Florian Baum antwortet auf diesen Brief und sorgt mit seiner Antwort für das, was man gut und gerne einen Kommunikationsgau nennen kann. Danach haben die meisten Schlecker-Kunden ein „niedriges bis mittleres Bildungsniveau“. Das Unternehmen versucht sich nun in Schadensbegrenzung.

Von Hardy Prothmann

Bekannt wurde der Brief durch die Fachzeitschrift „Deutsche Sprachwelt“, die das Schreiben zugespielt bekommen und veröffentlicht hatte. Daraufhin entwickelte sich im Internet ein „Shitstorm“ – eine wütende Kettenreaktion mit Kritik am Unternehmen. (Hier Reaktionen auf Twitter.)

Wie man die Antwort von Schlecker-Sprecher Florian Baum zu werten hat, bleibt jedem selbst überlassen. Sehr viele Kundinnen und Kunden haben sich aber mehr als geärgert.

In einer Antwort auf eine Kritik am neuen Werbe-Slogan „For you. Vor Ort“ schreibt Baum, dass er persönlich die Kritik verstehen kann. Immerhin ist er „Geisteswissenschaftler“ und fühlt sich dem „Sprachgebrauch der Latinitas verpflichtet“ – sprich, persönlich würde er so einen Slogan nicht verwenden.

Aus Unternehmenssicht aber schon. Und dafür liefert er eine Begründung, die wenig schmeichelhaft für die Kundinnen und Kunden ist:

„Das Motto sollte die durchschnittlichen Schlecker-Kunden, die niederen bis mittleren Bildungsniveaus zuzuordnen sind, ansprechen.“

Und weiter:

„Die Zielgruppe unseres Werbeslogans sind auch nicht die vielleicht 5 Prozent der Bevölkerung, zu denen Sie und Ihre Mitunterzeichner gehören (nämlich promovierte Akademiker, Philologen und andere reflektierte Sprachverwender) – sondern die übrigen 95 Prozent.“

Wie soll man das verstehen? Dass die „übrigen 95 Prozent“ nicht reflektiert mit der Sprache umgehen? Oder das Schlecker die 5 Prozent gar nicht im Blick hat und auch nicht als Kunden gewinnen will, weil denen der „denglische“ Werbeslogan zu blöd ist?

Die Financial Times Deutschland schrieb: „Schlecker hält die eigenen Kunden für blöd.“ Ein Schluss, den wohl viele aus dem arroganten Schreiben des Unternehmenssprechers Baum ähnlich gezogen haben dürften. Das Handelsblatt formuliert: „Schlecker nennt Kunden ungebildet.“

Das dachten viele nach dem Brief von Schlecker, der für viel Empörung gesorgt hat.

Anstatt sich klar zu entschuldigen und Druck aus der Debatte herauszunehmen, legt Schlecker auf seinem Unternehmens-Blog nach kritischen Presseberichten und Protesten aus der Bevölkerung nach:

„Und ja, wir stehen zu diesem Motto, wie wir auch zu einer unserer wichtigsten Zielgruppen stehen: Menschen mit einfachem bis mittlerem Bildungsniveau.“

Vollkommen unverständlich, wie ich meine. Denn Schlecker verknüpft das „Bildungsniveau“-Thema ohne Not mit den eigenen Kundinnen und Kunden. Und lässt auf den ersten Fehler den zweiten folgen. Und selbst ein richtiger Ansatz, um aus dem Desaster rauszukommen, wird wieder mit der Verknüpfung „Bildungsniveau-Dummheit“ verwendet:

„Wer will, mag unser Unternehmensmotto diskutieren, gut finden oder für dümmlich halten. Unsere Mitarbeiter, die zum überwiegenden Teil schon seit 15 und mehr Jahren im Unternehmen arbeiten, wie auch unsere Kunden sind es ganz sicher nicht.“

Die andauerende Verknüpfung von Bildungsniveau und Dummheit in bezug auf die eigenen Kundinnen und Kunden ist das Problem dieser Kommunikationspanne, durch die viele unterstellen, Schlecker habe keine besonders gute Meinung von der eigenen Klientel.

Eine positive Formulierung dieser Art hätte Schlecker und der Klientel sicher mehr gedient:

„Wie achten und schätzen unsere Kundinnen und Kunden als gute Menschen. Wer bei uns einkauft, ist schlau – denn wir bieten gute Ware zu günstigen Preisen. For you. Vor Ort.“

Das ist aber der „Unternehmenskommunikation“ und dem „Geisteswissenschaftler“ Florian Baum nicht eingefallen. Was man auch indirekt als Beweis anführen könnte, dass eine akademische Bildung und eine Zugehörigkeit zur „Latinitas“ nicht unbedingt vor Dummheit schützt.

Diese Aussage sorgte für jede Menge Verärgerung.

Vielleicht sollte sich Schlecker zuallererst einen neuen Unternehmenssprecher suchen, der die Kundenansprache besser beherrscht.

Wer den Brief nachlesen möchte, findet ihn beim Facebook-Account von „Deutsche Sprachwelt.“

Weitere Infos:

Siehe auch einen Bericht des Mediendienstes „meedia“ zum Thema.

Werben und Verkaufen

Scilogs: For you – verbohrt

Stelllungnahme von Schlecker

DIW: Kaufkraft sinkt – Wer wenig hatte, hat noch weniger


Kaufkraft sinkt bei kleinen Einkommen dramatisch.

Rhein-Neckar, 19. Juli 2011. (red) Die Entwicklung ist dramatisch – vor allem für Beschäftige mit niedrigen Einkommen. In den vergangenen zehn Jahren haben sich „kleine“ Einkommen um bis zu 22 Prozent reduziert. Die Besserverdiener haben kaum verloren oder sogar leicht hinzugewonnen.

Von Hardy Prothmann

Die Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin sind erschütternd. Einkommenbezieher der „unteren Mittelschicht“ sind besonders betroffen, also beispielsweise Sicherheitsleute, Frisöre, Verkäufer, Lagerarbeiter, Servicekräfte, Leiharbeiter.

Personen, die 2010 noch ein Nettoeinkommen von 835 Euro hatten, kommen jetzt gerade mal auf 705 Euro. Absolute Geringverdiener, die 2000 noch 270 Euro hatten, kommen 2010 auf nur noch 211 Euro netto.

Erst ab einem Nettoeinkommen von 1.421 Euro sinken die Verluste auf -9 bis -4 Euro. Gut verdienende Angestellte ab 3.400 Euro netto haben hingegen als einzige ein leichtes Plus von 27 Euro zu verzeichnen.

Die Statistik umfasst einen Mittelwert von 35,3 Millionen Beschäftigen in Deutschland. Das DIW hat die Daten mittels Umfrage ermittelt den Reallohn errechnet, also Nettoeinkommen abzüglich Inflation.

Unterm Strich sind die Kaufkraft insgesamt deutlich – nur die Besserverdienenden kommen vergleichsweise gut weg. Die Zahlen wurden heute vom DIW in Berlin durch den Forscher Markus Grabka vorgestellt.

Laut Spiegel online ist vor allem die „Mittelschicht“ betroffen:

„Laut Grabka ist die untere Mittelschicht von der negativen Entwicklung am stärksten betroffen. „Das liegt vor allem an der wachsenden Zahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse.“ Dazu zählen neben Leiharbeit auch befristete und geringfügige Stellen sowie Teilzeitjobs, in denen die Arbeitszeit unter 20 Stunden pro Woche liegt. Die Zahl dieser Stellen stieg 2010 in Deutschland auf 7,84 Millionen. Von den 322.000 Jobs, die 2010 geschaffen wurden, waren laut Statistischem Bundesamt 182.000 Leiharbeiter-Stellen – also 57 Prozent. Die Zahl der Leiharbeiter stieg auf insgesamt 742.000 und erreichte damit einen neuen Höchstwert.“

Regionale Daten waren wegen der Umfragemethode durch das DIW auf Anfrage nicht zu erhalten.

Anmerkung der Redaktion:
Wir suchen für einen Hintergrundartikel immer noch Aufstocker, die trotz voller Stelle auf Hartz IV angewiesen sind. Wir behandeln alle Informationen vertraulich.

Geprothmannt: Sie wollen Klartext reden? Kein Problem! Wie Thilo Sarrazin das Dumme in manchen Deutschen reaktioniert


Mannheim/Rhein-Neckar, 04. Juli 2011. (red) Die Wirtschaftsjunioren in der Metropolregion wollten unbedingt an Thilo Sarrazin als Redner festhalten. Angeblich, weil es Ihnen um einen „offenen Meinungsaustausch“ geht. Diesen Meinungsaustausch können die verantwortlichen Personen haben – mit einem „Klartext“. Einem offenen Brief an Thomas Steckenborn, Vorstand der Cema AG, an die Wirtschaftsjunioren in der Region Rhein-Neckar und an die Industrie- und Handelskammern.

Von Hardy Prothmann

Sehr geehrter Herr Steckenborn,
sehr geehrte Wirtschaftsjunioren,
sehr geehrte Mitglieder der Industrie- und Handelskammern,

ich schreibe Ihnen diesen offenen Brief, weil ich davon überzeugt bin, dass Sie einen großen Fehler gemacht haben, der das Ansehen Ihrer Personen, das Ansehen Ihrer Unternehmen und das Ansehen Deutschlands enorm beschädigt hat.

Analytisch betrachtet, haben Sie sich blenden lassen. Sie vermuten, dass der Autor des Buchs „Deutschland schafft sich ab“, Thilo Sarrazin, einen „latenten Diskussionsbedarf aufgegriffen und thematisiert hat“. Zumindest schreiben Sie das in Ihrer Pressemitteilung.

Sie vermuten das, weil sich das Buch des Herrn Sarrazin bislang 1,3 Millionen Mal verkauft hat. Sie schreiben: „Wenn wir Herrn Dr. Sarrazin und seine Gedanken ignorieren würden, dann würden wir einem, wie die Verkaufszahlen seines Buches zeigen, großen gesellschaftlichen Thema nicht gerecht“, erklärt Michael Sittek, Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen dazu.“

Denkfehler führen zu falschen Schlüssen

Sie erliegen leider einem eklatanten, mehrfachen Denkfehler, weil Sie, wie viele „Wirtschaftsmenschen“ zu eindimensional denken.

Ihr Denkfehler ist einer der Ausbildung. Ethik gehört nicht zu den Standardfächern der BWL, VWL oder Ingenieurswissenschaften. Und Sie bewegen sich nur zum Teil auf einem Produktmarkt (Buch) – der größere Teil ist der Meinungsmarkt (Inhalt).

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Wie viele Kinder haben wohl diese Unternehmerdeutschen gezeugt? 1,3 im Durschnitt?

Sie fragen, „wie es um unsere Diskussionskultur und Demokratie steht, wenn Zensur gewünscht ist“? Auch hier verstehen Sie etwas falsch. Artikel 5 Grundgesetz sagt: „Eine Zensur findet nicht statt.“ Damit ist staatliche Zensur gemeint und Herr Sarrazin ist von keiner Behörde zensiert worden. Ganz im Gegenteil haben sich von der linken taz bis hin zur konservativen FAZ alle wesentlichen Medien mit seinen Thesen beschäftigt. Das Ergebnis ist eindeutig vernichtend.

Das Grundgesetz garantiert, dass Menschen ihre Meinung frei äußern können. Auch hier ist Ihre Auffassungsgabe beschränkt. Sie machen daraus die Selbstverpflichtung, rassistische Meinungen zu befördern. Angeblich, um sich einer gesellschaftlich notwendigen Debatte zu stellen. Dabei haben Sie ausnahmsweise gar nicht mal so unrecht: Viele Deutsche haben latent rassistische Einstellungen.

Sie können so viel über falsche Zusammenhänge und falsche Tatsachenbehauptungen diskutieren wie Sie wollen – die Falschheiten werden dadurch nicht richtiger.

Sie rufen zu Kritik und Diskussion auf. Haben Sie die Begriffe in ihrer Bedeutung verstanden. Obwohl Sie angeblich dazu eingeladen, fand dies nicht statt. Herr Sarrazin konnte lang und breit seine kruden Thesen und langweiligen Alltagsanekdoten ausbreiten, ohne sich einer Kritik und Diskussion stellen zu müssen. Dafür hätte es eines Podiums bedurft. Einen jungen Mann, der sich kritisch äußerte, haben Sie durch Ordner aus dem Saal entfernen lassen.

Faszinierender Erfolg?

Sie sind fasziniert vom „Erfolg“ des Buches. Erfolg ist in Ihren Augen Masse, ist Absatz, ist Umsatz.

Doch wie verhält sich das im „Buchmarkt“? Gelten hier die gleichen Gesetze wie für Katzenfutter?

Warum sollte auch nur einer der rund 400 Gäste im Rosengarten den Vortrag besuchen, in dem Herr Sarrazin die „Kernthesen“ des Buches vorstellte, wenn man das Buch schon gelesen hat? Wäre das nicht Zeitverschwendung? Oder erhofft man sich neue „Erkenntnisse“, weil man das Buch irgendwie nicht verstanden hat?

Oder wurde das Buch am Ende nur von wenigen und nicht von vielen gelesen? Herr Sarrazin beschwert sich, dass kaum einer seiner Kritiker das Buch gelesen habe. Wie kommt er auf die Idee, dass die Käufer dies getan haben?

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Pseudowissenschaftlicher Erfolgsautor: Thilo Sarrazin.

Das Fetisch-Prinzip

Vielleicht erweitert diese Information Ihren Horizont. Sie wissen sicher nicht, dass die Bücher der Literaturnobelpreisträger mit zu den gut bis sehr gut verkauften, aber am wenigsten gelesenen gehören. Man kauft sich diese Bücher, um sie wie einen Fetisch ins Regal zu stellen: „Seht her, was ich für Literatur lese.“ Oder man verschenkt sie an Leute, die auch Regale haben. Dieses Schicksal teilen diese Autoren mit den Menschen, die an der Bibel mitgeschrieben haben.

Ganz anders Heinz G. Konsalik. Der Autor (Der Arzt von Leningrad) ist einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Schriftsteller mit einer Gesamtauflage von 80 Millionen Büchern. Niemand ist je auf die Idee gekommen, ihm dafür den Nobel-Preis zu verleihen oder ihn in literarische Diskussionsrunden einzuladen. Der Gattungsbegriff für seine Bücher ist der Roman. Die Untergattung Trivialliteratur.

Auch er hat vor allem in den Nachkriegsjahren ein „großes gesellschaftliches Thema getroffen“: Die Sinnlosigkeit des Krieges.

Joanne K. Rowling hat von ihren „Zauber-Büchern“ (Harry Potter) insgesamt mehr als 400 Millionen Exemplare verkauft. Auch sie trifft ein „großes gesellschaftliches Thema“ – in eine Welt der Fantasie und Zauberer, in den Kampf von Gut gegen Böse abtauchen zu wollen, aus der realen, anstrengenden Welt in eine der Fantasie. Man kann dem Alltag entfliehen.

Es ist ein Jugendbuch, das von vielen Erwachsene gelesen worden ist – das kann man aus der Auflage schließen. Sie wissen schon: Statistik. Wie viele Kinder gibt es im Alter zwischen 10 und 14 Jahren? Bei weitem nicht so viele, um diese Auflagen zu erreichen.

Sie als Wirtschaftsjunioren haben mit solchen Büchern vermutlich nicht viel zu tun. Sie stehen auf „Sachbücher“. Sie haben mit Aufträgen, mit Kostenrechnung, mit Gesetzeslagen, mit Normen mit all der Bürokratie zu tun, die Ihnen das Leben schwer macht. Auch dazu gibt es viele Bücher.

Und jetzt dieses „Sachbuch“ von Herrn Sarrazin, der sich ebenfalls als Zauberlehring betätigt: Er mixt Psycholgie, Neurobiologie, Gentechnik, Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften zu einem Gifttrank. Er will niemanden aus dem Alltag entführen, sondern er will vergiften.

Neue Dolchstoßlegende

Auch Herr Sarrazin bedient Sehnsüchte. Auch bei ihm geht es um den Kampf zwischen „Gut und Böse“. Zwischen den Intelligenten und den Dummen, zwischen denen, die aussterben und denen, die sich ungezügelt vermehren und die Intelligenten bedrohen.

Der Erfolg seines Buches zeigt, dass er ein Bedürfnis befriedigt, das viele Deutsche in sich tragen. Das Ressentiment gegenüber anderen. Eine tief sitzende, latente Fremdenfeindlichkeit. Die Lust an der Diffamierung. Die Neid-Neurose.

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Kann ein Herr Steckenborn seine Probleme, Fachkräfte zu finden, mit den Sarrazinschen Thesen lösen?

Im Kern schafft er eine neue Dolchstoßlegende. Wenn es den Deutschen „schlecht geht“, muss irgendjemand anderes daran schuld sein.

In Ihrer Pressemitteilung schreiben Sie, Herr Steckenborn, die Veranstaltung sei „korrekt und mutig“. Merken Sie etwas?

So fühlen Sie sich. Mutig und korrekt. Und wenn Sie „mutig und korrekt“ sind, was sind dann die anderen?

Sie strampeln, sie mühen sich ab und es geht nicht voran.

Mit all den Instanzen von der Kapitalbeschaffung über die politischen Kontakte, die Wissenschaft, diese verkorksten Gesetzte, diese Arbeitsvorschriften, Normen, Kontrollen – es ist zum Wahnsinnig werden.

Und dann lesen Sie über einen, der sagt, was angeblich falsch ist und wer angeblich schuld hat. Und egal, was der sagt, der hat recht, denn es läuft so viel falsch.

Weil die Deutschen nicht daran schuld sein können, muss es eben jemand anderes sein.

Mit dieser Rhetorik hat jeder Populist schon immer genau das Dumme in den Deutschen getroffen.

Kinder oder Leistung?

Und Ihnen geht das Messer im Sack auf, wenn sie daran denken, wie viele Leute es gibt, die „Kinder produzieren“ und dafür „Unterstützung“ erhalten, während die Leute mangels Zeit oder wegen zu viel Stress oder Karriere nicht in der Lage sind, Kinder zu machen, geschweige denn, sich um sie zu kümmern.

Und zwar so, wie man sich das vorstellt, mit glücklicher Miracoli-Familie:“Hm, ist das lecker“, Lachen, Freude, Beisammensein, Erfüllung. Das alles in schmeichelweißes Licht getaucht, die Frau liebevoll, der Mann trainiert, die (1,3) Kinder liebreizend glücklich, gerne darf es auch etwas Rasen geben, ein Teich, mindestens einen Audi, gerne auch einen X5, wobei der Trend bei Unternehmer-Prolls eindeutig zu AMG-Mercedes-Modellen geht. Ein Golden Retriever passt immer gut ins Bild.

Wenn der Unsinn grassiert, wird es Zeit, „Tacheles“ zu reden. Zurück zu den „Fakten“. Und die sind hart. Die bildungsfernen Türken und die Araber produzieren zu viele „Kopftuchmädchen“. Zocken alle die ab, die „Gas geben“, die Deutschland voranbringen wollen.

Deutsches Unternehmertum

Kein Wort über Unternehmer, die ins Ausland abhauen, weil sie die Bürokratie in Deutschland nicht mehr ertragen. Kein Wort über deutsche, „geachtete“ Unternehmen, die sich längst aus jeder sozialen Verantwortung verabschiedet haben und billiger im Ausland produzieren lassen – zu teils menschenunwürdigen Bedingungen für die dortigen Arbeiter. Ohne jeden Skrupel. Kein Wort über beispielsweise den „Saubermann“-Konzern Siemens, der mit arabischen und anderen Geschäftemachern ein ausdifferenziertes „Schmiergeldsystem“ perfektioniert hat.

Dafür aber viele Statistiken, die „eindeutige Fakten“ versprechen – von einem Mann, der sich anmaßt, multiple Wissenschaften zu verstehen. Und jeder, der ihm beipflichtet, ist mindestens ebenso „schlau“ und hätte eigentlich auch 1,3 Millionen Mal für seine Ansichten verkauft werden können. (Sie erinnern sich – das Nobel-Preisträger-Buch-im-Regal-Prinzip.)

Ist die griechische Staatspleite auch auf muslimische, integrationsunfähige Einwanderer zurückzuführen? Gilt das auch für Spanien, Portugal, Irland? Oder die USA?

Leimgänger

Herr Steckenborn, Sie sind, wie viele andere auch, ein Leimgänger? Ihr täglicher Frust braucht ein Ventil. Das ist verständlich. Aber es ist fatal, wenn sich die Leistungselite, oder die, die sich dafür hält, nicht den Stärkeren, sondern den „Abschaum“ als Vergleichsbasis sucht. Wie „mutig und korrekt“ ist das?

Ist Ihnen das eigentlich klar? Ist Ihnen klar, dass Sie sich, wenn Sie Sarrazin folgen, nicht mehr an eigener Leistung, sondern an der Abgrenzung zur „Nicht-Leistung“ orientieren? Ist Ihr Selbstbewusstsein schon derart verformt?

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Diskussionswilliger "Störer" wird entfernt.

„Die Veranstaltung „Klartext der Wirtschaftjunioren der Metropolregion“ will gerade in solch umstrittenen Zusammenhängen als Diskussionsplattform und nicht als Forum der Stimmungsmache oder der Agitation verstanden werden“, lassen Sie in der „Pressemitteilung“ schreiben.

Als erfahrener Journalist lese ich das Gegenteil heraus. Ihren Frust. Ihre Verzweiflung. Ganz klar wollen Sie Stimmung machen. Und das kann ich sogar verstehen. Es geht Ihnen schlecht – Sie müssen „Umsatzziele“ korrigieren, weil Sie keine „Fachleute“ finden.

Glauben Sie ihm Ernst, dass Ihre unternehmerische Notlage durch die kruden Thesen eines Thilo Sarrazin erklärt werden könnte? Oder Sie durch die Auseinandersetzung mit dessen Thesen einen Schritt vorankommen?

Die ostasiatische Endlösung

Wenn Sie logisch denken, ist Ihr Gebrauch der Begriffe „Toleranz und Respekt“ reichlich absurd. Herr Sarrazin toleriert keine Muslime und er hat keinen Respekt vor ihnen. Und er unterstellt ihnen, dass sie weder genetisch noch kulturell in der Lage sind, sich in unsere deutsche Gesellschaft zu integrieren.

Indem Sie sich damit gemein machen, teilen Sie diese Haltung und müssen verstehen, dass Sie unter den Muslimen keine der so dringend benötigten Fachkräfte bekommen werden. Denn das ist die Aussage von Herrn Sarrazin.

Hardy Prothmann: "Ein Fehler ist vor allem dann fatal, wenn er wiederholt wird."

Nur Ostasiaten könnten Ihre Probleme lösen. Die sind, laut Sarrazin, klug und fleißig. Leider so klug, dass sie nach und nach die Macht übernehmen werden. Sagt Herr Sarrazin am Beispiel USA. Das nur als Hinweis, wie viel „deutsche Gesellschaft“ es dann noch in einigen Jahrzehnten geben wird.

Wenn die Wirtschaftsjunioren all das glauben, sollten sie den ersten „Lösungsvorschlag“ von Herr Sarrazin sofort befolgen und mit einer intelligenten deutschen Frau zur Zeugung schreiten. Die Zeit drängt. Denn, wer heute ein Kind zeugt, kann erst in 25 Jahren für rund 15 Jahre die „Höchstleistung ernten“. Denn Herr Sarrazin hat eindeutig erklärt, dass es danach mit den „Intelligenz“-Leistungen bergab geht. Denn laut Sarrazin verdummt Deutschland auch mit den Alten.

Man sollte nicht schwul werden, was Herr Sarrazin ja auch als Gefahr angebracht hat, sondern es lieber auf die „arabische“ Art tun, also mit möglichst vielen Frauen viele Kinder machen.

Vielleicht habe ich mit meinem offenen Brief einen kleinen Erfolg. Ganz sicher kann ich nicht erwarten, dass Sie oder andere eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben.

Aber vielleicht trägt dieser Brief dazu bei, dass Sie diesen Fehler nicht wiederholen. Das wäre, so meine ganz persönliche Meinung, ein bescheidener Gewinn.

Dokumentation:
Die Pressemitteilung der Wirtschaftsjunioren als PDF.

Dokumentation: Winfried Kretschmann in Weinheim – Teil 5: Kinderbetreuung und solide Finanzen


Winfried Kretschmann (rechts) und Uli Sckerl arbeiten gut zusammen. Bild: weinheimblog.de

Weinheim/Rhein-Neckar, 23. März 2011. Winfried Kretschmann, Grünen-Spitzenkandidat in Baden-Württemberg, will neue und bessere Formen der Kinderbetreuung im Land. Solide Finanzen sind auch dafür wichtig – ohne Einschnitte wird es nicht gehen.

Wir dokumentieren die Rede von Winfried Kretschmann in fünf Teilen.

Anschließend an die Aussagen zur Bildung sagte Winfried Kretschmann, dass die Grünen die Kinderbetreuung und Gleichstellung von Frauen voranbringen wollen: „Wir machen aus dem Kindergarten einen Bildungsgarten“, sagte Kretschmann, „den Kindern lassen wir selbstverständlich ihre Kindheit.“

Die Sparanstrengungen müssten dringend jetzt begonnen werden, was zu Einschnitten führe, „man kann keinen Haushalt sanieren, ohne das das jemand merkt.“

Außerdem will er die Einnahmenseite verbessern, beispielsweise durch zusätzliche Steuerprüfer: „Das kann bis 400 Millionen Euro mehr bringen.“

Abermals kritisiert er die CDU-Politik: „Hier werden Monopolisten über die Atompolitik riesige Gewinne zugeschanzt, statt neue Energien zu fördern.“ Das sei ökonomisch und ökologisch eine Katastrophe: „Das ist ein völlig falscher Kurs.“

Winfried Kretschmann gibt sich zuversichtlich, dass die CDU-geführte Landesregierung nach 58 Jahren erstmals abgelöst werden kann.

Alle Videos finden Sie in unserem youtube-Portal.

Einen schönen Tag wünscht
Das weinheimblog

In eigener Sache: rheinneckarblog istlokal.de


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 25. Januar 2011. Ende 2010 haben die Journalisten Stefan Aigner und Hardy Prothmann sowie der Diplom-Medienpädagoge Thomas Pfeiffer das Netzwerk istlokal.de gestartet. Das Netzwerk unterstützt journalistische Angebote im Internet, die lokal oder regional informieren.

Von Hardy Prothmann

Die lokale Berichterstattung bietet die exklusivsten Nachrichten der Welt. Was vor Ort passiert, betrifft die Menschen, die dort leben. Egal ob in München, Berlin, Köln, Stuttgart, auf dem platten Land oder in einem Ballungsraum. Oder in New York, Los Angeles, Paris, London, Mailand, Barcelona.

In den vergangenen zwei Jahren sind in vielen Orten Deutschlands lokale „Blogs“ oder digitale Internet-Zeitungen entstanden und auch 2011 werden viele neue Angebote dazukommen. Mal sind es politisch engangierte Bürger, mal Journalisten, die das „nebenbei“ machen. Aber immer mehr Angebote werden mit dem Anspruch der Herausgeber betrieben, von dieser Arbeit auch leben zu können.

Kritischer Zustand des Journalismus.

Jeder, der ein kommerzielles Angbot betreibt, steht dabei vor denselben Problemen: Der lokale und regionale Werbemarkt im Internet ist noch nicht befriedigend entwickelt, noch nicht einmal ausreichend.

Das Portal von istlokal.de bietet vernetzten Journalismus.

Aus gutem Grund. Die Presselandschaft in Deutschland ist überwiegend monopolisiert. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es fast nur noch „Einzeitungskreise“ – sprich, es gibt keinen journalistischen Wettbewerb mehr vor Ort. Die Monopolzeitungen bestimmen, über wen was wann wie berichtet wird.

Wozu das führt, zeigt das Beispiel Stuttgart21 deutlich. Die Stuttgarter Zeitung hat kaum kritisch berichtet – aus gutem Grund. Wie der stern mit dem Hintergrundbericht „Fahrt auf schwäbischem Filz“ offenlegte, gehört die Zeitung zur Südwestdeutschen Medienholding (SWMH), die vor einiger Zeit die Süddeutsche Zeitung gekauft hat.

„Fahrt auf schwäbischem Filz.“

Ein schwerer finanzieller Brocken, der das Unternehmen in Schwierigkeiten brachte. Über die Landesbank Baden-Württemberg nahm man ein Schuldscheindarlehen über 300 Millionen Euro auf, so der Bericht.

Darin heißt es: „Die LBBW war hierfür ein idealer Partner. Vorsitzender ihrer Trägerversammlung ist Ministerpräsident Mappus. In ihrem Verwaltungsrat hat die Politik das Sagen. Vorsitzender ist der CDU-Landtagsabgeordnete Peter Schneider, Präsident des baden-württembergischen Sparkassenverbands. Mitglieder des Verwaltungsrats sind unter anderem der Stuttgarter OB Wolfgang Schuster, die CDU-Landesminister Wolfgang Reinhart (Berlin/Europa) und Willi Stächele (Finanzen), die Unternehmer Heinz Dürr und Dieter Hundt und Claus Schmiedel, Chef der SPD-Fraktion im Landtag. Der hielt Stuttgart 21 bis vor kurzem für „menschenfreundlich, umweltfreundlich und relativ schnell realisierbar.“

Solche Verbindungen lassen vermuten, dass eine objektive Berichterstattung nicht mehr gegeben ist.

Der stern berichtet über die Verfilzung von Medien, Politik und Wirtschaft.

Zurück zum Werbemarkt – der wird von Zeitungen dominiert. Und jede Anzeige, die von Print nach Online abwandert, ist ein Verlust, der die Zeitungen trifft. Die haben folglich überhaupt kein Interesse, den Online-Werbemarkt zu entwickeln. Denn Online-Anzeigen sind günstiger, sprich, bringen den Zeitungen weniger Einnahmen.

Dramatische Entwicklung.

Und wer sich online informiert, auch durch Werbung, braucht keine Zeitung mehr – die teils dramatisch zurückgehenden Auflagen- und Abozahlen zeigen deutlich, unter welchem wirtschaftlichem Druck Zeitungen stehen.

Mit dramatischen Folgen für die Bürgerinnen und Bürger: Die Berichterstattung wird zunehmend flacher, da die Zeitungsverlage in den vergangenen Jahren hunderte Journalisten entlassen haben. Es gibt Regionen in Deutschland, über die überhaupt keine Berichterstattung mehr stattfindet. Die ungeprüfte Übernahmen von „PR-Artikel“ ist an der Tagesordnung.

Wer aufmerksam die Zeitung liest, stellt fest, dass der überwiegende Teil der Artikel nicht mehr redaktionell vor Ort erarbeitet wird, sondern außerhalb der Zeitung. Ob als Agenturmeldung oder PR-Text.

Und es gibt jede Menge Lokalredakteure, die eine Pressemitteilung ein wenig umschreiben und dann unter ihrem Namen als eigenen Artikel veröffentlichen. Das ist Betrug am Leser. Und der findet täglich überall statt.

Journalismus ist wichtig für die Demokratie.

Und es schadet der Glaubwürdigkeit des Journalismus, der eigentlich die „4. Macht“ im Staate sein soll. Durch kritisches Prüfen von Informationen, durch Recherche von Hintergründen und Verbindungen, durch eine objektive Berichterstattung. Diese Aufgabe ist enorm wichtig, um eine Demokratie stabil zu halten.

Engagierte Bürger und freie Journalisten gründen deshalb ihre eigenen Medien – aus Frust über die unzulängliche „Lobby“-Berichterstattung der Zeitungen, die oft mehr verschweigen, denn berichten. Aus der Überzeugung heraus, dass dort immer weniger echter Journalismus stattfindet.

Die Alternative heißen Blog oder Internet-Zeitung – die Namensgebung spielt keine Rolle, sondern der Inhalt. Hier finden Dokumentation und kritische Berichte statt.

Vielfältige Herausforderungen.

„Bürgerjournalisten“ stehen dabei vor der Herausforderung, wie sie diese journalistische Tätigkeit wahrnehmen. Journalismus ist ein Handwerk, das man lernen kann und muss. Ohne Kenntnisse in Sachen Recherche, Schreiben und auch Medienrecht werden wichtige Informationen nicht gefunden oder es drohen Abmahnungen von denen, die sich durch die Berichte „gestört“ fühlen – sei es die Kirche, seien es Unternehmen oder Politiker oder Ämter.

Hardy Prothmann ist verantwortlicher Redakteur für die Angebote des rheinneckarblogs. Bild: sap

Professionelle Journalisten brauchen Einnahmen, von denen sie leben können und mit denen sie ihre Arbeit finanzieren. Also Werbeeinnahmen. Manche gründen auch Fördervereine, die die Arbeit über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzieren.

Das Netzwerk istlokal.de will eine Genossenschaft gründen, in der unabhängige Internet-Medien, die lokal und/oder regional berichten, sich organisieren. Um journalistische Aus- und Fortbildung anzubieten. Um sich bei technischen Lösungen zu unterstützen, um sich rechtlich wehren zu können und natürlich, um den lokal-regionalen Onlinewerbemarkt voranzubringen.

Wir stehen dabei in Konkurrenz zu den Tageszeitungen. Journalistisch und auch geschäftlich.

Vernetzter Journalismus.

Wo es schon teils herausragende lokale Angebote gibt, können Sie auf unserer Seite istlokal.de nachschauen. Wenn Sie selbst ein Angebot planen, können Sie sich gerne an uns wenden. Wenn Sie schon ein Angebot in Betrieb haben, schließen Sie sich uns an. Die notwendigen Informationen finden Sie auf unserer Website.

istlokal.de wird seine Mitglieder, egal ob hauptberufliche Journalisten oder Bürgerjournalisten, unterstützen. Zum einen zur Förderung der Presse- und Meinungsfreiheit, zum anderen als „Unternehmer“-Verband für professionelle Journalisten. Und wir sind überzeugt davon, dass wir auch die Wirtschaft, die Vereine, die Forschung und andere Bereiche der Gesellschaft mit einem verantwortungsvollen Journalismus unterstützen.

Für das erste Halbjahr 2011 ist eine Informationsveranstaltung geplant. Wir werden Sie über unsere Fortschritte zeitnah informieren.

Hintergrund:

Hardy Prothmann ist verantwortlich für das rheinneckarblog und betreibt zudem die lokalen Angebote heddesheimblog.de, hirschbergblog.de, ladenburgblog.de und weinheimblog.de. Für seine Arbeit wurde er 2009 und die „100 Journalisten des Jahres“ durch eine unabhängige Jury der Fachzeitschrift „MediumMagazin“ auf Platz 3 in der Kategorie „Regionales“ gewählt.

Er arbeitet seit 1991 als freier Journalist. Während des Studiums von 1991-1994 für den Mannheimer Morgen, ab 1995 überregional für fast alle großen Medien sowie die ARD. Er ist Gründungsmitglied von netzwerk recherche und Mitglied des Frankfurter Presseclubs. Im Mai 2009 startete er das heddesheimblog.de.

Stefan Aigner ist freier Journalist in Regensburg. Er betreibt die Seite regensburg-digital.de und ist bundesweit durch seine kritische Berichterstattung bekannt geworden, die ihm schon drei Prozesse eingebracht hat. Aktuell hat ihn die Diözese Regensburg verklagt, weil er die Zahlung von Geldern an die Eltern eines Missbrauchsopfers in Anlehnung an einen Spiegelbericht als „Schweigegeld“ benannt hat. Die katholische Kirche hat auf Unterlassung geklagt. Weil Stefan Aigner 10.000 Euro Spendengelder einwerben konnte, hat er sich auf den Prozess einlassen können. Das Hamburger Landgericht will das Urteil Ende Februar 2011 verkünden.

Thomas Pfeiffer ist Diplom-Medienpädagoge und Social Media-Experte. Er betreibt die Seite webevangelisten.de und ist Mitbegründer des Twittwoch, eines Vereins zur Förderung von Social Media-Anwendungen. Der passionierte Bergsteiger unterstützt das Netzwerk istlokal.de mit seinen Expertenkenntnissen. Als politisch interessierter Bürger ist er zudem „Genosse“ der links-liberalen Tageszeitung die „taz“ aus Berlin.

istlokal.de wurde am 28. Dezember 2010 in Heddesheim gegründet. Zur Zeit findet die Mitgliederwerbung statt. In Kürze wird der „Vorstand“ durch weitere Journalisten erweitert, die sich aktiv in das Netzwerk einbringen wollen. Geplant ist die Gründung einer Genossenschaft sowie einer operativen GmbH, die die organisatorischen Arbeiten übernimmt.

Wir sind offen für Sponsoren, die zu uns passen und Kooperationspartner, die gerne mit istlokal.de zusammenarbeiten möchten. Erste Gespräche werden mit der Fotografenagentur Freelens sowie dem Autoren-Netzwerk Freischreiber geführt.

Auftragsboerse.de trifft auf große Resonanz – Anpassung für Kommunen schwierig


Guten Tag!

Hirschberg/Rhein-Neckar, 12. Januar 2011. Mit Auftragsboerse.de hat sich im Rhein-Neckar-Kreis eine großartige Möglichkeit aufgetan, bei der Kommunen und Unternehmer im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen zueinander finden können. Auch die Gemeinde Hirschberg nimmt an der Auftragsbörse teil. Leider noch nicht so richtig. Obwohl es um um bedeutende Einsparungen gehen kann.

Von Christian Mühlbauer

Über sieben Millionen Euro kostet das Kommunale Hilfeleistungszentrum in Hirschberg. Für die kleine Bergstraßen-Gemeinde ein Mega-Projekt.

Aufgrund dieser Summe ist eine öffentliche Ausschreibung des Bauprojekts gesetzlich vorgeschrieben. Unternehmer können dann ihre Preisangebote abgeben. In der Regel gewinnt der, der das günstigste Angebot abgibt – vorausgesetzt, man erreicht ihn auch.

Das Online-Portal „Auftragsboerse.de“ der Metropolregion Rhein-Neckar-Kreis hat sich zum Ziel gesetzt, das „Zusammenfinden“ von Kommunen und Unternehmern zu erleichtern.

Seit das Portal vor einem Jahr gestartet ist, hat sich viel getan. Wie Fabian Ebert von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH erklärt, sind immer mehr Kommunen und Unternehmer auf die „Auftragsboerse“ zugekommen. Infolge dessen seien auch immer mehr Ausschreibungsverfahren über das Portal abgewickelt worden. Insgesamt betrachtet ist die Entwicklung „sehr gut“ verlaufen, so Ebert.

Gute Idee - die Umsetzung ist noch holprig. Quelle: auftragsboerse.de

Um „Kosteneinsparungen“ geht es bei der Auftragsbörse eigentlich nicht. Es ist nicht das Ziel, durch den direkten elektronischen Draht eventuell Stellen einzusparen oder dergleichen. Vielmehr geht es darum, dass Kommunen und Unternehmer leichter zueinanderfinden sollen. Bisher funktioniert dies auch sehr gut.

Man darf aber auch nicht vergessen, so Ebert, dass die Teilnahme an der „Auftragsboerse“ nicht gleich bedeutet, dass alle Aufträge dort auch eingestellt werden. Die klassische öffentliche Ausschreibung via Anzeigen wird nach wie vor häufig genutzt. Natürlich können die Kommunen die Ausschreibungen auch bei der „Auftragsboerse“ einstellen. Sie müssen aber nicht.

Hirschberg ist „engagiert“ mit dabei – aber es braucht Zeit.

Die Gemeinde Hirschberg nimmt auch an der Auftragsboerse teil. Ein sinnvoller Schritt, der bedauerlicherweise noch etwas stolprig ist. Auf Anfrage konnte uns Herr Ebert nicht bestätigen, ob das Kommunale Hilfsleistungszentrum auch in der Auftragsboerse ausgeschrieben ist. Man müsse das Ganze jedoch differenziert betrachten.

Hirschberg sei engagiert, das Angebot der Auftragsboerse zu nutzen. Diesbezüglich sei man schon weit integriert. Insgesamt sei es jedoch ein umfangreicher Prozess für die Kommunen, sich auf ein derartiges Angebot einzulassen.

Sehr kleine Kommunen hätten das rasch erfolgreich geschafft. Bei manchen größeren gibt es noch Probleme. Hirschberg plane jedoch ein intensivere Nutzung, so Ebert. So sollen zukünftig auch Ausschreibungen im Tiefbaubereich an die „Auftragsboerse“ vermittelt werden.

Nicht vergessen dürfe man außerdem, dass manchmal auch nur bestimmte Ausschreibungen bei der „Auftragsboerse“ eingestellt werden. Insbesondere wenn es um „elektronische“ Sachen gehe, werde die Auftragsboerse häufig genutzt.

In eigener Sache: Wir machen Betriebsferien und wünschen Ihnen schöne Festtage

Guten Tag!

Hirschberg, 23. Dezember 2010. 2010 war ein aufregendes Jahr und 2011 wird sicherlich mindestens so gut werden. Denn das Leben ist aufregend – manchmal schön, manchmal weniger. Wir hoffen, dass wir Sie gut unterrichtet und auch unterhalten haben. Und freuen uns, Sie im kommenden Jahr wieder mit Nachrichten und Meinungen zu versorgen. Wir sind ab dem 10. Januar wieder für Sie da.

Das wichtigste im Leben ist Gesundheit. Das wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, am meisten.

Dazu aber auch schöne besinnliche Tage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011!

Wir hoffen, dass wir Sie gut unterrichtet haben. Und freuen uns, Sie im kommenden Jahr wieder mit Nachrichten und Meinungen zu versorgen.

Unser lokaljournalistisches Angebot hat sich etabliert, bleibt aber trotzdem in Entwicklung.

Sie wirken daran mit, durch Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Interesse, Ihre (mittlerweile 3.700) Kommentare, Ihre Informationen, die Sie uns geben. Und das ist gut so.

Herzlichen Dank dafür. Genauso an die Vereine und öffentliche Einrichtungen, Unternehmen und alle, die uns mit Informationen in unserer Arbeit ganz selbstverständlich unterstützen.

Und natürlich allen Mitarbeitern in unserem kleinen Team für die leidenschaftlich getane Arbeit.

Überall in Deutschland sind gerade im Jahr 2010 zahlreiche „Blogs“ oder „Internet-Zeitungen“ entstanden, die auf die Vorzüge der Berichterstattung im Internet setzen: kostenfrei, 24 Stunden am Tag erreichbar, schnell, hintergründig, vernetzt und multimedial.

Wir wünschen den Kollegen viel Erfolg und viele Leserinnen und Leser.

Am Erfolg haben auch die Werbekunden teil, denen wir sehr herzlich für die Aufträge danken. Durch die Werbeeinnahmen wird ein Teil unserer Arbeit finanziert. Wir bitten deshalb um freundliche Beachtung der Anzeigen.

Während wir Betriebsferien machen, sind Sie herzlich eingeladen, unsere Artikel „nachzulesen“ – stöbern Sie einfach.

Oben können Sie über das Menü zu verschiedenen Kategorien springen, rechts unten finden Sie in der Seitenleiste Schlagwörter und eine hierarchische Darstellung der Kategorien.

Wenn Sie uns ein Weihnachtsgeschenk oder eines zum neuen Jahr machen wollen, dann schreiben Sie uns, was Ihnen gefällt, was Sie vermissen, was wir besser machen können.

Das schließen wir dann in unsere guten Vorsätze für 2011 ein! 🙂

In diesem Sinne
wünschen wir Ihnen schöne Tage

Ihre
Redaktion hirschbergblog

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„Pfenning“: „Man war zu spät aufgewacht – alle Entscheidungen waren schon getroffen.“

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Guten Tag!

Hirschberg, 04. November 2010. Der vorliegende Text ist heute auf dem heddesheimblog erschienen – weil auch Hirschberg betroffen ist, veröffentlichen wir den Artikel auch hier.

Das heddesheimblog wagt einen Blick in die Zukunft: Wir haben mit jemandem gesprochen, der in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat, wie eine Ansiedlungsentscheidung sein Lebensidyll verändert.

Dieter Pfenning heißt der Mann und ist weder verwandt noch verschwägert mit dem „pfenning logistics“-Chef Karl-Martin Pfenning. Die Namensgleichheit ist reiner Zufall.

Dieter Pfenning ist IT-Spezialist und wohnt in Oldendorf, im „Speckgürtel“ von Hamburg. Rein zufällig hat er bereits erlebt, was Heddesheim und Hirschberg noch vor sich haben. Denn vor seiner Haustür entsteht ein riesiges Logistik-Zentrum.

Von Dieter Pfenning

Vor gut neun Jahren bin ich mit meiner Frau aus dem belebten Hamburger Stadtteil St. Georg raus aufs Land gezogen, nach Oldendorf. Dort wurde auch unser gemeinsamer Sohn geboren.

Zuvor hatten wir über zwei Jahre lang gesucht, bis wir diesen schönen Ort auf dem platten Land gefunden hatten.

„Oldendorf war für mich, meine Frau und unseren Sohn ein Idyll.“ Dieter Pfenning

Ein 80-Seelen-Nest. Die Hausnummern der Häuser sind in der Reihenfolge, in denen sie gebaut wurden. Hier sagen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“.

Ländliche Idylle – aufgenommen am 11. September 2008. Bild: privat

Oldendorf liegt zwischen zwei Autobahnabfahrten – die wir schnell erreichen können. Ich fahre 40 Kilometer zu meinem Arbeitsplatz nach Hamburg. Eine ideale Kombination: Wohnen auf dem Land und gute Verkehrsanbindung an die Stadt.

Auch andere finden das ideal – das wusste ich damals aber nicht.

Irgendwann wurde ich durch das Ortsblättchen auf eine geplante Speditionsansiedlung aufmerksam. Im Nachbarort Mienenbüttel sollte das entstehen – wenn alles ausgebaut ist, wird es 80 Hektar groß sein. Auf der anderen Seite der Autobahn, in Wennerstorf sollen nochmals 45 Hektar ausgebaut werden. Lidl hat hier schon das Zentrallager Nord hingestellt. Man sagte mir, dass hier das größte Logistik-Zentrum Deutschlands entsteht.

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Logistik-Idylle. Aufgenommen am 30. Oktober 2010. Bild: privat

Ich machte mich kundig und fragte Leute in Mienenbüttel über die Ansiedlung. Und ich erfuhr: Hier gibt es sogar eine Bürgerinitiative Mienenbüttel. Wie konnte das sein, dass ich zwei Kilometer weiter nichts davon erfahren hatte?

„Wieso hatte ich nichts erfahren?“

Das Gewerbegebiet wird sich direkt an Mienenbüttel anschließen: Wie konnte das sein, dass sich hier so wenig regt?

Die Mitglieder der Initiative waren sehr emotional. Ich habe dann einen Blog aufgesetzt, Informationen gesammelt und diese veröffentlicht.

Denn eins war klar: Alle Entscheidungen waren schon in den Gremien getroffen worden. Man war zu spät aufgewacht.

Es gab keine Gutachten, keine ernstzunehmende juristische Beratung. Klar, es wurden Einwendungen gemacht, die aber alle abgeschmettert wurden.

Alles abgeschmettert.

Aktuell ist am 25. Oktober 2010 ein Normenkontrollverfahren beendet worden – ohne Chance auf Revision. Man hatte geklagt, dass die Einwendungen nicht ausreichend berücksichtigt worden waren. Das mag sein. Da diese aber formal nicht untermauert waren, gab es auch wenig Chancen auf Erfolg mit der Klage.

Während der Planungsphase haben wir hier ordenlich Dampf gemacht. Plakate gemalt, Aufkleber drucken lassen – wir haben sogar eine Demo veranstaltet.

Mir war klar, dass wir wohl nicht mehr viel erreichen konnten. Eins meiner unserer Ziele war, dass wir ein Durchfahrtsverbot für Lkw über 7,5 Tonnen durch Oldendorf erreichen. Das hat funktioniert. Die Lkw fahren zwar immer noch durch den Ort, wenn die A1 dicht ist. Aber wenigstens etwas.

Ohne Rücksicht auf Verluste.

Es gab viel böses Blut in der Zeit. Das Gewerbegebiet gehört zu Neu-Wulmstorf, wie auch Mienenbüttel. Die haben das ohne Rücksicht auf Verluste bei den Nachbarn durchgezogen. Die Stimmung in Mienenbüttel ist nicht besonders gut, weil man erst spät erkannt hat, dass der ganze Ort verändert wird.

Die lokale Presse, beispielsweise das Hamburger Abendblatt als große Zeitung, hat das Thema links liegen lassen. Die kleine Lokalblättchen-Presse hat sich etwas mehr engagiert.

Heute wissen alle: Wir haben geschlafen und sind erst von einem Apparat überrollt worden, gegen den man kaum eine Chance hat und bekommen einen Verkehr, der das Leben hier von Grund auf verändern wird.

Solange sich die „gewählten Vertreter“ in den gesetzlich zulässigen Grenzen bewegen, kann man wenig machen. Natürlich sind die bis an jede dieser Grenzen gegangen. Das einzige, was wir tun können, ist beim nächsten Mal anders zu wählen. So läuft das „Spiel“.

Kaum den Hauch einer Chance.

Wir haben aber etwas getan – wir haben für Aufmerksamkeit gesorgt. Wir hätten aber viel früher viel strukturierter gegen das Projekt vorgehen müssen, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben.

Bürgermeister und Verwaltungen beherrschen das Geschäft. Die machen das jeden Tag, kennen rechtliche Regelungen, Verfahrensabläufe, Fristen und all das. Auch Investoren kennen das alles. Normale Bürger sind dagegen fast chancenlos.

Emotionalität oder gar schlechte Laune bringt überhaupt nichts. Hier geht es um Gesetze, Normen, Verfahren. In diesen Sprachen wird verhandelt. Ob einem das gefällt oder nicht. Wer sich dagegen auflehnt, hat immerhin die Chance Zugeständnisse zu erreichen, wie wir in Oldendorf mit dem Durchfahrtsverbot.

Wir sind der kleinste Ort der umliegenden Gemeinden und haben den größten Krach gemacht. Sogar das ZDF hat über uns berichtet.

IG neinzupfenning-Vertreter war zu Besuch.

Irgendwann war auch mal jemand von der IG neinzupfenning hier bei uns mit seinem Wohnmobil und hat sich zum Lauf der Dinge und unseren Aktionen erkundigt. Wir haben informiert und dem Mann und seiner Frau Material mitgegeben. Seitdem haben wir nie mehr von diesen Menschen gehört.

Übers Internet hat mich Herr Prothmann kontaktiert – wir haben uns ausführlich über die jeweiligen „Zustände“ unterhalten.

Dabei haben wir durchaus unterschiedliche Sichtweisen – ich bin Betroffener und habe mich zusammen mit anderen gewehrt. Herr Prothmann ist Journalist und berichtet über das Verfahren.

Zwar ist er „zufällig“ auch zum Gemeinderat gewählt worden, aber auch hier steht er abseits mit seiner Transparenz und seinem klugen Sachverstand.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Oldendorf und Heddesheim.

Nach dem Kontakt habe ich sehr interessiert das heddesheimblog gelesen und viele Gemeinsamkeiten im Verfahrensgang zu „unserem“ Logistik-Zentrum feststellen können. Die Dokumentation ist beeindruckend.

Auch hier bei uns haben die „Einheimischen“, die auch in Überzahl in den Gremien vertreten sind, das Sagen und nichts gegen die Ansiedlung einzuwenden gehabt. Andere Einheimische haben sich angeschlossen – man kennt sich, versteht sich und vertraut sich: Wird schon werden…

Heute sind viele dieser Verbindungen teils unrettbar zerbrochen. Ich gebe allen den Rat, die Emotionen draußen zu lassen und sich auf die neue Situation einzustellen, so gut das eben geht. Das ist natürlich schwer, sind die Enttäuschungen doch groß.

Heddesheim und Hirschberg sind in einer anderen Lage – durch die professionelle journalistische Begleitung. Ich hätte mich gefreut, hätte ich jemanden wie Herrn Prothmann hier vor Ort gehabt. Der beherrscht sein Handwerk – das kann ich beurteilen, weil ich selbst schon lange im Verlagsgeschäft für große Medien arbeite.

Emotionen müssen draußen bleiben.

Was mich bis heute ärgert, ist, wie hilflos man gegenüber der Bürokratie und den Strippenziehern als Bürger ist. Aber wie gesagt – die Emotionen müssen draußen bleiben.

Ich habe meine Schlüsse daraus gezogen und weiß für die Zukunft, wie wichtig es ist, gut informiert zu werden und seinen Teil dazu beizutragen. Der Lobby aus Verwaltung, Wirtschaft und Lokalmedien kann man sonst nichts entgegensetzen.

Viele wollen das wahrscheinlich nicht, weil sie sich damit arrangiert haben. Das kann ein Leben lang gutgehen – aber auch an dem Tag zur Ernüchterung führen, wenn man selbst dadurch einen Nachteil hat.

BI Oldendorf

Zu spät, um noch „mitentscheiden“ zu dürfen: Die homepage der Bürgerinitiative Oldendorf.

Den Heddesheimern wünsche ich viel Erfolg bei ihrem zivilen Widerstand. Bleibt friedlich, das waren wir hier auch und das war mir und allen, die ich kenne, sehr wichtig.

„Man muss sich engagieren, sonst wird das nichts.“ Dieter Pfenning

Aber täuscht Euch nicht, was Eure „Mitwirkungsmöglichkeiten“ angeht. Die sind, soweit ich das überblicken kann, nur noch juristischer Natur.

Es besteht weiterhin die Chance, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Dafür muss man sich aber engagieren, sonst wird das nichts.

Das gilt für alle Ort in Deutschland. Und ebenso: Seid froh, dass ihr einen unabhängigen Journalismus im Ort habt, auch, wenn der manchmal unbequem ist. Denn das gilt nur für die wenigsten Orte in Deutschland.

Protokoll: Hardy Prothmann
Anmerkung der Redaktion: Ein Protokoll ist eine besondere journalistische Form. Die Grundlage ist ein Gespräch, dass Herr Pfenning und Herr Prothmann miteinander geführt haben. Dieses Gespräch wurde zusammengefasst und als Artikel zur Freigabe vorgelegt. Herr Pfenning hat kleinere Korrekturen vorgenommen und dann dem Text zur Veröffentlichung zugestimmt.

Vorstoß und Rückzug – Bundespräsident Köhler ist zurückgetreten

Guten Tag!

Hirschberg/Berlin, 31. Mai 2010. Der heutige Tag geht in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein: Bundespräsident Horst Köhler hat völlig überraschend heute seinen Rücktritt erklärt. .

Von Hardy Prothmann

Horst Köhler. Bild: Bild - Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, B 145 Bild-00170079, Foto: Chaperon

„Meine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 22. Mai dieses Jahres sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr, die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.“

Mit diesen Worten hat Bundespräsident Horst Köhler seinen Rücktritt eingeleitet – nachdem er Tage zuvor im DeutschlandRadio etwas gesagt hatte, dem ein deutlicher „imperialistischer“ Zungenschlag anhaftete:

„Meine Einschätzung ist aber, dass wir insgesamt auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.“

Die Reaktionen auf diesen Vorstoß sieht Herr Köhler als „Unterstellung“ an, als „Kritik, die jeder Rechtfertigung entbehrt“.

Ist das so? Herr Köhler hat gesagt, was er gesagt hat und hat keinen Versuch unternommen, ein „Missverständnis“ zu klären. Heute tritt er zurück und zeigt, dass er keine Kritik aushalten kann oder will. Deshalb ist sein Rücktritt zu begrüßen.

Andere Medien landauf, landab berichten über die „großen Verdienste“ des Bundespräsidenten a.D. Horst Köhler. Das gehört sich so. Ganz sicher hat Herr Köhler das höchste Staatsamt ordentlich ausgefüllt, auch das gehört sich so.

Lenkend in Debatten einzugreifen oder Linien vorzugeben, ist ihm nicht gelungen. Es hat den Anschein, als habe er sich deshalb ein wenig beleidigt zurückgezogen – hatte er zu wenig Aufmerksamkeit?

Wenn ja, hat er diese mit seinem heutigen Schritt auf alle Fälle bekommen. Er geht als der erste Bundespräsident, der zurückgetreten ist, in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein.

Interessant ist, dass seine Äußerung im Interview mit DeutschlandRadio einen neuen Blick auf den Afghanistan-Krieg lenken, der nicht nur die „Sicherheit Deutschlands“ verteidigen will, sondern wirtschaftlichen Interessen dienen könnte.

Ob dies zutreffend ist oder nicht, wird die Debatte darüber in der kommenden Zeit klären. Im Abgang hat Herr Köhler damit vielleicht seinen ersten großen, eigenständigen Erfolg gesichert: Eine Debatte über eine nationale Frage anzustoßen.

Dokumentation der Rücktrittsrede:

„Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen“
Erklärung von Bundespräsident Horst Köhler

Meine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 22. Mai dieses Jahres sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr, die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.
Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten – mit sofortiger Wirkung. Ich danke den vielen Menschen in Deutschland, die mir Vertrauen entgegengebracht und meine Arbeit unterstützt haben. Ich bitte sie um Verständnis für meine Entscheidung.
Verfassungsgemäß werden nun die Befugnisse des Bundespräsidenten durch den Präsidenten des Bundesrates wahrgenommen. Ich habe Herrn Bürgermeister Böhrnsen über meine Entscheidung telefonisch unterrichtet, desgleichen den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages, die Frau Bundeskanzlerin, den Herrn Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts und den Herrn Vizekanzler.
Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen.“

Stelllungnahmen im Video finden Sie bei Spiegel online.

In eigener Sache: Unterstützen Sie das hirschbergblog!

Guten Tag!

Hirschberg, 03. Februar 2010. Seit dem 16. Dezember ist das hirschbergblog online. Wir bauen nach und nach unsere Berichterstattung aus. Sie als Leserin und Leser können unsere Arbeit unterstützen. Und die lokale Wirtschaft findet in uns einen verlässlichen und modernen Werbepartner.

Von Hardy Prothmann

Liebe Leserinnen und Leser, sehr geehrte Geschäftsleute,

in den vergangenen Tagen haben wir viele emails von Ihnen erhalten – einerseits mit Glückwünschen, weil ich von der Jury des „Mediummagazins“,- der größten unabhängigen Journalistenfachzeitschrift Deutschlands, unter die Top-100-Journalisten des Jahres 2009 gewählt wurde, andererseits mit Themenvorschlägen und darüber hinaus mit Fragen, was das hirschbergblog den eigentlich sein soll.

Zur Sache:

Das hirschbergblog bietet Ihnen einen professionellen Journalismus auf lokaler und regionaler Ebene an. „Wie eine Zeitung?“, werde ich oft gefragt. „Ja und Nein“, ist dann meine Antwort.

Eine Zeitung ist gedruckt und erscheint einmal am Tag, einmal die Woche oder im Monat und sonntags nie – bis auf die Sonntagszeitungen, die aber wochentags nicht erscheinen.

Das hirschbergblog hat keine festen Veröffentlichungstermine – unsere Informationen erscheinen dann, wenn sie fertig sind. Und das oft schneller als bei den Zeitungen.

Das hirschbergblog fängt neu an und Sie können dabei sein.

Aber: MM, WNOZ, RNZ bieten doch mehr Berichterstattung als das hirschbergblog? Moment: Das hirschbergblog fängt gerade an. Es ist gerade erst sechs Wochen alt und arbeitet sich ein.

Wir müssen über die nächsten Wochen und Monate den Mut zur „Lücke“ haben, weil wir noch nicht „alles“ und uns nicht „alle“ kennen.

Und wir berichten ausschließlich regional und lokal. Für überregionale Nachrichten empfehlen wir immer wieder spiegel.de, zeit.de, sueddeutsche.de, faz.net, handelsblatt.com und viele andere. Diese Redaktionen können das überregionale Geschäft besser und exklusiver als wir und jede Lokalzeitung.

Leider gibt es keine Lokalzeitung, deren überregionalen Mantel wir verantwortungsbewusst empfehlen wollten.

Umgekehrt sind wir im Lokalen besser und exklusiv.- Vor Ort sind wir das Handelsblatt oder der Spiegel.

Sie können sicher sein, dass die Schlagzahl unserer Berichte im Lauf der Zeit deutlich zunehmen wird.

Und: Es gibt keine Zugangsbeschränkungen. Viele Zeitungsverlage planen gerade, Google zu verklagen und ihre Informationen kostenpflichtig zu machen.

Das hirschbergblog hält davon nichts und bietet seine Informationen frei an – zu jeder Tages- und Nachtzeit und wenn Sie wollen auch im Ausland. Denn das Internet ist weltweit – es ist aber auch lokal und es wird zunehmend mobil.

Manche Zeitungen drucken einen Linktipp unter einen Artikel – meistens ein Hinweis auf die zeitungseigene Internetseite. Sie müssen zum Computer gehen, den Link eingeben… – alles viel zu kompliziert.

Wir liefern Ihnen die wichtigsten Links in unseren Artikeln gleich mit. Wenn es im Internet etwas gibt, was zu unserem Artikel passt und wir davon Kenntnis haben, bieten wir Ihnen das an. Wir werden Videos zeigen, Audio-Dateien anbieten und unser Archiv steht Ihnen offen.

Überall im Land werden Redaktionsstellen bei den klassischen Zeitungen abgebaut. Viele Kollegen verlieren ihren Job, weil der teure Zeitungsbetrieb sie angeblich nicht mehr bezahlen kann.

Gerade die Lokalzeitungen und deren Verleger gehen aber wegen ihrer monopolistischen Stellung nur selten pleite – sie bezahlen ganz im Gegenteil ihren freien Mitarbeitern „Honorare“, die man noch nicht mal als Hungerlohn bezeichnen kann. Ein mittlerer Bericht von 60 Zeilen in der Lokalzeitung bringt, wenn es hochkommt, vielleicht 15-20 Euro, für zwei, drei Stunden Arbeit.

Angeblich gibt es kein Geschäftsmodell für die redaktionelle Arbeit im Internet. Das ist eine Lüge der Tageszeitungen.

Der Online-Werbemarkt beträgt in Deutschland vier Milliarden Euro. Nur 160 Millionen Euro kommen bei den Verlagen an.

Warum? Weil diese bislang überhaupt kein Interesse hatten, die Werbung von Print auf Online wandern zu lassen. Denn die Druckmaschinen sind teuer und müssen gedruckte Produkte mit teuren Anzeigen produzieren.

Online ist neu – Print ist alt

Jedes Engagement pro Internet ist folgerichtig eines kontra Print. Einen Ausweg aus diesem Dilemma hat noch kein Verlag gefunden.

Im Gegenteil mussten die Verlage kräftig bluten. Die so genannten Rubrikenmärkte wie Immobilien, Jobs und Autos sind fast vollständig ins Internet abgewandert. Die finanzierten noch vor wenigen Jahren teure Bäder und luxoriöse Yachten der Verlags-Eigner.

Und im Lokalen? Da vertrauen immer noch viele Firmen auf die „vertrauten“ Medien wie die Lokalzeitung und das „Mitteilungsblatt“.

Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat wird hier Geld für Werbung investiert, die schon lange ebenso wie das Trägermedium nicht mehr Ernst genommen wird. Warum? Weil die Informationen beliebig sind.

Auch das hirschbergblog will zusammen mit dem heddesheimblog und dem in Kürze startenden ladenburgblog von Werbeeinahmen leben.

Was ist der Unterschied? Wir wollen keinen „beliebigen“ Journalismus bieten, sondern einen unabhängigen und kritischen Journalismus.

Wir bieten eine Alternative zum gängigen „Bratwurstjournalismus„.

Wir wollen aber auch über Anzeigen finanziert sein. Von Unternehmen, die für die Qualität ihrer Leistungen einstehen und diese bewerben.

In einem Medium, das für Leistung und Qualität einsteht.

Und wir wollen freie Mitarbeiter anständig für eine gute Arbeit bezahlen können.

Das heißt, wir brauchen Geschäftsleute, ob Gewerbetreibende, Dienstleister, Händler, die ihre Angebote bei uns bewerben und damit die Lokalität und Regionalität des Internets erkennen.

Und die sich die Chance, hier positiv wahrgenommen zu werden, nicht entgehen lassen wollen.

Denn die traditionelle Print-Werbung ist ein Auslaufmodell.

Lokale Online-Werbung ist die Zukunft.

Wir bieten dafür Unternehmen die Werbeplattform der Zukunft an.

Sie können mit gestalteten Anzeigen, per Textwerbung, mit Video oder mit ganz neuen Formen, die wir mit Ihnen zusammen entwickeln, für sich werben. Ob für ihr Image oder für eine Aktion. Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns.

Wir bieten Ihnen unsere Ideen an und haben ein Ohr für Ihre Wünsche.

Unsere Währung heißt Aufmerksamkeit – ihre Werbung bekommt diese.

Und die lokale Wirtschaft bekommt unsere redaktionelle Aufmerksamkeit. Lassen Sie sich überraschen, wie wir das machen.

Eins ist garantiert: Bei uns gibt es keine „gekaufte“ Berichterstattung.

Denn das beschädigt garantiert die Glaubwürdigkeit des Mediums und damit auch der Werbung.

Am Ende dieses Artikels werden Sie feststellen, dass wir kein Blatt vor den Mund nehmen.

Vor allem mit den Leserinnen und Lesern wünschen wir uns einen kommunikativen Austausch.

In Heddesheim sind wir im Mai 2009 gestartet und haben schon dutzende Themen aus der Leserschaft umgesetzt: Ob eine kaputte Ampelanlage, die nach unserer Berichterstattung plötzlich sehr schnell repariert wurde oder zur geplanten Unternehmensansiedlung „Pfenning“, die nun als Thema auch in Hirschberg ankommt.

Die Zukunft des Lokaljournalismus findet im www statt.
So paradox das klingt.

Ob Verkehrslenkungsvertrag, Verzicht auf gefährliche Chemie oder garantierte Ausbildungsplätze. Unsere Berichterstattung hat entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Gemeindeverwaltung und das Unternehmen „Pfenning“ bewegen mussten – und daran waren entscheidend Hinweise unserer Leserinnen und Leser beteiligt.

Der Mannheimer Morgen hat in diesem Zusammenhang als „vierte Gewalt“ kläglich versagt.

Nach unseren Recherchen haben sich die RNZ und die WNOZ in Sachen „Sterzwinkel und Seniorenzentrum und, und, und…“ auch nicht gerade mit „herausragenden Artikeln hervorgetan“.

Im Gegensatz zu den etablierten Medien bringen wir nicht nur die ewig gleichen Nachrichten, „so wie letschd Johr, ah dies Johr und näkschd Johr ah“.

Wir sind offen für neue Themen. Wir holen die Bundes- und Landespolitik auf die lokal-regionale Ebene und bemühen uns, auch umgekehrt, Themen aus dem Lokalen überregional zu etablieren.

Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung.

Was fehlt in der aktuellen Berichterstattung? Welches Thema sollte man dringend aufgreifen? Was wird Ihrer Meinung nach immer falsch dargestellt? Informieren Sie uns über Ihre Ideen. Wir prüfen diese, recherchieren und berichten.

Schön reden, weggucken, nicht nachdenken – das kennt jeder Mensch. Mal ehrlich: Das geht vielen von uns so.

Selbst „den Buckel hinhalten“? Das ist verständlicherweise oft nicht möglich.

Wir halten den „Buckel hin“. Denn wir sind unabhängig. Wir können Rechte wahrnehmen, die dem einzelnen Menschen verwehrt bleiben. Wir haben Möglichkeiten, die nicht jeder hat. Und wir nutzen diese Möglichkeiten.

Sie können uns auch Gastbeiträge und Leserbriefe schicken. Wir veröffentlichen diese garantiert unzensiert, sofern sich keine „justiziablen“ Inhalte darin befinden.

Sie haben ein Anliegen, dass viel Zeit und Mühe kostet? Informieren Sie uns, wir geben unser Bestes, um dem „Thema“ gerecht zu werden. Probieren Sie einfach aus, was die Redaktion zu leisten in der Lage ist.

Zur Zeit sind wir ein sehr kleines Team – aber wir leben den Netzwerkgedanken.

Es gibt nicht die Zeitung oder das blog.
Es gibt einen Austausch von Informationen oder nicht.

So gesehen sind wir nicht nur in Heddesheim schon ein großes Team, weil uns hier bereits viele Personen unterstützen. Das wünschen wir uns auch für Hirschberg.

Ich rede von „wir“, weil ich das tatsächlich meine. Wir heißt: Wir in dieser deutschen Demokratie.

Überparteilich und nur dem demokratischen Gedanken verpflichtet.

Kliquenwirtschaft ist das größte Übel, was man sich vorstellen kann. Egal, ob „wir“ als kritikloses, uniformiertes, sozialistisches Kollektiv daherkommt oder als konservative oder neo-liberale „Spätzle-Connection“. Beides führt in die Korruption, angefangen beim Geld, endend bei der eigenen Persönlichkeit und letztlich in einem Schaden für viele oder alle. Siehe Bankenkrise.

Demokratie lebt von und nur mit Transparenz. Davon bin ich fest überzeugt.

Das heißt nicht, dass man nicht auch „private“ Geheimnisse haben kann.

Ganz im Gegenteil. Die Privatsphäre der Menschen ist ein hohes Gut und ist konsequent gedacht wie die Meinungsfreiheit implizit ein Systemelement einer jeden Demokratie.

Für Ihren Hintergrund: In Heddesheim findet durch den Bürgermeister Kessler und andere Personen in dessen Umfeld wegen unserer kritischen, investigativen und meinungsfreudigen Berichterstattung eine nahezu totale Informationsverweigerung statt.

Wir berichten trotzdem. Wie wir meinen, besser recherchiert, hintergründiger und wahrhaftiger als der Mannheimer Morgen.

Denn wir haben mittlerweile viele Quellen, die uns informieren.

Vor jeder „heißen“ Story steht allerdings die Prämisse, die „Quelle“, also den Informanten zu schützen. Sie können sich auf diesen Schutz verlassen.

Guter Anfang – Zukunft offen.

Die Hirschberger Verwaltung und Herr Bürgermeister Just haben sich uns gegenüber bislang sehr kooperativ gezeigt, was wir hiermit ausdrücklich anerkennen wollen.

Die politischen Vereinigungen und Parteien In Hirschberg möchten wir ebenfalls loben, weil die sich insgesamt sehr interessiert an unserem Projekt zeigen.

Das Lob hat übrigens nichts mit einem Schmusekurs zu tun, sondern mit Kritik. Wir berichten kritisch: Wenn es etwas zu loben gibt, tun wir das. Wenn etwas nicht gut oder gar schlecht läuft, berichten wir auch darüber.

Lob und Tadel sind beides Elemente einer ernsthaften Kritik – also einer Auseinandersetzung in und mit der Sache, um die es geht.

Ein Beispiel: Die Neujahrsrede des Bürgermeisters Just. Aus unserer Sicht hat Bürgermeister Just eine positive Rede gehalten, die wir in Teilen trotzdem kritisiert haben.

Es wird mit an sicher grenzender Wahrscheinlichkeit schon in naher Zukunft zu Konflikten kommen.

Das heißt, der Verwaltung, dem Bürgermeister Just oder den Parteien oder auch anderen Gruppen wie der „BI Sterzwinkel“ wird unsere Berichterstattung nicht „schmecken“. – Alle Beteiligten werden dann Gelegenheit haben, sich souverän mit unserer Berichterstattung auseinanderzusetzen.

Wir berichten nicht für Anzeigenkunden, noch Parteien, noch Interessengruppen. Wir berichten neutral unsere Informationen.

Ein anderes Beispiel gefällig? „Sterzwinkel, Seniorenzentrum, Hilfeleistungszentrum, das ist alles durch. Da gibt es nichts mehr zu berichten, was über den von Ihnen genannten „Bratwurstjournalismus“ hinaus geht. Das mit dem Internet und der Innovation ist doch alles nicht so toll, wie Sie das so behaupten“, antwortete mir dieser Tage jemand am Telefon, den ich von der Idee, eine lokal-regionale Informationsplattform im Internet zu installieren, interessieren wollte.

Schlechter Anfang – Was bringt die Zukunft?

Dieser Jemand ist Harald Kunkel, Geschäftsstellenleiter des Bunds der Selbstständigen (BdS) für den Bezirk Nordbaden, zuständig für die Betreuung der Orts- und Kreisverbände in den Kreisen Rhein-Neckar & Neckar-Odenwald und Betreiber einer Werbeagentur in Hirschberg.

Herr Kunkel hat sich damit eindeutig aus meiner Sicht für seine verantwortungsvolle Aufgabe disqualifiziert. Außer „ich“, „ich“, und „ich weiß es besser“ hat er eigentlich keine Aussage getroffen.

Noch viel schlimmer: Er hat nicht eine interessierte Frage gestellt, womit er es zu tun haben könnte und schon gar nicht, ob das hirschbergblog und alle weiteren noch folgenden Informationsangebote seinen Mitgliedern einen Nutzen bringen könnten.

Seine bornierte Haltung zeigt nur, dass er nicht innovativ ist, dass er kein Interesse hat, neue Wege zu gehen, sondern am liebsten an dem festhält, was er kennt: In seinem Fall ist das die Druckbranche. Hier ist er groß geworden, hier wurde er sozialisiert, hier will er beerdigt werden.

Herr Kunkel betreibt eine Werbeagentur. Und er hat eine „homepage“. Hier finden sich unter „Aktuelles“ Informationen aus dem Jahr 2008.

Herr Kunkel wirbt für seine Agentur unter Punkt „9. Aktualität.“: „Unsere Hersteller und Lieferanten investieren ständig in neueste Technologien. Wir bieten Ihnen daraus den Vorteil auf der Höhe der Zeit zu sein.“

Die „Aktualität“ des Herrn Kunkel endet auf seiner homepage im April 2008.

Ob die, die er angeblich vertritt, genauso „aktuell“, also drei Jahre hinterher sein wollen, werden wir herausfinden.

In diesem Sinne

Einen schönen Tag wünscht Ihnen

hardyprothmann

Info-Veranstaltungen zu auftragsboerse.de

Guten Tag!

Hirschberg, 22. Dezember 2009. Ab Januar 2010 können unter „auftragsboerse.de“ Vergabeunterlagen für Ausschreibungen von 65 Kommunen in der Metropolregion Rhein-Neckar kostenlos online abgerufen werden. In Kooperation mit den Handwerks- und den Industrie- und Handelskammern werden im Januar und Februar 2010 kostenlose Informationsveranstaltungen für Unternehmen angeboten. Das hirschbergblog listet die Termine auf.

Bensheim:
14.01.2010, 18-20 Uhr
26.01.2010, 18-20 Uhr
02.02.2010, 18-20 Uhr

Heidelberg:
15.01.2010, 9-11 Uhr
01.02.2010, 16-18 Uhr
25.02.2010, 9-11 Uhr

Landau:
19.01.2010, 16-18 Uhr
03.02.2010, 18-20 Uhr
24.02.2010, 10-12 Uhr

Ludwigshafen:
21.01.2010, 10-12 Uhr
27.01.2010, 16-18 Uhr
24.02.2010, 18-20 Uhr

Mannheim:
20.01.2010, 17-19 Uhr
05.02.2010, 17-19 Uhr

Mosbach:
18.01.2010, 16-18 Uhr
08.02.2010, 16-18 Uhr

Worms:
25.01.2010, 18-20 Uhr
25.02.2010, 18-20 Uhr

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog

Diese Kommunen machen bei auftragsboerse.de mit

Guten Tag!

Hirschberg, 22. Dezember 2009. Handwerker aufgepasst: Ab Januar stellen 65 Kommunen der Metropolregion Rhein-Neckar ihre öffentlichen Ausschreibungen unter einer einheitlichen Plattform ins Internet. Das hirschbergblog listet die teilnehmenden Kommunen auf. Auch die Gemeinde Hirschberg macht bei „auftragsboerse.de“ mit.

auftragsboerse.de bietet einen kostenlosen Zugriff auf Ausschreibungsunterlagen: „Ab sofort steht unter „auftragsboerse.de“ die neue einheitliche regionale elektronische Vergabeplattform der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) zur Verfügung. Unternehmen können dort, neben Informationen zu den aktuellen öffentlichen Ausschreibungen von 65 Kommunen aus der MRN, auch die Vergabeunterlagen kostenlos online abrufen, danach am Computer bearbeiten und via Internet an die ausschreibende Stelle übermitteln.

auftragsboerse

65 von 115 Kommunen machen bei auftragsboerse.de mit.

Kommunen, die ab 1.1.2010 dabei sind
Bad Bergzabern Verbandsgemeinde
Bobenheim-Roxheim
Böhl-Iggelheim
Brühl
Deidesheim Verbandsgemeinde
Dossenheim
Dudenhofen Verbandsgemeinde
Edingen-Neckarhausen
Frankenthal
Freinsheim Verbandsgemeinde
Fürth
Grünstadt-Land Verbandsgemeinde
Heidelberg
Hemsbach
Heppenheim
Hirschberg
Hockenheim
Jockgrim Verbandsgemeinde
Kreis Bergstraße
Ladenburg
Lambrecht Verbandsgemeinde
Lambsheim
Lampertheim
Landau
Landkreis Bad Dürkheim
Landkreis Germersheim
Laudenbach
Lindenfels
Ludwigshafen
Mannheim
Mutterstadt
Neckarsteinach
Neuhofen
Neulußheim
Neustadt
Plankstadt
Rauenberg
Reilingen
Rhein-Neckar-Kreis (Bau und Vermögen)
Rhein-Neckar-Kreis (Kreisverwaltung)
Rhein-Pfalz-Kreis
Rimbach
Römerberg
Sandhausen
Schifferstadt
Schriesheim
Schwetzingen
Sinsheim
Speyer
St. Leon-Rot
Verband Region Rhein-Neckar
Viernheim
Walldorf
Weinheim
Wiesloch
Worms

Kommunen, die im Laufe des Jahres dazu stoßen:
Altlußheim
Bürstadt
Eberbach
Elztal
Eppelheim
Ilvesheim
Leimen
Malsch
Nußloch
Wilhelmsfeld
Wörth

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog

auftragsboerse.de: „Alle profitieren, vor allem kleinere Unternehmen.“

Guten Tag!

Hirschberg, 22. Dezember 2009. Ab Januar können Handwerksbetriebe und Unternehmen sich über das Internet um Ausschreibungen von 65 Kommunen in der Metropolregion bewerben. „auftragsboerse.de“ heißt das Projekt, von dem beide Seiten profitieren sollen, nämlich Wirtschaft und Gemeinde-Haushalte. Die Idee ist simpel, die Umsetzung war es nicht: Auf einer zentralen Plattform werden Ausschreibungen der Kommunen eingepflegt, die Firmen erhalten eine Ausfüllhilfe und bewerben sich online um die Aufträge.

Interview: Hardy Prothmann

Frau Brockmann, ab 2010 können Handwerker und Unternehmen Angebote für Ausschreibungen von Kommunen vollständig elektronisch abgeben. Allerdings nur bei 65 der 155 Kommunen der Metropolregion Rhein-Neckar. 90 Kommunen machen nicht mit. Warum?

Christine Brockmann: „Das hat verschiedene Gründe. Zum einen betreten alle Kommunen natürlich Neuland. Und die Kommunen zahlen für diese Lösung pro Zugang zur regionalen Vergabeplattform eine Lizenzgebühr. Gerade sehr kleine Kommunen sagen, der Aufwand lohnt sich nicht, weil es im Vergleich nur wenige Ausschreibungen gibt.“

„Die Kommunen zahlen zwar, werden unter dem Strich aber Kosten sparen.“

Gibt es eine Break-even-Zahl, ab der sich die Kosten rechnen?

mrnBrockmann

Projektleiterin Christine Brockmann: "Beide Seiten werden von auftragsboerse.de profitieren." Foto: MRN

Brockmann: „Das hängt in jedem Fall von der Konstellation vor Ort ab und lässt sich nicht pauschal beantworten. Nur soviel: Einige Kommunen haben ausgerechnet, was sie die Lizenz kostet und was sie sparen, weil sie künftig auf kostenpflichtige Bekanntmachungen in gedruckten Medien verzichten können und intern bei der Bearbeitung durch die Verwaltung Zeit sparen. Das Ergebnis führt zu deutlichen Einsparungen.“

Können die Kommunen denn auf solche Anzeigen nach dem Vergaberecht verzichten?

Brockmann: „Ja, grundsätzlich ist die Veröffentlichung unter auftragsboerse.de ausreichend. Sicher werden aber viele Kommunen für eine gewisse Übergangszeit auch die alten Kanäle noch bedienen.“

Handwerkliche Betriebe müssen künftig also nicht mehr alle möglichen Zeitungen und Amtsblätter nach Ausschreibungen durchsuchen. Gibt es weitere Vorteile?

Brockmann: „Sehr viele, die alle darzustellen, würde hier den Rahmen sprengen. Ein wichtiges Beispiel: Gerade kleinere Unternehmen oder solche, die sich seltener an kommunalen Ausschreibungen beteiligen, scheitern bei der Angebotsabgabe, weil sie vergessen, Informationen einzureichen. Das Vergaberecht ist hier gnadenlos. Das ist für alle bedauerlich: Für die Firma, die Arbeit hatte und den Auftrag nicht bekommt und für die Kommune, die vielleicht ein sehr gutes Angebot mit hochwertiger handwerklicher Leistung nicht annehmen darf. Die Software hilft beim Ausfüllen der Anträge und warnt den Bearbeiter, wenn er etwas vergessen hat.“


Es gibt viele Vergabeplattformen, bei denen die Unternehmen für die Nutzung und das Herunterladen der Vergabeunterlagen zahlen. Warum übernehmen hier in der Region die Kommunen die Kosten?

Christine Brockmann: „Wir haben uns dieses Modell sehr genau angeschaut und uns für einen Paradigmenwechsel entschieden. Jedes neue Angebot stößt erst einmal auf Skepsis. Um einen Anreiz zu schaffen, sind wir der Überzeugung, dass man alle „Hemmnisse“ abbauen muss. Außerdem ist unser Ziel, kommunale Ausschreibungen gerade für kleine Firmen und Betriebe attraktiv zu machen und das erreichen wir durch einen kostenlosen Zugang und eine regionale Plattform, auf der die Unternehmen alle Ausschreibungen der teilnehmenden Kommunen finden.“

„Wichtig ist die Rechtssicherheit. Die ist bei auftragsboerse.de gewährleistet.“

Die Softwarelösung, die jetzt in der Region zum Einsatz kommt, wird zum Beispiel schon in Bayern und im Kreis Ostwestfalen-Lippe verwendet. Hat das Vorteile?

Brockmann: „Wir wollten keine Experimente, sondern eine bereits am Markt etablierte Softwarelösung, die zuverlässig und rechtssicher ist. Außerdem ist durch einen großen Nutzerkreis gewährleistet, dass die Software stets weiterentwickelt wird und Gesetzesänderungen eingepflegt werden. sodass sie immer auf dem neuesten Stand ist. Und als Nutzer können wir dann auch selbst Verbesserungsvorschläge einbringen.“

Die teilnehmenden Kommunen werden in Zukunft einheitliche Formulare verwenden. War es schwierig, die Kommunen davon zu überzeugen?

Brockmann: „Es war erwartungsgemäß nicht ganz einfach, ist aber letztlich gelungen. Aus Sicht der Unternehmen ist es wirklich sehr aufwändig, wenn sie in jeder Kommune andere Formularsätze vorfinden und sich immer wieder neu einarbeiten müssen. Deshalb haben wir uns in der Region auf einheitliche Formulare geeinigt, die vom Bundesbauministerium zur Verfügung gestellt werden. Wichtig war auch hier, dass jemand die Formulare immer aktuell hält und für die Rechtssicherheit garantiert. Die Formulare werden in die elektronische Vergabelösung eingepflegt, so dass die beteiligten Kommunen direkt darauf zugreifen können.“

Jetzt gibt es aber auch Handwerker, die sich vielleicht mit der EDV schwer tun. Was machen die?

Brockmann: „Die können die Unterlagen nach wie vor per Post anfordern, dann werden allerdings Gebühren fällig. Insgesamt sind wir davon überzeugt, dass die Handwerker sehr schnell realisieren werden, dass diese elektronische Vergabelösung vielleicht am Anfang eine Herausforderung darstellt, sich dann aber als sehr nützlich für sie erweisen wird. Zudem bieten wir eine ganze Reihe von Informationsveranstaltungen an, auf denen sich die Betriebe mit dem System vertraut machen können.“

Der Verband Region Rhein-Neckar hat für die E-Vergabelösung einen vierjährigen Rahmenvertrag geschlossen. Was, wenn jetzt doch noch andere Gemeinden mit einsteigen wollen?

Brockmann: „Für die ist sozusagen der Zug leider erstmal abgefahren. Wir haben in Vorbereitung des Ausschreibungsverfahrens für die E-Vergabelösung breit informiert und dafür geworben. Allerdings ist vorstellbar, dass wir vielleicht in ein oder zwei Jahren ein weiteres Projekt aufsetzen, sofern sich in der nächsten Zeit ausreichend Kommunen dafür interessieren.“

Zur Person:
Christine Brockmann ist Projektleiterin „Wirtschaft trifft Verwaltung“ bei der Metropolregion Rhein-Neckar-GmbH.

Ansprechpartner:
Fabian Ewert
MRN GmbH
Tel.: 0621 12987-86

Info:
auftragsboerse.de bietet einen kostenlosen Zugriff auf Ausschreibungsunterlagen: „Ab sofort steht unter „auftragsboerse.de“ die neue einheitliche regionale elektronische Vergabeplattform der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) zur Verfügung. Unternehmen können dort, neben Informationen zu den aktuellen öffentlichen Ausschreibungen von 65 Kommunen aus der MRN, auch die Vergabeunterlagen kostenlos online abrufen, danach am Computer bearbeiten und via Internet an die ausschreibende Stelle übermitteln.

Eine kostenlose Bieter-Software führt dabei durch alle Stufen des Vergabeverfahrens und hilft so, Formfehler im Angebot zu vermeiden. In der Folge lassen sich sowohl bei Unternehmen als auch bei Kommunen Kosten und Zeit einsparen.

Für interessierte Unternehmen werden im Januar und Februar 2010 in Kooperation mit den regionalen Handwerks- und Industrie- und Handelskammern kostenlose Informationsveranstaltungen in Bensheim, Heidelberg, Landau, Ludwigshafen, Mannheim, Mosbach und Worms angeboten.

Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung im Internet unter www.m-r-n.com/evergabe.html. Die Verbesserung der Verwaltungsabläufe und -strukturen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge wird seit 2006 vom Verband Region Rhein-Neckar GmbH (VRRN) und deren Tochterunternehmen MRN GmbH gemeinsam vorangetrieben.

Einen schönen Tag wünscht
Das hirschbergblog